Auftaktveranstaltung für den TIP Innovationspark Nordheide
Der geplante Technologie- und Innovationspark, kurz TIP, der in Buchholz in Nachbarschaft zum Gewerbegebiet Vaenser Heide entstehen soll, wird konkreter: Bei der Auftaktveranstaltung am Montag, 6. Mai 2019, gab es ein erstes Treffen der Akteure, die künftig den TIP mit Leben füllen und von seinen Entwicklungen profitieren wollen. Die WLH Wirtschaftsförderung Landkreis Harburg Gmbh hatte zu dem Treffen eingeladen und stellte den aktuellen Sachstand vor. Gäste waren unter anderem die Staatssekretärin im Niedersächsischen Wissenschaftsministerium, Dr. Sabine Johannsen, Landrat Rainer Rempe, der Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse sowie als Vertreter der Wissenschaft Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff und Dr. Holger Peinemann vom OFFIS e.V. Institut für Informatik, Martin Mahn von der TuTech Innovation GmbH sowie als eine Vertreterin der mittelständischen Unternehmerschaft im Landkreis Harburg Dr. Nina Lorea Kley, Geschäftsführerin von Feldbinder Spezialfahrzeugwerke GmbH in Winsen.
Bei der Begrüßung der Gäste gab WLH-Geschäftsführer Jens Wrede auch den offiziellen Namen des Projektes bekannt: TIP Innovationspark Nordheide. Er löst den Arbeitstitel „TIP Technologie- und Innovationspark Buchholz“ ab:
„TIP Ist bereits gut eingeführt, mit Nordheide verorten wir sowohl Buchholz als auch ein Kennzeichen für die gesamte Region, und wenn es in Texten und Überschriften nicht zu lang werden soll, ist für uns Innovation noch treffender als Technologie“,
sagt Wrede. Der TIP Innovationspark Nordheide soll auf rund 26 Hektar entstehen. Im Spätsommer sollen die Erschließungsarbeiten beginnen, ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt Buchholz ist bereits unterzeichnet. Straßen und Versorgungsanlagen sollen Ende 2020 fertiggestellt sein, anschließend werden die Grünanlagen angelegt. Was dann als nächstes folgt, ist noch offen, aber: Die Finanzierung ist gesichert.
„Es gibt bereits eine Reihe von Investoren“, sagte WLH-Aufsichtsrat Manfred Cohrs am Rande der Veranstaltung.
Die Auftaktveranstaltung diente dazu, die verschiedenen Akteure erstmals miteinander in Kontakt zu bringen – hier Vertreter aus Wissenschaft und Forschung, dort Vertreter aus der regionalen Wirtschaft.
„Der Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft ist enorm wichtig. Aus Innovationen müssen marktfähige Produkte werden“ sagte die Staatssekretärin Johannsen. „Da innovationsrelevantes Wissen oft personengebunden und erfahrungsbasiert ist, müssen wir mehr Gelegenheit zum Austausch schaffen. Ein Technologiepark ist eine solche Gelegenheit.“
Anzeige
Das Land Niedersachsen fördere einrichtungsübergreifende Projekte, Patentierungen und Kooperationen der Netzwerke, etwa in dem neuen Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN), das etwa Innovationspreise auslobt oder zum öffentlichen Dialog einlädt.
Landrat Rainer Rempe bestätigte die gute Zusammenarbeit mit dem Ministerium, „wir haben mit Dr. Johannsen eine kompetente Ansprechpartnerin“. Der Erfolg des ISI-Zentrums für Gründung, Business und Innovation in Buchholz mit inzwischen 34 Firmen habe die Kreis-Spitze ermutigt, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen.
„Da unser Landkreis keinen eigenen Hochschulstandort hat, ist es umso wichtiger, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen, auch vor dem Hintergrund, dass es hier vor allem kleinen und mittelständische Unternehmen gibt.“
Es sei wichtig, den Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern, der Landkreis könne sein Profil als attarktiver Gründungsstandort schärfen und ausbauen. Der Landkreis Harburg sei eben kein typischer Logistikstandort.
