INTERVIEW Torsten Meinberg und Michael Heinrich, Geschäftsführer der Lotto Hamburg GmbH, über die derzeitige Hamburger Federführung für die 16 deutschen Landeslotteriegesellschaften.
300.000 Spielaufträge pro Woche – das klingt viel, aber in Wahrheit ist die Lust auf Lotto in Hamburg eher unterdurchschnittlich stark ausgeprägt. Laut Torsten Meinberg und Michael Heinrich, Geschäftsführer der Lotto Hamburg GmbH, ist die Lotterie-Affinität der Hessen und Saarländer deutlich spürbarer. Der Hamburger an sich sei dagegen eher kaufmännisch ausgerichtet und greife verstärkt zum Lottoschein, wenn der Jackpot hoch ist. Dann kommen schon mal 500 000 Spielaufträge pro Woche zusammen – eine logistische Herausforderung. Lotto Hamburg hat 450 Annahmestellen und ist eine zu 100 Prozent städtische Gesellschaft mit einem Jahresumsatz von rund 155 Millionen Euro. Die Hälfte fließt in Form von Gewinnen zurück an die Spieler, 35 Prozent kommen dem Hamburger Haushalt zugute. Zurzeit hat Lotto Hamburg die Federführung für die 16 Landeslotteriegesellschaften. Darüber sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker mit dem Geschäftsführer Torsten Meinberg.
Lotto Hamburg hat zurzeit die Federführung für die 16 Lotto-Gesellschaften auf Ebene der Bundesländer übernommen. Was bedeutet das?
Das heißt für uns: Wir sind technisch federführend für den deutschen Lotto-Toto-Block, also die 16 Landeslotteriegesellschaften. Wir spielen ja alle zusammen in den großen Topf, und dann werden die Gewinne bundesweit verteilt. Dahinter steht ein starker technischer Ablauf, denn die Bedingungen müssen überall gleich sein. Ein weiterer Punkt: Auch die Werbung in den Ländern soll sich möglichst einheitlich darstellen. Das koordinieren wir.
Gibt es weitere übergeordnete Aufgaben?
Dazu zählt auch die Neuentwicklung und Modifizierung von Produkten. Zum Beispiel der neue Euro-Jackpot. Da hatten unsere Vorgänger viel zu tun, dieses Thema auf den Weg zu bringen. Ja, und wir vertreten unsere deutschen Lotteriegesellschaften in den europäischen und weltweiten Gremien. Da haben wir zwar gewählte Vertreter, aber mit denen müssen wir uns auch koordinieren.
Aus dem TV kennen wir den riesigen Hype in Spanien, wenn es um die Lotterie geht. Da werden dann auch ganz andere Gewinne ausgezahlt. Wird sich da in Deutschland mal etwas ändern?
Die spanische Lotterie hat eine Besonderheit, denn sie ist im Wesentlichen eine Jahresend-Lotterie, die zu Weihnachten stattfindet. Da tun sich die Leute schon das ganze Jahr über zusammen, um dann gemeinsam die vergleichsweise teuren Lose zu kaufen. Der Gewinn „El Gordo“, der Große, der dann auf einmal ausgeschüttet wird, ist natürlich riesig – so um die zwei bis zweieinhalb Milliarden Euro. Aber: Wir verteilen übers Jahr gesehen mehr. Der Gesamtspielertrag pro Jahr liegt bei mehr als sieben Milliarden deutschlandweit, die Ausschüttung bei über drei Milliarden Euro.
Wenn wir mal auf Lotto Hamburg schauen: Sind die Hamburger gute Lotto-Spieler?
Die Hamburger sind – ich sage mal – gute Kaufleute in dem Bereich. Was hier pro Kopf und Jahr gespielt wird, das liegt so im Mittel, eher noch darunter. Die Hamburger reagieren aber früh und stark auf einen hohen Jackpot. Dann schlagen sie richtig zu. Da sind die Ausschläge stärker als in anderen Regionen. Ist der Jackpot jedoch wieder niedrig, sind die Hamburger dann auch gleich wieder weg. Dann lohnt sich das nicht. So ein Hamburger geht erst los bei 15 Millionen . . .
Die Federführung, die Sie nun für drei Jahre übernommen haben, ist also im Schwerpunkt eine Marketing-Verantwortung?
Also es ist eher eine technische und rechtliche Harmonisierung der Landesaktivitäten. Und Lobbyarbeit. Wir schauen darauf, was in Berlin und in Brüssel speziell bei neuen Vorgaben für Lotterien passiert und reagieren gegebenenfalls. Der freie Verkehr von Waren und Dienstleistungen ist die Grundidee der EU. Das deutsche Lotteriewesen ist jedoch ein Monopol, das dieser Grundidee widerspricht. Aber wir sind nicht die einzigen, fast jedes EU-Land hat ganz starke Restriktionen – sei es ein direktes Monopol oder die Vergabe staatlicher Konzessionen. Wir haben allerdings die Sondersituation, dass gerade das deutsche Monopol immer wieder angegriffen wird. Und das müssen wir verteidigen.