Es ist eine Ära, die beim Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden zu Ende geht: Geschäftsführerin Uta Rade geht nach mehr als 23 Jahren in den Ruhestand – und bekam einen unvergesslichen Abschied. Ihre Nachfolgerin ist bereits bestens bekannt.
Nein, so wirklich leicht war der Start für Uta Rade beim Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden nicht. 2001 begann sie als Geschäftsführerin und war als Bergedorferin ein echtes Greenhorn in der regionalen Szene. „Damals kannte ich hier wirklich niemanden, was bei den ersten Veranstaltungen nicht ganz leicht war. Zumal es ja nicht einmal Namensschilder gab“, erinnert sie sich an ihre Anfangszeit.
Das mit den Namensschildern änderte sie schnell, als sie das Steuer übernahm. Und auch so manch andere Dinge. „Es war damals trotz der langen Tradition durchaus Aufbauarbeit zu leisten, vor allem, um professionelle Strukturen zu etablieren“, sagt Rade. Der Erfolg ihrer Arbeit lässt sich messen: Statt wie damals 10 Veranstaltungen pro Jahr sind es mittlerweile 30. Die Zahl der Mitglieder ist von 160 auf 280 angewachsen.
Dass sie einmal einen Verein managen würde, hatte sich bis 2001 in Uta Rades Biografie nicht gerade abgezeichnet. Nach einer Banklehre war sie unter anderem für die Sasol Wax (damals Vaselinwerk Schümann), den Mobilfunk-Anbieter Viag Interkom (heute O2) und die Molkereihandelsgesellschaft Eximo tätig. Beim Vaselinwerk lernte sie bereits in den 80er-Jahren Jochen Winand kennen, der damals der Vorgesetzte der Finanzplanerin war – und später bis 2017 den Vorsitz des Wirtschaftsvereins innehatte. „Er hat mich damals in den Süden geholt, und ich habe den Schritt trotz des anstrengenden Starts nie bereut“, sagt die 64-Jährige.
Ihren Job beschreibt sie bescheiden als „Arbeit im Hintergrund“. Eine Tätigkeit, der ihr liegt und die ihr Spaß macht. „Ich muss nicht im Rampenlicht stehen. Stattdessen sorgen wir in der Geschäftsstelle dafür, dass der Verein läuft, egal unter welchem Vorsitzenden. Das ist eine schöne Arbeit – vor allem dann, wenn man sieht, dass der Verein wächst.“
Zu den Highlights während ihrer Amtszeit zählt sie das Projekt „Harburg Vision“, aus dem ein 80-seitiges Impulspapier entstanden ist, um den Wirtschaftsstandort im Süden Hamburgs zu entwickeln. „Da zählen dann natürlich auch Themen wie die TU, aber auch die Wohnsituation zu. Dieses Papier hat im Laufe der Zeit eine große Relevanz entwickelt und dazu beigetragen, dass Harburg heute wirtschaftlich so erfolgreich dasteht.“
Ein weiterer Kernpunkt ihrer Tätigkeit war das jährliche Organisieren des prunkvollen Wirtschaftsabends, früher Herrenabend genannt. „Und da hatten wir im Laufe der Zeit ja einige recht bekannte Namen“, erinnert sich Rade. So zum Beispiel den heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der es sich trotz frisch erfolgter OP nicht nehmen ließ, bis drei Uhr morgens an der Theke mit den Mitgliedern zu plaudern. Oder auch der damalige DB-Chef Rüdiger Grube, Annegret Kramp-Karrenbauer, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Ursula von der Leyen, Cem Özdemir oder zuletzt Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender des Wohnungskonzerns Vonovia.
Im Rahmen des jüngsten Wirtschaftsabends fand dann folgerichtig auch Uta Rades Verabschiedung statt. „Hamburger Bürgermeister, Bundeskanzlerinnen und Bundeskanzler oder US-Präsidenten kommen und gehen – Uta ist da!“, sagte Vereinsvorsitzende Franziska Wedemann in ihrer Dankesrede. „Heute bist Du es, die hier im Mittelpunkt steht, Uta. Du hast diesem Verein ein Gesicht gegeben, Du kennst jeden Namen und Du vermittelst jedem, dass er wichtig ist.“ Rade sei nicht einfach nur die Geschäftsführerin gewesen, „sondern die Seele unseres Vereins!“
Als Dankeschön gab es – neben tosendem Applaus – auch ein Flugticket, mit dem Uta Rade ihre Tochter Mairi in den USA besuchen kann. Zudem ein Fotobuch mit den besten Bildern aus ihrer Amtszeit, eine digitale Grußkarte mit fast 250 Einträgen und die lebenslange Ehrenmitgliedschaft, mit der sie auch zukünftig alle Veranstaltungen des Vereins besuchen kann. „Wir werden Dich vermissen“, so Franziska Wedemann zu ihrer langjährigen Geschäftsführerin, die angesichts der geballten Ehrerweisung ihre Tränen nicht zurückhalten konnte.
Für ihre private Zukunft plant Uta Rade noch nicht den völligen Ruhestand. „Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber das kann ich bereits sagen: Ich werde einen 550-Euro-Job bei einem Unternehmen hier in der Gegend annehmen, so dass man sich sicherlich immer mal wieder über den Weg laufen wird.“ Nachfolgerin von Uta Rade wird Natascha Muthreja, die bereits seit drei Jahren für den Verein tätig ist und bislang die Bereiche Projektmanagement und Marketing verantwortet hat. Auf dieser Position folgt ihr Nuray Schulz nach.
„Die Kontinuität freut mich. Ich kann mein Baby also beruhigt übergeben“, so Uta Rade. „Ihrem“ Verein und ihrer Nachfolgerin wünscht sie für die Zukunft, dass das Ohr weiterhin nah an den Mitliedern und deren Bedürfnissen bleibt. Denn dann wachsen auch die
Mitgliederzahlen, „was nicht zuletzt das Budget sichert“, so Rade. „Früher war man hier vor allem deswegen Mitglied, weil es sich so gehörte. Mittlerweile ist man dabei, weil man es wirklich will. Und das soll so bleiben.“