Virus trifft die Sorgenbranchen

Foto: ScheschonkaMiroslaw Stawarz bedauert, dass es immer weniger Bäcker gibt, die noch von Hand backen. In der Bäckerei Hoops in Geestland ist Handarbeit noch Standard. || Foto: Scheschonka

Handwerkerschaft: Konzentrationsprozess bei Bäckern und Schlachtern beschleunigt.

Von Christoph Bohn

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie treffen die Wirtschaft hart. Eine besondere Belastungsprobe ist es auch für Bäcker und Schlachter – zwei Branchen, die sich bereits vor Corona im Umbruch befunden haben.

 „Eines ist sicher: Die Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus werden den Konzentrationsprozess noch beschleunigen“,

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sagt Dr. Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Weser-Elbe. Mit Konzentrationsprozess beschreibt er die sinkende Zahl der Betriebe sowohl bei Bäckern als auch bei Fleischern.

Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks verringerte sich die Zahl der Bäckereien in Deutschland im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 10 491, fünf Jahre zuvor waren es noch mehr als 12 600. Auch im Fleischerhandwerk ging das Betriebesterben weiter. Hier sank die Zahl der Betriebe im Jahr 2019 um 2,8 Prozent auf 12 552, 2014 waren es noch 14 900, wie der Deutsche Fleischer-Verband mitteilt.

„Die Schlachter haben oftmals mit den Angeboten des Handels zu kämpfen“,

erläutert Halves und blickt dabei auf Discounter und Supermärkte. Bei den Bäckern stehe oftmals ein anderes Problem im Vordergrund: die der Unternehmensnachfolge.

„Da überlegt sich der Betriebsinhaber, ob er am Ende seines Berufslebens noch investiert oder lieber verkauft“,

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meint Halves. Denn ein Sinken der Betriebsanzahl bedeute nicht, dass es weniger Bäckereifilialen gebe. Bäckereien mit bis zu zehn Filialen sowie 50 bis 100 Mitarbeitern seien keine Seltenheit.

Vom Kerngeschäft alleine leben indes die wenigsten. So haben laut Halves viele Bäckereien ein Café, viele Schlachtereien setzten auf Catering. „Doch genau diese Bereiche sind jetzt durch die Maßnahmen gegen das Coronavirus betroffen“, sagt Halves. So merke der Bäcker im Wohngebiet, der dort hauptsächlich Backwaren verkaufe, weniger davon als derjenige, der sein Geschäft in einer belebten Fußgängerzone betreibe oder gar touristische Einrichtungen wie Hotels, Kongresszentren und Museen beliefere. „Denn das macht sich gewaltig bemerkbar“, sagt Halves.

Genauso verhalte es sich mit dem Cateringgeschäft der Schlachter. Keine Feiern, kein Catering. Und wenn in vielen Firmen nicht gearbeitet werde, entfalle auch das Geschäft mit der Belieferung von Kantinen. Paradoxerweise gebe es auch Kurzarbeit in Krankenhäusern.

„Da ist auf einigen Stationen wenig los. Das betrifft dann Bäcker und Schlachter, die Krankenhäuser beliefern“,

macht Halves klar. Er hofft jetzt wie wohl alle Bäcker- und Schlachterbetriebe auf ein besseres Geschäft im Monat Mai.