Barry Guy: „Die traditionelle Musikbranche an sich ist zusammengebrochen. Die Verbreitung von Titeln über neue Medien, digitale Streaming-Dienste und YouTube sowie der Einbruch im CD-Verkauf hat viele Künstler, auch im nichtchristlichen Bereich, an existenzielle Grenzen gebracht. Die Branche hat das viel zu spät erkannt. Und die christliche Künstler- und Verlags-szene, die wahrscheinlich nur ein Prozent ausmacht, noch später. Jetzt ist eine neue Business-Struktur gefragt. Wir müssen neue Wege in der Vermarktung finden und gehen, um christliche Künstler zu unterstützen. Dabei ist es in Deutschland eigentlich gar nicht so dramatisch – CD-Verkäufe finden noch statt. Zurzeit erholt sich der Musikmarkt, doch die Möglichkeiten für Künstler, ein ordentliches Einkommen zu erzielen, haben sich verändert. Ein guter Titel allein reicht nicht mehr – es kommt auf die professionelle Vermarktung mit allen Facetten an: Live-Auftritte, Merchandising, Werbung, Sponsoren und natürlich CD-Verkäufe.“
Jens Böttcher kann ein Lied davon singen: Er hat mit seinem „Orchester des Himmlischen Friedens“ mehrere Alben herausgebracht und weiß, wie schwer es ist, als Künstler zu überleben. „Das ist ein harter Weg. Gute Musik allein reicht nicht, du brauchst eine Community von Fans. Die aufzubauen, kostet Zeit und Einsatz.“ Die sozialen Netzwerke, eigentlich schon auf der Soll-Seite genannt, werden so zum Vorteil – wenn sie richtig genutzt werden. Und das kostet wiederum viel Zeit und Ausdauer. Barry Guy: „Wir können diese Synergien nutzen. Künstler müssen heute viel aktiver in die Promotion-Arbeit eingreifen. Das ist ein Teil des Weges.“
Dass es christliche deutsche Titel nicht auf die Sendelisten schaffen, erklärt Guy unter anderem so: „Die Dominanz der englischsprachigen Titel im deutschen Radio führt zu Oberflächlichkeit. Der Hörer ist es nicht gewöhnt, sich mit den Texten zu beschäftigen. Und mit tiefgreifenden Texten schon gar nicht.“ Allerdings gebe es mittlerweile eine bemerkenswerte Gegenbewegung – beispielsweise durch erfolgreiche Künstler wie Sarah Connor, Laith Al-Deen, Silbermond und Xavier Naidoo. Das beflügelt Jens Böttcher: „Millionen Menschen haben Fragen – das ist unsere Lücke.“