Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes und der verhaltenen konjunkturellen Aussichten rechnen Volkswirte nicht mit einem bedeutenden Unternehmenswachstum. Aus diesem Grund bleiben Akquisitionsfinanzierungen günstig und leicht verfügbar. Der M&A-Markt (Fusionen und Unternehmenskäufe, d. Red.) belebt sich, die Zahl der Transaktionen steigt und es werden höhere Kaufpreise erzielt als in den Vorjahren. Der starke Dollar im Vergleich zum Euro fordert M&A-Trans-aktionen unter internationaler Beteiligung geradezu heraus. Viele Marktteilnehmer unterschätzen die Bedeutung dieser neuen, vermutlich länger anhaltenden Entwicklung.
Bemerkenswert ist das vermehrte Interesse von Industrieunternehmen und Private-Equity-Fonds, auch bei Familiengesellschaften einzusteigen. Einerseits stehen börsennotierte Unternehmen unter Druck, die angehäuften Barmittel gewinnbringend zu investieren oder aber an Aktionäre auszuschütten. Unternehmen im Familienbesitz haben andererseits oft Bedarf an einem starken Finanzierungspartner und operativen Beratern, wenn zum Beispiel die weitere Expansion auf internationalen Märkten ansteht. Hieraus ergeben sich etliche neue Chancen, aber auch Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit, die Innovationskraft und die Entwicklung regionaler Kooperationsstrukturen. Der Zugang zu zusätzlichen Ressourcen wird häufig mit dem Verlust an Flexibilität, Effizienz und regionaler Bindung bezahlt. Eigenschaften die für die Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmens, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, wichtig sind.
Gesucht: Der ideale Finanzierungsmix
Insofern ist es ein ermutigendes Signal, dass die Niedersächsische Landesregierung gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall erstmals einen gemeinsamen Beteiligungsfonds mit dem Volumen von 50 Millionen Euro auflegt. Er soll die Entwicklungsspielräume von mit-telständischen Unternehmen mit positiven Zukunftsaussichten stärken. Es ist gut, dass die Mittel kurzfristig verfügbar sind und Unternehmen aller Branchen offenstehen. Bleibt zu hoffen, dass der Mix aus öffentlichen Mitteln und privatem Kapital den sachgerechten Einsatz fördert und bei den richtigen Unternehmen ankommt.
Hausbanken und regionalen Wirtschaftsfördereinrichtungen kommt hierbei eine wichtige Rolle zu. Nicht nur als Multiplikator, sondern als Partner bei der Suche nach dem idealen Finanzierungsmix. Es wird auch darum gehen, das Beteiligungskapital mit einer maßgeschneiderten Unterstützung des Wachstumsprozesses zu verbinden. Ziel muss es sein, dem Familienunternehmen eine attraktive Alternative zum Unternehmensverkauf anzubieten. Das ist gut fürs Unternehmen und gut für die Region.
Fragen an den Autor: enkelmann@wirtschaft.lueneburg.de