KOLUMNE Von Jürgen Enkelmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft mbH für Stadt und Landkreis Lüneburg
Wenige Berufsbilder halten mit der Digitalisierung Schritt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Durch die rasante technische Entwicklung der vergangenen Jahre zum Beispiel in den Bereichen kollaborierender Roboter, der digitalen Bilderkennung oder auch der virtuellen Realität sind neue Tätigkeiten entstanden, die für die weitere Ausübung zahlreicher Berufe unverzichtbar werden. Damit hängt die Zukunftsperspektive vieler Beschäftigter davon ab, wie schnell sich diese Veränderungen in den Aus- und Weiterbildungsangeboten von Schulen, Berufs- und Hochschulen niederschlagen.
Geschätzt wird, dass es in sechs Jahren etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätze in der bisherigen Form nicht mehr geben wird, gleichzeitig entstehen aber genauso viele Arbeitsplätze mit neuen Tätigkeitsmerkmalen. Von dieser Entwicklung sind sowohl Fertigungs- als auch Dienstleistungsberufe betroffen. Allein die Tatsache, dass die sogenannte Generation Y mit modernen Informations- und Kommunikationsmedien aufgewachsen ist und diese im Alltag nutzt, sagt aber nichts darüber aus, ob sie für die Anforderungen eines langen Berufslebens besser gerüstet ist. Denn die Digitalisierung ist nicht nur eine technische Herausforderung. Sie verändert die Art und Weise wie zukünftig gearbeitet wird. Insofern werden Selbstmanagement, Kommunikationsstärke und Kooperationsbereitschaft wichtiger.
Die Herausforderung ist groß und kann einem von ideologisch hoch aufgeladenen Strukturdebatten erschöpftem Bildungssystem sicherlich nicht allein überlassen werden. Hierfür sind neue Ideen, aber vor allem neue Bündnisse erforderlich. Ermutigend ist, dass es interessante Ideen für eine Neuorientierung des Lernens gibt. Man musste nur die weltweit größte Bildungsmesse didacta, Ende Februar in Hannover, besuchen, um fündig zu werden. Dabei fiel auf, dass die Kompetenzen zum zielgerichteten Umgang mit digitalen Medien immer früher entwickelt werden.
So bietet beispielsweise das Fortbildungsangebot der gemeinnützigen Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ viele Praxisideen für die Bildungsarbeit mit Kindern in der Altersgruppe von drei bis zehn Jahren an. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „IT macht Schule“ des Vereins Technologie-Centren Niedersachsen e.V.. Es unterstützt kleine und mittlere IT-Unternehmen bei der Durchführung von mehrtägigen Schülerpraktika zur Kompetenzerprobung in Vorbereitung der Entscheidung für Ausbildungsberufe wie Fachinformatiker/in oder IT-Systemelektroniker/in. Interessant waren auch die Beiträge von rund 50 Startups aus der Bildungsbranche, die sich erstmals an einem gemeinsamen Stand präsentieren.
So macht’s Lüneburg
Gerade weil es für junge Unternehmen nicht leicht ist, auf dem regulierten und stark budgetierten Bildungsmarkt zu bestehen, sollte die gründliche Planung des eigenen Vorgehens und gegebenenfalls die Suche nach geeigneten Partnern besondere Beachtung finden. Der ELEVATOR Lüneburg, ein Accelerator mit dem Themenschwerpunkt Medien/IT, unterstützt Startups dabei. Unter dem Titel „Allianz Medienkompetenz Lüneburg“ arbeiten Ausbildungseinrichtungen und Unternehmen an dem Ziel, die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Bildungsregion Lüneburg zu verbessern. Es ist Teil des Projektes „Zukunftsstadt Lüneburg 2030+“, das in enger Zusammenarbeit zwischen Hansestadt Lüneburg und Leuphana Universität Lüneburg entwickelt wird. Es wird Zeit, die Veränderungen aktiv zu gestalten.
Fragen an den Autor: enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de