INTERVIEW Ministerpräsident Stephan Weil und IHK-Präsident Olaf Kahle ziehen Bilanz nach Delegationsreise in die USA.
Nach Mexiko und in die USA hat eine Delegationsreise den niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil und Olaf Kahle, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, geführt. Bei den Treffen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft sprachen sie über Digitalisierung und Innovationen. Und sie knüpften neue Kontakte, von denen auch die niedersächsischen Unternehmen profitieren können.
Was war das Ziel dieser Reise?
Weil: In Mexiko haben wir das VW-Werk in Puebla besucht und mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über die weitere Entwicklung dieses faszinierenden Landes gesprochen, in dem es in Teilen aber auch immense Probleme und Herausforderungen gibt. Mexiko ist wegen seiner guten eigenen wirtschaftlichen Entwicklung, der Nähe zu den USA und wegen der einigermaßen stabilen politischen Verhältnisse ein interessantes Terrain für niedersächsische Unternehmen.
San Francisco stand ganz unter dem Thema Digitalisierung. Die Unternehmen im Silicon Valley sind uns teilweise weit voraus. Informationen aus erster Hand sind für uns enorm wichtig, damit wir den Anschluss nicht verpassen. Niedersachsen hat bereits einiges unternommen im Bereich Digitalisierung, aber es bleibt noch viel zu tun. Das Land wird in Kürze die Eckpunkte für eine zukunftsweisende Digitalisierungsstrategie vorstellen – aufbauend auf den hiesigen Vorarbeiten, ergänzt durch die Erfahrungen dieser Reise.
Kahle: Bei solchen Reisen gewinnen wir vor Ort Ansprechpartner, und unsere Unternehmen können Brücken bauen – ein hoher Wert für die Mitglieder unserer IHK Lüneburg-Wolfsburg, denn für die regionale Wirtschaft sind die USA ein bedeutender Markt: Jedes vierte exportierende Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk liefert in die USA. Hinzu kommt, dass Russland durch Sanktionen und den schwachen Rubel als Absatzmarkt an Bedeutung verloren hat und auch das Chinageschäft schwächelt. Umso mehr fokussieren auch die Unternehmen auf die USA, die in diesem Markt bisher weniger oder gar nicht aktiv waren.
Ganz konkret, was werden Sie jetzt umsetzen?
Weil: Drei Dinge. Erstens war ich beeindruckt von der sehr konstruktiven Zusammenarbeit von Wirtschaft und Forschung im Valley. Zusammen mit den mitgereisten Universitätspräsidenten möchten wir einige der dazu in Stanford gesammelten Erkenntnisse auf Niedersachsen übertragen. Zweitens: Das Thema eMobilität wird unser Leben sehr grundsätzlich verändern. Wir müssen die Weichen dafür stellen, damit dieser Veränderungsprozess uns nicht überrollt. Und drittens: Das Thema Internetsicherheit ist eine enorme Bedrohung für Unternehmen und Politik. Hier müssen wir auf die Gefahren aufmerksam machen und mehr investieren.
Kahle: Da will ich anknüpfen. Ich glaube auch nicht, dass alle Unternehmer die Bedrohung der Cyberangriffe schon verinnerlicht haben. Unsere IHK Lüneburg-Wolfsburg wird gemeinsam mit anderen Verbänden und Universitäten jetzt verstärkt darauf aufmerksam machen. In unserer täglichen Arbeit werden wir aber auch einen Schwerpunkt auf Startups legen. Wir müssen Innovationen schneller die Möglichkeit geben, an Startkapital zu kommen. Hier haben wir in Deutschland gewaltiges Verbesserungspotenzial. Und wir werden den Transfer von Wissenschaft zu Wirtschaft besser gestalten. Dazu setzen wir auf die IHK-Innovationsbotschafter. Das sind Quer- und Neudenker, die bereits innovative Strategien in ihren Unternehmen umsetzen und als Beispiel guter Praxis gelten.