Heißt das am Ende, Sie reichen ein Unternehmen weiter an die Kollegen in den Landkreisen? Ja, wenn ein Unternehmen eine klare Standortpräferenz hat. Bei den anderen Anfragen wissen wir um die spezifischen Stärken der einzelnen Standorte und steuern die Unterstützung des Unternehmens zentral. Mir ist wichtig: Wir wollen keine Doppelstrukturen aufbauen.
Wenn wir uns mal von den Aufgaben in den etablierten Branchen etwas lösen, wie sieht es eigentlich mit den Zukunftsbranchen aus? Und was verbirgt sich dahinter? Digitalisierung und Industrie 4.0 werden den Wettbewerb der Regionen weiter beschleunigen. Kooperative Innovation und Kreativität sind entscheidende Standortfaktoren. Wir haben unsere Stärken in Schwerpunktbranchen, die auch die Süder-elbe AG in den vergangenen Jahren intensiv bearbeitet hat. Luftfahrt und Logistik seien beispielhaft genannt. In diesen Branchen haben wir übrigens im Vergleich zur gesamten Metropolregion Hamburg in unserer Region ein überdurchschnittlich hohes Beschäftigungswachstum gesehen. Wir wissen aber auch, dass wir mit Blick auf die Beschäftigtenzahlen im Bereich der wissensintensiven Wirtschaftszweige insgesamt im Vergleich zu anderen Metropolregionen, beispielsweise München, aufholen müssen. Uns geht es darum, dass sich die Region Süderelbe als innovative und kreative Wissensregion aufstellt. Wir können zum Beispiel in Lüneburg sehen, dass die Entwicklung der Leuphana Universität auch zu einer Stärkung der Kreativwirtschaft geführt hat. Wenn Wissenseinrichtungen vor Ort sind, kann das das Wachstum in bestimmten Branchen beflügeln.
Gibt es weitere Zukunftsthemen, die sich für die südliche Region abzeichnen? Neben der Digital- und Kreativwirtschaft in ihrer gesamten Bandbreite seien die Gesundheitswirtschaft oder auch die Erneuerbaren Energien genannt. Daneben begleiten uns die branchenübergreifenden Themen, auf die sich die Region vorbereiten sollte. Das Stichwort Digitalisierung habe ich schon genannt. Ferner die Themen ALM (Additive Layer Manufactoring) – also das, was allgemein als 3D-Druck bezeichnet wird – oder neue Materialien. Diese Aspekte sind übrigens im Rahmen unseres Smart Region Prozesses aufgegriffen worden und in konkrete Projektentwürfe gemündet, an deren Umsetzung wir mit den Partnern in der Region arbeiten – zum Beispiel mit dem CFK Valley in Stade an der Implementierung eines Kompetenzzentrums Leichtbau und neue Materialen oder einem Anwendungszentrum für 3D-Druck-Verfahren, der sogenannten Bionic Smart Factory 4.0. Letztlich stellt sich für uns auch die Frage, ob beziehungsweise welche positiven Folgewirkungen zum Beispiel aus der Siemens-Ansiedlung in Cuxhaven für die Süderelbe-Region entstehen können. Im CFK-Valley wird das Thema Windkraft schon bearbeitet. Für Hamburg ist es ohnehin gesetzt. Möglicherweise haben wir aber auch die Chance, neue Zulieferer bei uns anzusiedeln.
Es gibt ja durchaus auch besorgte Stimmen mit Blick auf Siemens – und zwar aus den technologisch orientierten mittelständischen Unternehmen, die um ihre Fachkräfte fürchten. Was erwarten Sie da? Das Fachkräftethema ist uns natürlich bewusst. Für die Süderelbe-Region gesprochen, haben wird derzeit Fachkräfte-Initiativen an den östlichen und westlichen Polen unseres Gebietes, es fehlt die Klammer für die gesamte Süderelberegion. Ich kann mir vorstellen, dass wir als Süderelbe AG eine tragende Rolle bei diesem Thema einnehmen. Um bei Ihrem Beispiel Siemens zu bleiben: Ein solches Unternehmen wird vergleichsweise gut zahlen und eine Staubsaugerwirkung entfachen. Wir müssen uns grundsätzlich Gedanken darüber machen, wie wir zukünftige Fachkräfte von außerhalb in die Region anwerben und vor Ort ausbilden – dazu haben wir starke Hochschulen vor Ort.