Mensch. Macht. Maschine.

Foto: B&PThorsten Wefelmeier || Foto: B&P

Die KI-Kolumne von Thorsten Wefelmeier.

„Hey SIRI, spiel Musik . . .“ und es erschallt wie aus dem Nichts unser Lieblings-Song. Die „virtuellen Assistenten“ Siri, Alexa, Google Assistant & Co. führen für uns Dinge auf Zuruf aus. Routen, Rezepte, Reservierungen – alles kein Problem. Der Mensch befiehlt, und die Maschine macht. Ist der Befehl für die Maschine zu unpräzise, bittet der virtuelle Helfer um Konkretisierung. Ein einfaches „Okay“ suggeriert uns „Ich habe verstanden: Du willst Musik hören“. Über die dann anschließende Frage „Was möchtest du hören?“ tritt der virtuelle Assistent mit uns gefühlt in eine Art Kommunikation ein, wenn auch nur in ein einfaches Frage- und Antwortspiel.

Was hat das nun mit Künstlicher Intelligenz zu tun? Maschinen treten mit uns in einen virtuellen Dialog. Sie „lernen“, aus unseren Antworten Schlagworte zu filtern, Begriffe abzuleiten, logisch miteinander zu kombinieren, eigene „Arbeitsabläufe“ zu optimieren und vernetzt Informationen auszutauschen. All dies sind Eigenschaften, die wir mit dem Begriff der menschlichen Intelligenz verbinden. Und eben jene Eigenschaften werden in computerbasierten Systemen wie unter anderem den Sprachassistenten in Form von Algorithmen abgebildet – „selbstlernende Systeme“ lautet in dem technischen Kontext der KI der zentrale Begriff.

Auch wenn die menschliche Intelligenz weit mehr umfasst als nur die „logischen“ Fähigkeiten des Kombinierens und Optimierens, so kratzt die maschinelle Evolution der Künstlichen Intelligenz mit der Fähigkeit zum Selbstlernen am Sockel des Menschseins.

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KI ist nicht kreativ

In diesem Zusammenhang warnt der Oxford-Philosoph Nick Bostrom in seinem Buch „Superintelligenz: Szenarien einer kommenden Revolution“ davor, dass die Künstliche Intelligenz die letzte Erfindung sein könnte, die der Mensch machen wird. Dies ist aber wohl eher eine philosophische als eine technische Frage. Rational betrachtet wird die Künstliche Intelligenz immer das bleiben, was sie ist – künstlich: mathematische Algorithmen, die von Menschen erdacht und programmiert werden. Sie können nur das widerspiegeln, was wir als Menschen zulassen. KI ist nicht kreativ. Sie kann sich nicht vermehren oder sich selbst „neue Lebensformen“ erschaffen. Die menschliche Lebenswirklichkeit ist zu komplex, als dass sie sich in Daten und Algorithmen abbilden ließe. Dennoch können uns die selbstlernenden Assistenten in vielen Bereichen des täglichen Lebens unterstützen, da sie einfache und reproduzierbare Abläufe schneller und effizienter ausführen können als der Mensch.

Die ethischen und moralischen Fragestellungen, die es fernab der reinen Technologie zu diskutieren gilt, sind in den gut 250 Jahren der industriellen (R)Evolution nahezu identisch geblieben. Wer macht: Maschine oder Mensch? Wer hat die Macht: Mensch oder Maschine? Was ist machbar? Was darf machbar sein? Wer behält die Macht über das, was machbar sein wird?

Den ökonomischen und gesellschaftlichen Wandel, den technologische Entwicklungen mit sich bringen, hat man in der Vergangenheit nicht aufhalten können und wird es auch heute nicht. Aber jetzt sind wir es, die gefordert sind und es in der Hand haben, die kommenden Entwicklungen zu lenken und zu gestalten. Nutzen wir also die Chancen, die uns die Unterstützung der KI bietet, und treten in den virtuellen Dialog zwischen Mensch und Maschine ein.

In diesem Sinne – ich bestelle mir jetzt eine Pizza. „Hey Siri . . .“

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π Fragen an den Autor? Thorsten Wefelmeier ist seit mehr als 25 Jahren als Unternehmensberater im Bereich der betrieblichen Prozess­optimierung tätig. Als Logistik-
Ingenieur konzipiert er Logistik-
Lösungen im Umfeld des EAI auf SAP-Basis und seit gut zwölf Jahren der KI. Er berät insbesondere Kunden aus dem Mittelstand und der Industrie. Kontakt: 0151-50 42 73 00

>> Web: www.sequence6.de