Dipl.-Ing. Jürgen Enkelmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg.
Unternehmen aus Deutschland genießen einen guten Ruf. Dank ihrer innovativen Produkte und Dienstleistungen kamen sie gut durch die Krisenjahre. Auch von der Finanzierungsseite kommen gute Nachrichten: Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren weniger Kapital benötigt, um ihr Umlaufvermögen zu finanzieren. Das Working Capital ging nach Berechnungen der PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) in 2013 um 7,9 Prozent zurück. Die Unternehmen setzen also weniger Kapitel ein, um Forderungen zu begleichen, ihr Lager zu unterhalten oder Verbindlichkeiten zu finanzieren. Dennoch könnten weitere Mittel, zum Beispiel für Wachstumsfinanzierungen, freigesetzt werden, wenn sie nicht länger im Umlaufvermögen gebunden wären. Denn im internationalen Vergleich zählen deutsche Unternehmen hier zu den Schlusslichtern. Lediglich Skandinavien, die Schweiz, Indien und der Mittlere Osten kommen auf noch schlechtere Werte.
Damit dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann, muss IT eine zentrale Rolle im Produktionsbereich spielen. Big Data ist in aller Munde, aber die Erfassung und Analyse von Echtzeitdaten ist eher die Ausnahme als die Regel. Dabei gibt es hierzulande keinen Mangel an nationalen und regionalen Initiativen, die das Thema voranbringen sollen: beispielsweise die von den Bundesministerien für Wirtschaft und Bildung jetzt neu und breiter aufgesetzte Plattform Industrie 4.0 oder die kürzlich von Fraunhofer-Gesellschaft und Bundesregierung initiierte Industrial Data Space.
Aber vor allem kleinere Unternehmen beschäftigt das Thema kaum. Oder die Unternehmer treibt die durchaus berechtigte Sorge um, wie die Datensicherheit in der digitalen Produktion sichergestellt werden kann. Deshalb bereiten wir zusammen mit regionalen Partnern ein Förderprogramm vor, das Unternehmen mehr Entscheidungssicherheit bei IT-Investitionen und der Beantwortung damit verbundener Fragen geben soll. Unter dem Namen „Produktion+“ stellen Stadt und Landkreis Lüneburg Haushaltsmittel bereit, um Innovationsfördermittel des Landes Niedersachsen für die Beschreibung unternehmensspezifischer Aufgabenstellungen und die Sicherung von Projektfinanzierungen nutzen zu können. Die erforderlichen Produkte und Standards für die Vernetzung von Industrieanlagen und die Analyse von Echtzeitdaten, zum Beispiel für präventive Instandhaltungsstrategien, sind da. Sie müssen nun in die Fertigungs- und Unternehmensprozesse eingeführt werden. Je länger Unternehmen mit der intelligenten Nutzung häufig bereits vorhandener Daten warten, umso schneller schmilzt der Wettbewerbsvorteil Qualität.
Fragen an den Autor: enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de