Karriere-Frau oder Super-Mutter?

Personal 4 you – Kolumne von Corinna Horeis, Diplom-Kauffrau und Personalberaterin

Frauen tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg einer Volkswirtschaft bei. Es ist sogar bewiesen, dass mit steigendem Beschäftigungsniveau von Frauen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wächst. Das klingt logisch. Was nicht logisch ist, dass Frauen der Einstieg, Wiedereinstieg und der Aufstieg auf dem Arbeitsmarkt seit Jahrzehnten schwerer gemacht wird als männlichen Kollegen. Hauptgrund ist einzig und allein, dass Frauen schwanger werden – und nicht die Männer.

Mehr als die Hälfte der Abiturienten, 50 Prozent der Hochschulabsolventen und 45 Prozent der Promovierenden sind weiblich. Beste Voraussetzungen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland als Fach- und Führungskraft, Wissenschaftlerin, Unternehmerin innovativ und dynamisch zu halten. Der demographische Wandel begünstigt sogar die Notwendigkeit, Frauen und Mütter stärker in den Arbeitsmarkt zu involvieren, wenn wirtschaftlicher Zuwachs und Wohlstand beibehalten werden sollen. Es macht demnach keinen Sinn, Mädchen und Frauen teuer auszubilden und dann, nachdem sie Mutter geworden sind, hinter den Herd zu schicken.

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In Deutschland gibt es viele Potenziale, um die Bedingungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich Einkommensgerechtigkeit, Zugang von Frauen zu Beschäftigungsmöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit zu verbessern. Im Ländervergleich sind laut der Studie „Women in Work Index“ von PwC (2019) die skandinavischen Länder Spitzenreiter für Frauen auf dem Arbeitsmarkt, gefolgt von Neuseeland, Slowenien, Polen, Luxemburg und Belgien. Deutschland liegt auf Rang 18 von 33 untersuchten OECD-Ländern.

Der Anstieg bei der Beschäftigung von Frauen würde einen deutlichen Wirtschaftszuwachs begünstigen. Wäre beispielsweise das Beschäftigungsniveau in Deutschland gleich hoch wie bei Männern, würde das BIP um zwölf Prozent steigen, so die Berechnungen von PwC.

Die Einkommenslücke liegt in Deutschland zwischen Männern und Frauen bei 21 Prozent. In Luxemburg liegt der Gender Pay Gap bei nur vier Prozent. Frauen arbeiten hierzulande häufiger in schlecht bezahlten Branchen wie Gesundheit, Pflege und Bildung oder arbeiten befristet oder in Teilzeit. Nur 63 Prozent der Frauen arbeiten in Vollzeit.

Babypause = Karriereknick

Die Babypause ist in Deutschland gleichbedeutend mit dem Karriereknick. Frauen stehen im Konflikt zwischen Karriere-Frau und Super-Mutter. Kinder würden doch darunter leiden, wenn Mütter berufstätig wären. In (West-)Deutschland hat die Bevölkerung eine völlig andere Meinung zur Fremdbetreuung als in anderen Nationen. In Frankreich werden Kinder ab dem ersten Lebensjahr fremdbetreut, und es hat sich keine auffällige Gesellschaft daraus entwickelt, die überaus an Schlafstörungen, Beziehungsunfähigkeit und Aufmerksamkeitsdefiziten leidet. Ich stelle mit großer Erleichterung fest, dass zunehmend Väter Elternzeit nehmen. Zwar nicht zwölf Monate wie die meisten Frauen, doch zumindest einen Teil davon. Der anfängliche Aufschrei in der Wirtschaft sowie abfällige Bemerkungen gegenüber den mutigen Vätern ist nahezu verebbt. Es wird mehr und mehr zur Normalität und trägt dazu bei, dass den Frauen der alleinige Druck genommen wird.

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Es bedarf Veränderungsbereitschaft in unserer Männer-geprägten Wirtschaftswelt und in unserer Gesellschaft, um Frauen zu fördern. Die Politik kann Rahmen schaffen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und somit Vollbeschäftigung von Frauen zu fördern. Und will Deutschland den Anschluss nicht verpassen, sind die Unternehmen gefragt, offen zu sein für mehr Weiblichkeit in den Chefetagen.

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corinna@horeis-consult.de