„Der Gründungspreis der WLH ist ein Beweis dafür, wie viele kluge Köpfe hier leben“,
so Rempe. Wie Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in der Praxis zum Einsatz kommen, praktiziert das OFFIS Institut für Informatik in Oldenburg. Mit sogenannten Real-Laboren werden Innovationen auf ihre Einsatzmöglichkeiten hin getestet. „Wir betreiben zum Beispiel ein Real-Labor in der Deutschen Bucht, in dem wir maritime autonome Fahrkonzepte testen“, sagte Prof. Sebastian Lehnhardt vom OFFIS. Außerdem teste man dort in einem „Ideal-Apartment“, wie die optimale Patientenumgebung in der Pflege gestaltet werden könnte und habe ein Forschungsprojekt einer „Smart City“ auf einem ehemaligen Fliegerhorst angeschoben. Das OFFIS entwickelt kurzfristige und nachhaltige Lösungen, qualifiziert Mitarbeiter für die Bedürfnisse der Großindustrie, beantragt Förderungen und unterstützt bei Unternehmensgründungen.
Wie wichtig die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft für den Mittelstand tatsächlich ist, schilderte Dr. Nina Lorea Kley vom Spezialfahrzeugbauer Feldbinder. Das Winsener Unternehmen stellt Silowagen her.
„Wir haben jüngst einen Silowagen aus Titan entwickelt. Was glauben Sie, wie viel Fördermittel wir dafür bekommen haben“, wandte sie sich an die Zuhörer, und schickte die Antwort hinterher: „Keine.“
Kleine und mittelständische Unternehmen seien in der Regel kein Ort für Forschung und Entwicklung, oder, falls doch, nähmen sie sich selbst nicht so wahr. Anhand des Beispiels aus ihrem Hause zeigte sich das Dilemma: Fachkräftemangel im Fahrzeugbauhandwerk auf der einen Seite, und auf der anderen Seite Mitarbeiter, die für solche Entwicklungen aus dem Tagesgeschäft abgezogen werden müssten.
„Wir setzen daher stärker als früher auf die Kooperation mit Universitäten, Fachhochschulen und Wirtschaftsförderern.“
„Was aus den Hochschulen kommt, muss in den Markt“, bestätigte auch Martin Mahn von der TuTech GmbH. Das gemeinsame Tochterunternehmen der Stadt Hamburg und der Technischen Universität Hamburg sehe sich als „Händler und Makler für Wissen.“ Es unterstützt die Forschenden, in dem es ihnen zum Beispiel Verwaltungsarbeit abnimmt, Gründer fördert oder Management für Schutzrechte und Patente anbietet. Dazu gehöre auch die Zusammenarbeit mit Institutionen der südlichen Metropolregion Hamburgs.
„Wir erwarten uns eine stärkere Verknüpfung der Innovations-;Ökosysteme‘ und neue Formate des Wissens- und Technologietransfers.“
Dazu gehörten auch Synergien bei der Weiterbildung, vor allem aber Auftraggeber aus der Wirtschaft.
Aus Sicht der WLH sind die nächsten geplanten Schritte eine Investorenkonferenz im Herbst, bei der die Interessenten mit dem Projekt vertraut gemacht werden sollen. Das Gelände wird durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifiziert – dass Gewerbegebiete ein „Gütesiegel“ für Nachhaltigkeit erhalten, war einst von der WLH initiiert worden. Mit den Hochschulpartnern wird bei einem Workshop „Smart Infrastructure“ erörtert, welche zukunftsträchtigen Kommunikations-, Mobilitäts- und Technologieanforderungen notwendig sind. Dazu gehört auch ein Quartiersmanagement.
Bis der TIP Innovationspark Nordheide real in Stein gebaut dasteht, wird er schon virtuell entstehen: Die WLH-Veranstaltungsreihe „Treffpunkt Innovation“ wird ab sofort in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern gestaltet. Die Inhalte aus den Treffen sollen in Workshops weiter vertieft werden. Sobald sich daraus ein Bedarf nach tiefergehender Entwicklungsarbeit herauslesen lässt, soll ein Projekt entwickelt werden – mit Hochschulen, Unternehmen und der Unterstützung der WLH. „Ich bin fest davon überzeugt, dass solche Projekte später ihren Platz im TIP Innovationspark Nordheide finden werden“, sagte WLH-Chef Jens Wrede in seinem Schlusswort.