Urbane Lebensqualität der Zukunft: Wie sieht die Stadt von morgen aus?

Eine Kolumne von Stefanie Bahr.

Die Wahrnehmung und Ausgestaltung des modernen Lebensraums Stadt ist seit Jahrzehnten in kontinuierlicher Veränderung begriffen: Nachdem zunächst in den 1960er und 1970er Jahren das naturnahe Leben im Grünen und später die innerstädtische Wohnlage mit ihren praktischen Vorzügen und guter Erreichbarkeit breiten gesellschaftlichen Zuspruch erfuhren, haben Klimawandel, Digitalisierung und Corona-Pandemie unlängst einen weiteren Umbruch eingeläutet. Das Beispiel der Hansestadt Hamburg zeigt, wie vielschichtig sich dieser Wandel infrastrukturell ausprägt und gibt schon jetzt einen Ausblick darauf, wie das Großstadtleben der Zukunft aussehen kann.

Dabei verläuft die beobachtbare Entwicklung längst nicht mehr entlang eines singulären Trends, sondern speist sich aus verschiedenen Strömungen, die sich gegenseitig befruchten und im Zusammenspiel das Stadtbild von morgen schaffen. Neu- und Ausbauprojekte wie das Passagenviertel oder die Stadthöfe in der Innenstadt verdeutlichen eindrucksvoll, wie Freizeit, Arbeit, Einkauf und Wohnen in einem urbanen Quartier für Abwechslung und Mehrwert sorgen; auch die HafenCity steht sinnbildlich für die Symbiose aus hochwertigen Apartments, Büroflächen, Gastronomie und Unterhaltungseinrichtungen, die dem Stadtbild der Zukunft in den kommenden Jahrzehnten eine noch größere Aufenthalts- und Lebensqualität verleihen wird.

Dabei spielt in meinen Augen auch das Verständnis von Mobilität eine wichtige Rolle. Als eine von vielen Städten setzt Hamburg dabei auf eine gewisse Entschleunigung ihrer Citylagen, etwa in Form der eingeführten Verkehrsberuhigung des Jungfernstiegs. Anstelle der nach wie vor stark verbreiteten, motorisierten Fortbewegungsmöglichkeiten mit dem eigenen PKW, oder auch dem Car-Sharing oder den öffentlichen Verkehrsmitteln, soll die Mobilität als Radfahrer oder Fußgänger wieder verstärkt in den Mittelpunkt rücken. Als umweltfreundlichere, ruhigere und gesündere Variante stößt diese Entwicklung auch gesamtgesellschaftlich wieder auf ein breiteres Bewusstsein, parallel zum wiederauflebenden Trend der Suburbanisierung. Vor dem Hintergrund erweiterter Home-Office Möglichkeiten und dem Wunsch nach Sicherheit und Distanz durch die Corona-Pandemie erlebt die „Stadtflucht“ derzeit eine Renaissance: Wohnungen und Häuser im „Speckgürtel“ Hamburgs, also Stadtteilen und Orten wie Wedel, Rissen, Bergedorf oder Ahrensburg werden immer beliebter, da sie ruhige Wohnlagen, die Nähe zur Natur und eine gute Erreichbarkeit vortrefflich verbinden.

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Der Einfluss des expandierenden Onlinehandels nimmt in der Zukunft städtischer Planung ebenfalls eine wichtige Rolle ein. Sowohl im B2B- als auch im B2C-Segment werden immer mehr Einkäufe im Internet getätigt, sodass auch die innerstädtische Logistik vor neue Herausforderungen gestellt wird. Hier sind kreative und effiziente Lösungen gefragt, die sich besonders auf die „letzte Meile“ der Zustellung bis zum Adressaten beziehen. Vor allem der Einsatz automatisierter Zustell-Roboter, der sogenannten „Delivery Bots“, wird hierbei maßgeblich sein, da er Verteilerunternehmen wie Verkehrsnetze entlastet. Zusammenfassend erwartet uns in Hamburg und anderen Städten eine Perspektive, bei der eine starke Verdichtung von Angebot und Dienstleistung mit einem erhöhten Wohlfühlfaktor auch in den zentralen Lagen Hand in Hand gehen – ein universeller Entwicklungsprozess, der sich auch weiterhin zu verfolgen lohnt!

Stefanie Bahr ist seit 2008 für das Gewerbeimmobilien-Unternehmen Engel & Völkers Commercial Hamburg tätig und dort seit 2019 Teil der Geschäftsleitung. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung als Head of Business Development betrachtet sie Entwicklungen und Trends der Branche aus einem ganzheitlichen Ansatz heraus und entwirft wegweisende Strategien für eine nachhaltige und zukunftsgewandte Objektvermarktung.