Kolumne von Martin Mahn, Geschäftsführer der Tutech Innovation GmbH und der Tutech Hamburg GmbH
Oh je, es ist wieder Montag. Und die Fahrt ins Büro steht an. Habe ich zwei Tage erfolgreich verdrängt. Am Wochenende lässt sich das Thema Verkehr nämlich trefflich ausblenden. Wenn man auf dem Land wohnt. Normalerweise brauche ich 30 Minuten aus dem Süden in den Harburger Binnenhafen. Normal ist aber seit Monaten gar nichts mehr. Wenn die Staumeldungen für die Metropolregion im Radio bereits deutlich länger als die Nachrichten sind, läuft definitiv etwas falsch.
Blick aufs Handy – Verkehrsflussanzeige. Aber der digitale Assistent nützt leider nichts – alles ist rot. A1 dicht. A7 dicht. Um- und Auswege auch dicht, Schleichwege dicht. Alles rot. Das inzwischen fast täglich. Und zwar auch ohne Unfälle. Die führen dann regelmäßig zum totalen Verkehrskollaps. Gern genommen: Blindes Auffahren auf ein Stauende. Eigentlich kein Wunder, denn Trucker durften noch bis vor kurzem während der Fahrt so ziemlich alles machen. Erst seit Oktober 2017 wird die „missbräuchliche Nutzung elektronischer Geräte im Führerhaus“ gemäß StVO mit 100 Euro Geldbuße und einem Punkt geahndet. Da fällt mir vor Staunen die Kinnlade bis zu den Zehen. Bin ich dann mal auf der Autobahn, komme ich kaum wieder runter: Lasterschlangen bis zum Horizont; gerne auch auf zwei der drei Fahrspuren. Kurz vor der Ausfahrt Harburg muss ich stets auf das genervte Einsehen eines Fahrers hoffen, der mich nach rechts einscheren lässt. Kein gutes Gefühl mit einem Mini zwischen den Trucks. Vor allem, wenn die Fahrer TV schauen oder am Handy daddeln. Wer jetzt sagt, na, dann nimm doch die Bahn – dem sei geantwortet: Würde ich ja, nur leider wurde der Bahnhof in unserem Ort vor einigen Jahren stillgelegt – unwirtschaftlich. Ich könnte dort ab und zu in einen Güterzug springen, aber die fahren nur nachts. Und die Anfahrt zu anderen Bahnhöfen ist blockiert (wie in Maschen durch die marode Decatur-Brücke) oder eben auch zugestaut.
Auf den Zug springen?
Jahrelang wurde unsere Infrastruktur auf Verschleiß gefahren. Richtig, dass nun saniert wird (und bei dieser Gelegenheit auch gleich Highspeed-Glasfaser einbauen . . . !), aber doch bitte nicht alles gleichzeitig. Kommt mir wie ein Wettbewerb zwischen A1 und A7 vor – wie erzeugt man mehr Stau? – und weniger wie eine konzertierte Aktion (oder vielleicht gerade?). Apropos Aktion: Die ist auf zahlreichen Baustellen oft zu vermissen. Ist es denn nicht zumutbar (zumindest auf vielbefahrenen Strecken), auch am Abend und in der Nacht arbeiten zu lassen? Auch über neue Elbquerungen muss wieder gesprochen werden. Der gesamte Nord-Süd-Lkw-Verkehr der Republik geht über Hamburgs zwei Nadelöre im Westen und Osten. Inklusive Reise-Blechlawinen in den Ferienstoßzeiten. Das kann doch einer Stadt nicht dauerhaft zugemutet werden.
Dringend sollten auch Investitionen in alternative Lösungen erfolgen, die den Verkehr reduzieren, steuern und wieder sicherer machen. Hamburg ist doch Logistik-Kapitale und wird den ITS-Kongress ausrichten. Da wird doch was gehen! Es muss! Denn wird diese Lage zum Dauerzustand, ist für Hamburg nicht nur der volkswirtschaftliche Schaden groß.