Die Botschaft an die Unternehmen – Sorgt für ein gutes Image!

Das heißt: Heute muss sich das Unternehmen beim künftigen Mitarbeiter bewerben?
Ganz umdrehen würde ich das nicht, aber es geht um ein Wechselspiel, bei dem auch die Unternehmen ihren Part dazutun müssen.

Kommen wir zu den Themen Digitalisierung und Demografie: Die starken Jahrgänge kommen jetzt so langsam an die Altersgrenze. Alle Prognosen sagen, dass sich das Fachkräftethema eher noch verschärfen wird. Wird die Situation im Groß- und Außenhandel schlechter? Bleibt sie stabil? Oder wird sie vielleicht sogar besser durch die Digitalisierung?
Auf jeden Fall wird uns entgegen aller Unkenrufe die Arbeit nicht ausgehen. Die Digitalisierung wird nicht dazu führen, dass wir weniger Arbeit haben. Sie ist bereits im vollen Gange, und wir haben trotzdem viele offene Stellen. Im Hinblick auf die Demografie empfehlen wir, die vorhandenen Potenziale stärker zu nutzen. Das heißt: Wir müssen die Menschen länger arbeitsfähig halten, damit das gesetzliche Rentenalter erreicht werden kann. Dazu zählt auch die Weiterqualifizierung. Dann müssen wir die Teilzeitmodelle insbesondere bei den weiblichen Beschäftigten überprüfen. Da sollte tendenziell möglichst mehr gearbeitet werden. Das Potenzial der qualifizierten Frauen müssen wir auf allen hierarchischen Ebenen nutzen.

Wie sehen Sie das Thema Migration in diesem Zusammenhang?
Hier müssen wir zunächst anschauen, was innerhalb von Europa möglich ist – da gibt es durchaus Länder mit erschreckend hoher Arbeitslosigkeit. Wir haben zwar Freizügigkeit in Europa, aber mit der Anerkennung von Bildungsabschlüssen tun wir uns insbesondere in Deutschland schwer. Da muss etwas vereinfacht werden, um ausländische Qualifikationen einfacher anzuerkennen.

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Was sagen Sie einem in Afrika ausgebildeten 
Finanzberater, Mitte 20, perfektes Englisch, der jetzt in Deutschland ist und unbedingt gerne arbeiten möchte?
Wir müssen uns die Flüchtlinge, die einen sicheren Aufenthaltsstatus haben, sehr genau anschauen. Wenn sie Qualifikationen mitbringen, die wir jetzt schon nutzen können, dann sollte es seitens der Bürokratie möglichst geringe Hürden geben, um diese Menschen schnell in Beschäftigung zu bringen.

Ginge das nicht eventuell zulasten der hohen Standards, auf die Deutschland immer so stolz ist?
Die Annahme, dass im Bereich der Flüchtlinge eine große Zahl exzellent ausgebildeter Fachkräfte zu uns kommt, hat sich so nicht bestätigt. Die gibt es zwar, aber es sind einzelne Juwele. In der Breite müssen wir qualifizieren und die vorhandene hohe Motivation nutzen. Die ist ein Riesenvorteil. Ein Problem: Wenn sie die Auswahl haben, einen Job zum Mindestlohn zu übernehmen und vielleicht 1400 Euro zu verdienen oder eine Ausbildung mit 600 oder 800 Euro Einkommen zu machen, entscheiden sich viele für den vermeintlich wirtschaftlich attraktiveren Weg und starten mit dem Mindestlohn. Aber dennoch: Wir werden so den hohen Bedarf an Fachkräften in Deutschland nicht decken können. Deshalb plädieren wir für ein Einwanderungsgesetz mit Punktesystem – das brauchen wir. Kanada kann da ein Vorbild sein. So können wir erreichen, dass Menschen zu uns nach Deutschland kommen, die hier für ihren Lebensunterhalt sorgen können. Das ist für uns ein ganz wesentlicher Punkt.

Auf einer Skala von eins, besonders gut, bis zehn, besonders schlecht, zum Thema Fachkräfte im Groß- und Außenhandel – wo stehen wir da?
Zwischen fünf und sechs.

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