Buchholz bekommt eine gläserne Werkstatt

Foto: Wolfgang BeckerMit 3700 Quadratmetern Nutzfläche ein Riesenprojekt: Holger Grundt will den Neubau an der Brauerstraße in Buchholz noch in diesem Jahr fertigstellen. Foto: Wolfgang Becker

Interview: Das plant Holger Grundt im Gewerbegebiet Vaenser Heide II

Seit 36 Jahren ist das Unternehmen Grundt im Buchholzer Gewerbegebiet zu Hause und hat sich dort stetig zu einem Rund-um-Dienstleister für die Behebung von Kfz-Unfallschäden (Karosserieinstandsetzung/ Lackiererei) und Industrielackierungen entwickelt. Zugleich wurde der Bereich Beschriftungen und Werbetechnik vergrößert und separat aufgestellt (Der Beschrifter). Jetzt starten Holger Grundt und seine 65 Mitarbeiter in eine neue Ära: Im Gewerbegebiet Vaenser Heide II baut das Unternehmen eine perfekt durchstrukturierte, freie Autowerkstatt, die nicht nur zu den bundesweit größten zählen wird, sondern ein völlig neues Service-Erlebnis bietet. Mit Holger Grundt sprach B&P-Redakteur Wolfgang Becker.

B&P: Wer sich den Plan an der Wand anschaut, der dürfte überrascht von den Ausmaßen des Neubaus sein. Was haben Sie an der Brauerstraße konkret vor?

Grundt: Wir bauen in der Tat eine der größten freien Werkstätten Deutschlands. In Zahlen: Auf dem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück wird eine Halle mit etwa 3400 Quadratmetern Nutzfläche entstehen. Damit verdoppeln wir unsere bisherige Fläche.

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B&P: Gibt es eine Erklärung für dieses erstaunliche Wachstum?

Grundt: Wir haben unseren Umsatz und unser Personal in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Jetzt wird es hier viel zu eng. Die Entwicklung hat natürlich einen Grund: Wir arbeiten bereits heute für 15 Autohäuser und Werkstätten als Dienstleister im Bereich Karosserieinstandsetzung und Lackierung. Das ist uns gelungen, weil wir hier qualitativ hochwertige Arbeit abliefern. Aber es gibt noch eine weitere Ursache: Schadensregulierungen werden heute von den Versicherern gesteuert. Irgendwann hatten wir die erste Anfrage von einem Versicherer, der uns als Vertragswerkstatt anfragte. Wir mussten dazu günstige Konditionen und hohe Serviceleistungen bieten, im Gegenzug gab es die Option auf steigende Umsätze. Ein Rechenexempel. Wir haben uns damals dafür entschieden. Und es blieb nicht bei einer Versicherung.

B&P: Das lässt großes Vertrauen bei den Versicherern vermuten.

Grundt: Ja, allerdings wird auch sehr auf uns geschaut: Dekra, TÜV und ISO 9000 – wir werden extrem geprüft und sind vielfach zertifiziert.

B&P: Mit dem Neubau können Sie nun weitere Schritte gehen. Was ist das Besondere an Ihrem Konzept?

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Grundt: Zum einen setzen wir auf modernste Technologie bei den Spritzkabinen der Lackiererei und den Absauganlagen. Durch Wärmerückgewinnung können wir beispielsweise mit überschüssiger Energie die ganze Lackiererei heizen. Der andere Punkt: Wir bieten unseren Kunden vollen Einblick in den Werkstattbereich. Wir bauen sozusagen eine gläserne Werkstatt. Die Wartezonen sind nicht nur mit Internet, Tablets und TV-Bildschirmen ausgestattet – von dort aus können die Kunden durch große Glasscheiben direkt in die Lackiererei und die Karosseriewerkstatt schauen und unseren Mitarbeitern bei der Arbeit zusehen. Wir setzen konsequent auf Offenheit.

