Vor kurzem fand mal wieder eine der zahlreichen Veranstaltungen zu Digitalisierung und Industrie 4.0 statt. Ein Software-Entwickler stellte seine neue App vor, mit der Freunde und Bekannte im Umkreis gemeinsame Essenswünsche zusammentragen und sich dann schließlich in einem Restaurant treffen können – eine Anwendung, bei der sich Fragen nach der Sinnhaftigkeit digitaler Unterstützung aufdrängen. Wo ist der wirkliche Mehrwert – und für wen? Wieviele Apps lassen sich überhaupt noch parallel von einem Anwender nutzen? Oder auch: Wieviel Speicher brauche ich zukünftig auf meinem Mobilgerät? Und wie häufig muss ich es laden? Am Tag, versteht sich.
Sehr viel anspruchsvoller scheint da schon das Projekt eines Kollegen zu sein. In einer Semesterarbeit beschäftigen sich Studenten mit dem Thema Bluetooth Low Energy. Das ist eine Technologie, die bereits im Jahr 2001 als Projekt bei Nokia gestartet wurde und heute in vielen Mobiltelefonen verfügbar ist. Es handelt sich dabei um einen Datenaustausch zwischen Geräten im Nahbereich von zehn Metern. Damit lassen sich beispielsweise Besucherströme messen. Das Projekt wird übrigens bei einem Hersteller für Sanitärtechnik zur produkt- und standortbezogenen Information von Besuchern auf Messen und in Ausstellungsräumen getestet.
Auch der 3D-Drucker ist auf dem Vormarsch und produziert bereits beachtliche Ergebnisse. Neben dem Einsatz in traditionellen Branchen der Produktionswirtschaft finden sich galoppierend weitere Einsatzgebiete, die für viele von uns immer noch unvorstellbar sind. Oder können Sie sich vorstellen, zukünftig Ihre Pasta oder Pizza selbst zu drucken? Recherchieren Sie doch mal unter „Food Printer“ und erinnern sich an die Vorbehalte gegenüber der Mikrowelle vor 30 Jahren.
Der eingangs erwähnte App-Entwickler präsentierte seine Lösung übrigens vor Unternehmern, die Informationstechnologie noch in den klassischen administrativen und produktionsunterstützenden Bereichen einsetzen. Plötzlich stand einer der Zuhörer auf und stellte fest: „Ich glaube, mit dieser App werde ich ein großes Problem in meiner Firma lösen können . . .“ Er ist Produzent von Kantinenessen und beliefert zahlreiche Kunden mit teils vor Wochen vorbereiteten Gerichten. Diese werden gekocht, eingefroren und dann vor Auslieferung an den verschiedenen Standorten wieder aufgetaut. Mit der vorgestellten App könnte viel kurzfristiger disponiert werden – abgesehen einmal von einer erheblicheren Qualitätssteigerung (Frische) und der verbesserten Kundenorientierung.
Spannende Zeiten für Konsumenten und Unternehmen. Wie sind Sie darauf vorbereitet? Was ist der Plan?
Ihr
Horst Tisson
Fragen an den Autor? horst.tisson@tisson.com