Kolumne: Hauptsache sicher! Von Sina Schlosser, Prokuristin der Speditions-Assekuranz Versicherungsmakler GmbH
Wer am Samstag sein Auto waschen will, der braucht viel Geduld, denn meistens bilden sich lange Schlangen vor den Waschstraßen der Republik. Vornehmlich Männer trifft man hier an, die mit einer unsagbaren Liebe fürs Detail jede Felge und Scheibe des innig geliebten Kraftfahrzeuges auf Hochglanz polieren. Solch einen Einsatz und Spaß an Reinigungsarbeiten wünscht frau sich ganz sicher auch im Haushalt von ihrem Mann.
Da verwundert es nicht, dass wie jedes Jahr und passend zum beginnenden Herbst die Kfz-Versicherer Funk und Fernsehen mit Werbung überströmen und den Verbraucher zum Wechsel animieren wollen. Der 30. November ist in Deutschland der traditionelle Stichtag zum Wechsel der Kfz-Versicherung. Vermeintlich fast umsonst gibt es die neuesten Tarife. Ich habe Werbung gesehen, da war die Rede von einer jährlichen Prämie von unter 100 Euro pro Kfz. Ob das realistisch ist? Ganz klar ja! Aber nur, wenn Sie zwischen 35 und 37 Jah
re alt sind, verheiratet, am besten Kinder haben und eine unkündbare Festanstellung (am besten verbeamtet), Wohneigentum inklusive einer verschlossenen Garage besitzen, niemand sonst Ihr Auto nutzt und Sie maximal 2500 Kilometer im Jahr fahren. Nichts leichter als das . . . Aber Vorsicht: Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, denn es ist immer die Rede von Beiträgen „ab“ 100 Euro.
Heutzutage geht es zudem sehr einfach: bequem von der Couch online die Daten eingeben, vorausgesetzt man kennt den Schadenfreiheitsrabatt, die Typ- oder Regionalklasse, und schon spucken die bekannten Vergleichsportale laut eigener Aussage den besten und günstigsten Tarif aus. Aber ist das auch so? Wie neutral sind diese Daten, wenn die Versicherer unterschiedliche Provisionen für die Vermittlung bezahlen und zudem gar nicht alle vorhandenen Tarife aller Versicherungsgesellschaften dort abgefragt werden?
Am allerwichtigsten ist auf jeden Fall der Deckungsschutz, nicht der Preis. Das Kleingedruckte ist hier absolut kriegsentscheidend! Für mich sind Versicherungen Alltag, aber woher soll der Laie wissen, worauf zu achten ist? Versicherungsbedingungen sind gern bis zu 30 Seiten lang, und vermeintliche Einschlüsse werden durch Obliegenheiten und verschachtelte Formulierungen wieder ausgehebelt.
Die klassische Haftpflicht- und Kaskoversicherung kennt vermutlich noch jeder, aber auch den Unterschied zwischen einer Teil- und einer Vollkaskoversicherung? Hier ist Vorsicht geboten, denn jeder Versicherer definiert diese nach seinem eigenen Ermessen.
Nehmen wir als Beispiel ein klassisches Unfallereignis: den Zusammenstoß mit einem Tier.
Version 1: Man fährt bei Dunkelheit und kollidiert mit einem Reh. Eindeutig Teilkasko? Ja, und das gilt für jeden Tarif!
Version 2: Man fährt bei Dunkelheit und kollidiert mit einer Kuh. Eindeutig Teilkasko? Ein ganz klares Nein! Viele Versicherer beschränken die Deckung auf den Zusammenstoß mit Rotwild, sprich Rehe, Hirsche und Co. Andere Versicherer wiederum Beschränken die Deckung auf
Wildtiere.
Kühe sind zwar oft braun, aber auch mit ganz viel Fantasie keine Rehe. Beim Zusammenstoß mit einer Kuh oder jeder anderen Art von Tier außer Rotwild würde man ohne eine Vollkaskoversicherung somit leer ausgehen.
Solche Beispiele könnte ich für jede andere Art von Schaden aufführen. Wussten Sie zum Beispiel, dass über die Vollkaskoversicherung keine Deckung besteht, wenn ein Pkw mit dem festverbundenen Wohnwagen durch Schleudern kollidiert und einer oder beide beschädigt werden? Hierfür benötigen Sie eine zusätzliche Versicherung für Betriebs- Bruch- und Bremsschäden.
Vor etlichen Jahren dröhnte der Spruch „Geiz ist geil“ eines Elektrofachmarktes durch die Radios – ein Gegenentwurf zu dem alten Spruch „Qualität hat ihren Preis“. Ich persönlich finde beide nicht zeitgemäß. Man sollte nicht unnötig Geld verschwenden, aber ist geizig zu sein wirklich ein gutes Attribut? Dennoch: Versicherungen zu vergleichen, kann sich auf jeden Fall lohnen. Gerade wenn ältere Versicherungstarife vorliegen oder sich die Lebenssituation verändert, lassen sich pro Jahr schnell mehrere 100 Euro einsparen.
Wichtig zu wissen: Die teuerste Versicherung ist nicht automatisch die beste und die günstigste nicht zwangsläufig die schlechteste. Ein Tipp am Rande: Online-Versicherer sind oft um einiges günstiger, haben zum Teil (!) auch gute Tarife. Wer aber Wert auf schnellen Service und einen Ansprechpartner vor Ort wünscht, sollte hier aufpassen. Der günstige Preis kann leider nur durch Einsparungen an der teuersten Position eines jeden Betriebes erfolgen: den Mitarbeitern.
Ich empfehle daher jedem, sich unabhängig und kostenfrei von einem Makler beraten zu lassen. Und wenn Sie es in diesem Jahr nicht geschafft haben – der 30. November kommt wieder, versprochen!
Fragen an die Autorin zu diesem Thema?
Sina.Schlosser@speditions-assekuranz.de
Sina Schlosser ist seit mehr als zehn Jahren im Bereich Versicherungen tätig und seit vielen Jahren Prokuristin und Gesellschafterin der
SPEDITIONS-ASSEKURANZ Versicherungsmakler GmbH. Das Inhabergeführte Unternehmen hat seinen Sitz in Hollenstedt. Seit mehr als 30 Jahren sind die gut 20 Mitarbeiter für nationale und internationale Kunden tätig. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Gewerbekunden.