„Mut, Power und Visionen“

Das betrifft doch auch die WLH, oder?

Seyer: Wir sind mitten in diesem Prozess, der bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird.
Wie fühlt sich das Thema an für jemanden, der sich seit Jahrzehnten sicher in der Wirtschaftslandschaft bewegt und nun plötzlich diesem Digitalisierungssog ausgesetzt ist. Das ist doch auch eine Frage, die gestandene Unternehmer betrifft – was löst das aus?

Seyer: Grundsätzlich macht das durchaus Spaß, vielleicht nicht gerade das trockene Thema Buchhaltung. Aber: Ich sehe, dass in der Tat noch ein hoher Aufklärungsbedarf besteht. Wir planen jetzt den Technologie- und Innovationspark. Natürlich wollen wir da eine digitalisierte Planung haben. Dazu sprechen wir sowohl mit der Hafencity-Universität als auch mit der hochschule 21 in Buxtehude. An beiden Universitäten sollen Architektenwettbewerbe stattfinden. Dazu brauche ich ein 3D-Modell und die Möglichkeit, mir die Planungen dreidimensional mit einer VR-Brille anschauen zu können. Ich möchte einen Flug durch die Architektur machen und dies beispielsweise auch Ratsherren vorführen. Es ist aber gar nicht so einfach, heute ein Planungsbüro zu finden, das die Voraussetzungen für die Technik geschaffen hat. Kurz: Ich halte diese digitale Technologie für überlebensnotwendig für Unternehmen, die sich mit Planung und Architektur beschäftigen. Wer sich nicht jetzt darauf einstellt, der ist in ein, zwei Jahren genauso schlecht dran wie jemand, der heute vielleicht Microsoft Office nicht beherrscht.

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Zwischenfrage: Wer das tun will, der muss investieren. Gibt es auf Landkreisebene für kleine und mittlere Unternehmen Fördermittel im Bereich Digitalisierung?

Stark: Ja, natürlich. Wenn man eine größere Investition tätigt, kann man auf Fördermittel zurückgreifen. Das gilt wohlgemerkt für kleine und mittlere Unternehmen. Seit 2007 bietet der Landkreis zusammen mit den Gemeinden ein eigenes Förderungsprogramm an. Das wird auch in Zukunft so bleiben und einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von zehn Prozent ermöglichen. Das betraf in der Regel eine Betriebserweiterung mit neuen Maschinen und Gebäuden, aber es kann sich auch um ein größeres Software-Paket mit den entsprechenden Lizenzen handeln, also alles, was abschreibungsfähig ist. Allerdings müssen dabei dann auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Daneben gibt es weiter Fördermöglichkeiten aus Landes-, Bundes- und EU- Mitteln. Im Oktober startet dazu eine gesonderte Aktion der IHK Lüneburg-Wolfsburg, dem Innovationsnetzwerk Niedersachsen und der ARTIE als „Beratungstour Industrie 4.0“, bei der sich Unternehmen aus dem Landkreis Harburg individuell vor Ort beraten lassen können.

Mein Eindruck mag täuschen, aber es scheint so, als ob Digitalisierung immer begrenzt angeschaut wird – als kurzfristige Verbesserung innerbetrieblicher Prozesse. In Asien sprechen Unternehmen über ganz andere Themen (siehe Seite 10). Selbst Adidas geht mit großen Schritten in eine Zukunft, die noch vor kurzem als utopisch bewertet worden wäre.

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