Vier Länder – Eine Region?

Foto: Süderelbe AGDr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG, freut sich auf eine noch intensivere Zusammenarbeit mit der IHK Lüneburg-Wolfsburg. || Foto: Süderelbe AG

Dr. Olaf Krüger, Sprecher des Wirtschaftsförderungsrates, über Chancen und Nachholbedarf der Metropolregion Hamburg.

Die Metropolregion Hamburg ist weiterhin ein expansives Gebilde, von dem sich die Befürworter mehr Schlagkraft für den gesamten Wirtschaftsraum erhoffen. Die Kritiker vermissen häufig genau das: Schlagkraft. 2017 rückt mit Schwerin sogar die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern in den Kreis der Metropolregion Hamburg vor, die dann ein Gebiet von Schwerin bis Cuxhaven sowie Rotenburg/Wümme bis Fehmarn umfasst. Was diese Orte verbindet? Zunächst einmal nicht viel, es sei denn die Hoffnung, von der Wirtschaftskraft Hamburgs zu profitieren. Dass diese Beziehung aber deutlich mehr als eine Einbahnstraße ist, betont Dr. Olaf Krüger, Vorstand der Süderelbe AG und noch bis Ende des Jahres Sprecher des Wirtschaftsförderungsrates.

„Enorme Sogwirkung“

„Hamburg entfaltet in der Tat eine enorme Sogwirkung. Mit dem Altkreis Parchim und der Landeshauptstadt Schwerin kommt nun ein weiterer geografischer Bereich hinzu. Die Stadt Neumünster gehört ebenso dazu wie der Landkreis Uelzen. Ich denke, man tritt niemandem zu nahe, wenn man feststellt, dass all diese Orte für sich genommen auf der europäischen Landkarte wirtschaftlich nicht oder kaum wahrnehmbar sind, als Metropolregion Hamburg hingegen schon. Hier besitzt man Schlagkraft“, sagt der SAG-Vorstand. „Die andere Seite: Hamburg allein ist mit seinen
1,8 Millionen Einwohnern auf der internationalen Landkarte immer noch zu klein. Die Hansestadt braucht das Umland, um einen Wirtschaftsraum mit fünf Millionen Menschen darzustellen. Hinzu kommen Themen- und Fragestellungen wie der zukünftige Flächenbedarf für Wohnen und Gewerbe. Hier stößt ein Stadtstaat an natürliche Grenzen. Wir können also von einer symbiotischen Beziehung sprechen, die entwicklungsfähig ist.“ Was läge aus Hamburger Sicht also näher, als mit den Nachbarn konsequent gemeinsame Sache zu machen? Krüger: „Trotz positiver Entwicklungen gibt es nach wie vor eine Hemmung durch die politisch-administrativen Grenzen. Wenn wir uns mal Stuttgart und München anschauen, haben wir gänzlich andere Voraussetzungen. München und sein starkes Umland gehören zu Bayern. Stuttgart und die Nachbarkreise gehören zu Baden-Württemberg. In beiden Fällen ist Landesförderung kein Problem. Die Metropolregion Hamburg umfasst mit der Hansestadt, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gleich vier Bundesländer – so viele wie in keiner anderen Metropolregion Deutschlands. Das macht es so kompliziert.“

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Gemeinsame Strategie wünschenswert 

Das Ergebnis des vorrangigen Blicks auf Landesinter-essen ist ernüchternd. Krüger: „Die Metropolregion Hamburg verfügt heute beispielsweise über keine gemeinsame Innovations- und damit Wachstumsstrategie. Es gibt zwar die jeweils bilateralen Förderfonds der Metropolregion, aber viele Fördertöpfe sind auf die jeweiligen Länder beschränkt und machen an den Landesgrenzen halt. Und was völlig unterentwickelt ist: der gemeinsame Außenauftritt. 2017 plant der Wirtschaftsförderungsrat daher erstmals die Ausrichtung einer gemeinsamen Veranstaltung in Berlin. Unser Wunsch ist es, die Aufmerksamkeit für die Metropolregion Hamburg auch im politischen Berlin zu stärken.“ Ein erster Schritt, denn die Metropolregion ist insgesamt zu wenig präsent. Beispielsweise gibt es weder einen regelmäßigen Auftritt bei Veranstaltungen wie der „Europäischen Woche der Regionen und Städte“ in Brüssel noch bei bedeutenden Messen. Eine Ausnahme ist die Expo Real in München. Hamburg dominiert den Auftritt auf der Immobilienmesse aber deutlich. Krüger ist ein klarer Befürworter der Metropolregion Hamburg. „Der politische Wille ist erklärtermaßen vorhanden, aber in der Umsetzung, insbesondere bei Wirtschaftsthemen, gibt es noch viel Luft nach oben. Was fehlt ist, meines Erachtens die klare Direktive, gemeinsame Sache zu machen. Die formalen Grundlagen sind mit Staats- und Kooperationsvertrag ja seit langem einem vorhanden.“ wb