Lebenszeichen 3: Wolfram Birkel berichtet exklusiv in B&P von seiner Segeltour auf den Weltmeeren
Seit 2013 ist Wolfram Birkel, langjähriger Geschäftsführer des hit-Technoparks in Harburg, mit seiner Segelyacht auf den Meeren der Welt unterwegs. Zwei Jahre hatte er geplant, nun heißt es, er werde wohl doch länger bleiben. Bereits zwei Mal hat er einen kurzen Zwischenbericht gegeben, der dann in Business & People veröffentlich wurde. Jetzt hat er sich wieder von der RED CAT gemeldet.
Nachdem wir Anfang 2014 mehrere Monate zwischen den karibischen Inseln hin- und hergesegelt sind, trieb uns die drohende Hurrikansaison im Sommer von den British Virgin Islands über Bermuda nach Newport, Rhode Island, USA. Weiter ging es von dort an die Nordatlantische Küste bis Maine. Maine ist ein anspruchsvolles Segelrevier mit Millionen von Lobster Pods (Korbfallen für Hummer mit bis zu drei Bojen). Segeln ist hier nur bei gutem Tageslicht angesagt, da man sehr schnell einen Lobster Pod am Kiel oder am Ruder hängen hat, was uns auch, trotz aller Vorsicht, zweimal passiert ist. Dann muss ein Crewmitglied ins 12 bis 14 Grad kalte Wasser, um das Boot von den Leinen zu befreien. Die Hummer schmecken aber excellent und sind preiswert – ab 15 Dollar aufwärts.
Von Maine aus ging es südwärts, die US-Ostküste entlang. In Boston ging James, unser englischer Bootsmann, nach einem guten Jahr von Bord, und Kinley, ein junger Amerikaner, stieg bei uns ein. Die Stadt ist durch ihre geschichtlichen Schwerpunkte aus der amerikanischen Revolution, ihren alten Neuengland-Bauten, dem Hafen, großen Museen und dem lebendigen Leben hochinteressant.
Auf dem Weg nach Süden segelten wir über Cape Cod, Marthas Vineyard und Nantucket wieder nach Newport. Cape Cod ist besonders durch die Kennedys bekannt. Marthas Vineyard und Nantucket erinnerten uns ein wenig an die nordfriesischen Inseln, dort war lange Zeit das Zentrum des Walfangs. Das ganze Gebiet um Newport ist ein beeindruckendes Segler- und Wassersportgebiet, wie wir es in dem Ausmaß in Europa nicht kennen.
Besonders einmalig war dann die Einfahrt unter Segeln nach New York, vorbei an all den Wolkenkratzern und dem UNO-Gebäude, unter den riesigen Brücken hindurch, wie zum Beispiel der Brooklyn Bridge. In New York blieben wir zehn Tage und haben die Stadt eingehend besichtigt. Hervorzuheben ist die gelungene, sehr eindringliche Gestaltung des 9/11 Denkmal-Geländes mit den „Fußabdrücken“ der beiden Türme des World Trade Centers und den rundherum eingravierten Namen der Opfer. Aber auch die ersten, neu erbauten Türme können bereits bestaunt werden mit ihrer einzigartigen Architektur.
Der weitere Weg nach Süden führte uns dann den Delaware River bis nach Philadelphia hinauf. Dann war es plötzlich November, und es wurde empfindlich kalt. Wir mussten uns beeilen, vor dem Wintereinbruch wieder in wärmere Gefilde zu kommen. So segelten wir in größeren Abschnitten über Tag und Nacht gen Süden.
Anfang Dezember kamen wir im Norden von Florida auf Amelia Island an und konnten endlich wieder in kurze Hose steigen. Dort trafen wir Curt, den Großvater von Kinley, ein ehemaliger PAN AM Flugkapitän und eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Wir spielten mit viel Spass eine Runde Golf mit ihm, und er zeigte uns Amelia Island, seine Wahlheimat. Den Rest des Dezembers verbrachten wir segelnd im südlichen Florida.
Wir trafen so viele nette, offene und freundliche Menschen an der US-Ostküste, erfuhren sehr oft erstaunten Respekt, wenn jemand realisierte, dass wir von Deutschland hierher gesegelt waren. Oft wurden wir dann auch auf den großartigen Gewinn der Fußballweltmeisterschaft angesprochen, die wir selbst in Newport erlebten. Einmal zeigte uns ein Kellner sogar seine Brieftasche, in der er ein Foto von Klose hatte.
Unsere weitere Reise geht jetzt über Kuba, Jamaica nach Panama und wird uns dann in den Pazifik führen. Nach den USA wird dies sicher wieder eine ganz andere Welt sein, auf die wir ganz gespannt sind.
Viele Grüße von Bord der RED CAT
Wolfram Birkel mit Marret Koll und Crew