B&P: Das findet sich in der Kfz-Landschaft eher selten…

Grundt: Wir haben noch ein weiteres Highlight: zwei Spotrepair-Plätze für Kleinstreparaturen. Hier werden Kratzer und kleine Schäden sofort behoben. Mein Ziel ist es, dass diese Aufträge innerhalb einer Stunde erledigt sind. Der Kunde kann also auf sein Auto warten und uns bei der Arbeit zuschauen oder sich anderweitig die Zeit vertreiben.

B&P: Sie richten das Unternehmen also konsequent auf Kundenservice aus?

Grundt: Das machen wir ohnehin schon, aber im Neubau wird das noch erlebbarer. Ein Beispiel: Ich habe im vorigen Jahr zu unserer 50-Jahr-Feier eingeführt, dass jeder Kunde, der hier sein Auto reparieren lässt, als kleines Dankeschön ein Schweizer Messer mit Namensgravur bekommt. Jede Kundin erhält einen Blumenstrauß.

B&P: Sie haben also immer ein Dutzend Blumensträuße bereitstehen?

Grundt: Ja, die werden morgens geliefert. Das kommt unheimlich gut an. Wir wollen unsere Kunden begeistern. Wer hier rausgeht, der soll gern wiederkommen. Das ist unser Anspruch.

B&P: Sie haben auch eine große Waschanlage eingeplant – lohnt sich das?

Grundt: Bei uns bekommt jeder Kunde sein Auto gewaschen zurück. Aber es stimmt: Damit laste ich so eine Anlage nicht aus. Deshalb folgende Idee: Wir bieten einen Rund-um-Service für die Betreiber von Autoflotten an und liefern für jedes Fahrzeug nicht nur zwei Wäschen pro Monat, sondern auch einen regelmäßigen Report über Lack- und Blechschäden inklusive Fotodokumentation. Das ist eine völlig neue Idee – geeignet beispielsweise für Handwerksbetriebe mit mehreren Fahrzeugen, aber auch große Flotten zum Beispiel von Autovermietern.

B&P: Bei einer Werkstatt dieser Größe und einer entsprechend hohen Investition stellt sich die Frage, ob ein Standort näher an Hamburg gelegen nicht geeigneter gewesen wäre. Haben Sie darüber nachgedacht?

Grundt: Die Frage ist berechtigt. Aber ich bin vom Herzen her zutiefst Buchholzer. Ich wäre hier nicht weggegangen. Wir haben hier an der Maurerstraße drei Mal angebaut und noch zusätzliche Flächen gepachtet – jetzt machen wir den großen Schritt nach vorn. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass meine Tochter Isabelle seit einem Jahr als Assistentin der Geschäftsführung im Unternehmen ist. Die nächste Generation ist also gesichert.

B&P: Was geschieht mit dem alten Gebäude?

Grundt: Das Gebäude wird von uns technisch neutralisiert – das heißt: Alles wird zurückgebaut. Es hat 1750 Quadratmeter Nutzfläche und soll verkauft oder vermietet werden. Optimal wäre es beispielsweise für eine Großtischlerei; in dem Fall würden wir die Spritzkabinen stehen lassen.

 

Industrielackierung:

Der Neubau teilt sich in drei Bereiche auf: Karosseriewerkstatt, Lackiererei und die neuen Räume für Industrielackierungen.
Holger Grundt: „Hier haben wir in den vergangenen Jahren aus Kapazitätsgründen kaum Akquise betrieben. Jetzt stellen wir auch diesen Betrieb neu und größer auf. Hier wird es eine zweite Anlage für Wassertransfer-Lackierungen geben.“

In der Abteilung Oberflächenveredelung waren zeitweise bis zu 22 Mitarbeiter beschäftigt, die hohe Stückzahlen produzierten (zum Beispiel Gehäuse für Hundeleinen). Soeben wurden wieder 250 komplette Biertischgarnituren für das Unternehmen Reemtsma bedruckt und lackiert. Aktuell werden im Auftrag eines Rasiererherstellers Gehäuseschalen veredelt.

Grundt: „Ich stelle mir vor, dass wir hier wieder auf zehn bis 20 Mitarbeiter kommen können. Das Potenzial ist vorhanden – auf dem Markt und bei uns.“ wb

www.grundt-buchholz.de, www.der-beschrifter.de