Thorsten Wefelmeier konzipiert selbstlernende Systeme – auch für den Mittelstand
Egal ob Arnold Schwarzenegger als Terminator oder Transformer Optimus Prime im Kampf gegen den übermächtigen bösen Megatron – wenn Maschinen menschlich werden und noch dazu geradezu außerirdische Kräfte entwickeln, dann steigt die Spannung im Kinosessel. Ein Spiel mit der Angst – übernehmen die Maschinen am Ende die Macht? Werden sie schlauer als ihre Entwickler und unbesiegbar? Es ist kein Zufall, dass Thorsten Wefelmeier auf den Schachcomputer verweist, wenn er erklärt, was Künstliche Intelligenz (KI) eigentlich kann. Nämlich Abläufe analysieren, erkennen und verbessern. Das klingt weitaus weniger emotional als ein mitleidender Terminator, bringt Schachspieler aber dennoch zur Verzweiflung.
Der 54-Jährige, Gründer des Unternehmens sequence 6 artificial intelligence, kennt die üblichen Vorbehalte, wenn es um KI geht. Als selbstständiger Unternehmensberater bewegt er sich seit vielen Jahren an der Schnittstelle zwischen der Mathematik und dem Anwender. Thorsten Wefelmeier ist sozusagen der Architekt selbstlernender Systeme – er baut die Brücke zwischen der Entwicklung von Algorithmen einerseits und dem Anwenderwunsch andererseits.
Von Haus aus ist der gebürtige Ostwestfale Logistik-Ingenieur: „Ich war fünf Jahre Logistikleiter und bin danach in die Beratungsbranche gewechselt und war maßgeblich am Aufbau einer Consultingfirma beteiligt. Über diese Schiene bin ich vor mehr als zwölf Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes – gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium – auf das Feld der automatisierten Disposition von Ersatzteilen mittels der KI gekommen und seitdem als selbstständiger Berater tätig. In den gut 25 Jahren meiner Beratertätigkeit war ich vom Flugzeug über Tabletten und Creme bis zur Cola-Flasche in unterschiedlichsten Branchen unterwegs: Ich bin also längst kein Gründer mehr. Immer ging es dabei um Intralogistik, also die Optimierung von internen Prozessen. Und dabei spielt die KI eine zunehmend wichtige Rolle.“ Ein bisschen Gründer ist Thorsten Wefelmeier dennoch, denn er ist überzeugt: „KI ist nicht nur etwas für die großen Fische im Teich der deutschen Wirtschaft, sondern gerade auch für den klassischen Mittelstand, der sich jetzt gut für die Zukunft rüsten muss.“
Er sagt: „Die Optimierung von Materialbeständen, Reihenfolgenplanungen oder auch des Personaleinsatzes kann mit selbstlernenden Systemen unterstützt werden. Das wären beispielsweise Ansätze, sich mit dem Thema zu befassen.“ Thorsten Wefelmeier greift dazu auf ein Netzwerk von Programmierern, Mathematikern und Datenanalysten zurück, die zum Einsatz kommen, um entsprechende Systeme zu schaffen. Seine Erfahrung: „KI löst bei vielen Menschen Ängste aus. Da geht es vor allem um den befürchteten Verlust des Jobs. Bei Buzz-Wörtern wie Machinelearning, Neuronale Netzwerke und Deep Learning zucken viele Leute zusammen – das ist eine fremde Welt. Und fremd wird vielfach als Bedrohung empfunden.“
Dass Thorsten Wefelmeier Erdung hat, zeigen seine Hobbies: Golfen und Kutsche fahren. Der Pferdeliebhaber wohnt mit seiner Frau in Asendorf. Ganz bewusst, wie er sagt: „Hamburg ist hip, aber ich habe entschieden, hier zu leben und auch hier in der Region zu arbeiten, die mittelständisch geprägt ist.“ Seit 2019 hat er sein Büro im ISI. Für B&P liefert er ab sofort eine KI-Kolumne, die sich auch mit ethischen Fragen befassen wird. (Seite 27). wb
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