Lars Blunck, Geschäftsführer von Gallas Gebäudeservice: „Ohne Handwerk läuft in diesem Land nichts!“

B&P: Was müsste sich ändern, damit der Beruf auch für Auszubildende attraktiver wird?

Blunck: Allgemein hat das Handwerk massive Nachwuchssorgen. Im Handwerk zu arbeiten ist für viele Jugendliche einfach „uncool“. In Funk und Fernsehen und in Daily Soaps wird der Jugend vorgegaukelt, dass nur Webdesigner und Mediengestalter toll sind. Die Quote derjenigen, die Abitur machen wollen, ist noch nie so hoch gewesen wie zurzeit, und für Abiturienten scheidet ein handwerklicher Beruf in den meisten Fällen von vornherein aus. Weiterhin gilt, Handwerk hat goldenen Boden. Versuchen Sie heute, einen Handwerker zu bestellen, da haben sie ähnliche Wartezeiten wie bei Fachärzten: etwa sechs Wochen, bevor jemand kommt und ein Angebot erstellt. Es sollte bereits in der Schule damit begonnen werden, das Handwerk als attraktiven Beruf darzustellen und darauf hinzuarbeiten, dass dies die allgemeine gesellschaftliche Anerkennung findet.

B&P: In Deutschland ist Regelungswut an der Tagesordnung. Was regt Sie als Unternehmer besonders auf? Und was würden Sie bezogen auf den Betriebsablauf sofort abschaffen?

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Blunck: Als aller erstes würde ich die Aufzeichnungspflicht gemäß dem neuen Mindestlohngesetz abschaffen. Hier ist ein Bürokratiemonster erschaffen worden, das kaum noch zu bändigen ist. Generell muss man sagen, dass in Deutschland einfach alles geregelt wird. Während die Gewerkschaften in den 70er-Jahren noch Werbung gemacht haben mit „Sonntags gehört der Vati der Familie“, muss man feststellen, dass dies in
unserer sich langsam entwickelnden Dienstleistungsgesellschaft so nicht mehr möglich ist. Wochenendarbeit und Arbeiten an Feiertagen sind zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Arbeitsbeginn und Arbeitsende werden immer mehr den Kundenwünschen angepasst. Was sich nicht ändert und angepasst wird, ist zum Beispiel das Arbeitszeitgesetz.
Der Witz ist: Es werden immer mehr Beamte eingestellt, um die Bürokratie abzubauen. Kleinere und mittlere Handwerksunternehmen sind mehr damit beschäftigt, Formulare auszufüllen, Anträge zu erstellen und Statistiken zu bearbeiten, als sich um neue Kunden und die vorhandenen Aufträge kümmern zu können. Abschließend kann man sagen: Ohne Handwerk läuft in diesem Land nichts, Handwerk wird es immer geben, die Handwerker müssen sich den neuen Begebenheiten anpassen. Schön wäre es, wenn von der Politik die Wege etwas geebnet werden würden.

Interview: Wolfgang Becker