Thema Hochleistungsinfrastruktur, sprich Datennetze. Wie sind wir da aufgestellt?
Stark: Ich denke relativ gut, wobei es mich immer wieder überrascht, in welchen Bereichen es doch noch Lücken gibt. Gerade in älteren Gewerbegebieten. Der Landkreis ist unterwegs, die Lücken zu schließen, aber den letzten Bauernhof wird man nicht erreichen. Und wir hinken hinter der Entwicklung her, denn das, was von Bund und Land gefördert wird, ist nicht die Zukunft, sondern die Technik von vorgestern.
Ist das nicht frustrierend?
Stark: Ja. Man sieht wie andere Länder, die nicht gerade Weltmeister im Export oder im Bruttosozialprodukt sind, zukunftsweisend investieren. Da muss man sich schon fragen, ob nicht viel mehr Mittel in die digitale Infrastruktur gesteckt werden müssten. Wie hat die WLH die Glasfaser nach Oelstorf gekriegt?
Seyer: Eine Übergangstechnologie in einem neuen Gewerbegebiet geht gar nicht. Ich habe schlicht und einfach verhindert, dass Kupfer in den Graben kommt. Und angekündigt, dass ich es im Notfall allein mache, die Glasfaser zu verlegen. Aber da habe ich als investie rendes Unternehmen eine andere Rolle und andere Möglichkeiten als der Landkreis in seiner Eigenschaft als Behörde.
Stark: Die Kommunen sind in diese Rolle hineingedrückt worden. Warum setzt die Telekom noch auf Kupfer – und dann schauen wir uns mal an, wer da Hauptaktionär ist (der Bund, d. Red.). Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich denke, ein Hauptproblem der Digitalisierung liegt darin, dass niemand weiß, wo sie eigentlich aufhört. Deshalb ist die Weichenstellung so schwierig.
Seyer: Wir sind an dem Punkt, an dem wir nicht wissen, was noch kommt. Wie soll ich etwas planen, von dem ich nicht weiß, dass es das geben wird. Hätte Henry Ford vor 150 Jahren die Menschen gefragt, was sie haben möchten, hätten sie gesagt „schnellere Pferde“.
Die innerhalb der ARTIE kooperierenden Landkreise, Städte und Gemeinden verstehen sich als regionales Netzwerk zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region Nord-Ost-Niedersachsen. Im Mittelpunkt steht dabei die Organisation und Förderung eines aktiven und nachfrageorientierten Wissens- und Technologietransfers, eingebettet in die Strukturen der kommunalen Wirtschaftsförderung. Das seit dem Jahr 1999 bestehende Innovationsbündnis umfasst derzeit zehn Landkreise und hat sich zu einem anerkannten Modell für erfolgreiche interkommunale Kooperation und innovationsorientierte Wirtschaftsförderung im ländlichen Raum entwickelt. Beim diesjährigen ARTIE-Fachkongress stand die Digitale Transformation im Mittelpunkt – ein Thema, das Business & People in Kooperation mit der ARTIE journalistisch begleitet.