Darum brechen Kandidaten den Bewerbungsprozess ab . . .

Kolumne Personal 4 you – Von Corinna Horeis, Diplom- Kauffrau und Personalberaterin

Die Erfahrungen, die Bewerber im Bewerbungsprozess mit dem potenziellen Arbeitgeber machen, sind ausschlaggebend für eine positive Entscheidung seitens des Kandidaten, für eine erneute Bewerbung sowie für eine Weiterempfehlung. Dieses Erlebnis wird in der Fachpresse mit dem Stichwort Candidate Experience betitelt. Warum sollten Arbeitgeber den Recruiting-Prozess zu einem positiven Erlebnis machen? Die Antwort liegt auf der Hand: Hat der Kandidat sich im Prozess wohlgefühlt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich auch für das Unternehmen entscheidet, das Unternehmen weiterempfiehlt und auch die Produkte weiterhin kaufen wird. Macht er hingegen negative Erfahrungen, wird er den Kontakt zu dem Unternehmen abbrechen.

Welche Kriterien sprechen für einen positiven Prozess? Den ersten Kontaktpunkt mit dem Unternehmen hat der Bewerber zumeist mit der Karriereseite oder bei der Online-Bewerbung. Ist die Seite vorhanden und dann auch noch gut auffindbar, wird dieser Fakt auf der Positivseite vermerkt. Ähnlich verläuft es mit der Online-Bewerbung. Wie schnell und unkompliziert sich die Person bewerben kann, wird positiv oder negativ vermerkt. Liegt die Bewerbung dem Unternehmen vor, werden seitens der Bewerber ein schnelles Feedback sowie die kurzfristige Ankündigung eines Gesprächstermins erwartet. Die Erfahrung und das aktuelle Verhalten zeigen jedoch, dass der Prozess zwischen Bewerbungseingang, Rückmeldung und Terminfindung ins Stocken gerät. Die Bewerbung wandert von der Personal- in die Fachabteilung und dann irgendwann wieder zurück. Das kann locker zwei bis drei Wochen dauern. Die gleiche Zeit – und teilweise auch länger – kann es dauern, bis ein Termin für ein Vorstellungsgespräch gefunden wird. Folge: Die Spannungskurve als auch das Interesse nehmen immens ab. In dieser Situation muss man als Recruiter schon sehr gute Argumente haben oder kreativ sein, um die Motivation des Kandidaten nicht abbrechen zu lassen.

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25 Prozent der Bewerber empfinden den Bewerbungsprozess als zu lang. 38 Prozent der Kandidaten brechen einen Bewerbungsprozess ab, wenn ihre Zeit nicht wertgeschätzt wird – durch ausbleibendes Feedback, langatmige Terminplanung oder Unpünktlichkeit seitens der Interviewer. Noch immer dauert die Hälfte aller Bewerbungsprozesse länger als sechs Wochen. Personaler und Entscheider, die den elementar wichtigen und zentralen Aspekt Schnelligkeit erkannt haben und auch entsprechend handeln, schaffen sich einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen buhlenden Arbeitgebern und werden keine Abbrecher haben.

Weitere Kriterien, die einen Bewerbungsabbruch unwahrscheinlich machen, sind die passende Unternehmenskultur, ein faires Gehaltsmodell und Perspektiven zur Weiterentwicklung. Sie als Personalverantwortlicher, Führungskraft, Geschäftsführer, Unternehmer haben es in der Hand die Dauer vom Bewerbungseingang bis zur finalen Ergebnisermittlung maßgeblich zu verkürzen. Es liegt auch in Ihrer Hand, den Kandidaten auf ganzer Linie zu überzeugen. Die abnehmende Menge an Bewerbern wollen Sie ja nicht im von Ihnen verantworteten Prozess verlieren. Es wäre so, als ließen Sie den schmackhaften Fisch an der Angel vertrocknen . . .

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