Zahlen gelten als das Mittel der Wahl, wenn es um Erfolgsmessung geht. Das ist im Sport nicht anders als in der Wirtschaft. Beim Neujahrs-Brunch der Süderelbe AG kamen diese beiden Welten nun zusammen. Prof. Dr. Daniel Memmert, geschäftsführender Institutsleiter an der Deutschen Sporthochschule Köln, gab als Gastredner Einblicke in die Welt der Daten. Der Berater zahlreicher Sportler – darunter auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft – zeigte außerdem auf, warum die Aufgabenzuweisung innerhalb von Teams über Sieg und Niederlage entscheiden kann.
Doch zunächst wandte sich Süderelbe-AG-Vorstand Dr. Olaf Krüger an die etwa 70 Gäste im „ausverkauften“ Stoof Mudders Kroog im Freilichtmuseum am Kiekeberg: „Die Region ist unser Spielfeld, und das seit mittlerweile 20 Jahren“, wies er auf den runden Geburtstag der Wirtschaftsvereinigung hin. In einer immer rasanteren Welt, gelte es für den Süderelbe-Raum mehr denn je, sich gut zu positionieren. „Viele wichtige Themen werden zwar nicht direkt hier vor Ort entschieden, aber wir können uns vorbereiten, Strategien entwickeln und vor allem auch netzwerken“, sagt er. Wichtig sei es – wie im Sport – einen Plan zu haben.
Anschließend übernahm Daniel Memmert die Rolle des „Spielführers“ und zeigte auf zahlreichen Folien, wie heutzutage immer mehr Datenpunkte dabei helfen, die Leistung von Sportlern zu optimieren. „Das machen mittlerweile viele Vereine. Auch im Amateursport halten diese Techniken mehr und mehr Einzug“, so Memmert.
Am Beispiel der britischen Premier League in der Saison 2015/16 zeigte er dann aber sogleich, wieso es wichtig ist, in der großen Datenmenge die richtigen Metriken zu betrachten. So wies Leicester City am Ende der Spielzeit eine miserable Rate von weniger als 50 Prozent durchschnittlichem Ballbesitz auf – noch weniger als Schlusslicht Aston Villa. Zum Meistertitel reichte es trotzdem. Aber selbst dann, wenn mehr Datenpunkte einbezogen werden, kann der Blick auf die Zahlen bisweilen trügen: Beim deutschen WM-Halbfinal-Spiel gegen Brasilien 2014 waren beide Teams bei vielen Messpunkten annähernd gleichauf. Doch am Ende setzte es für die Selecao eine krachende 1:7-Niederlage.
Für die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer hatte Memmert dann ein anschauliches Beispiel seiner Forschungsarbeit parat, das sich gut auf die Wirtschaft umlegen lässt: „In Teams ist es essenziell wichtig, wer an welcher Position steht“, sagte der Wissenschaftler. Diese Hypothese belegte die Deutsche Sporthochschule einst mit einem Experiment. Die Forscher veranstalteten ein Tischfußball-Turnier, bei dem sie im Vorfeld die individuelle Spielstärke der Teilnehmer maßen und sie obendrein in zwei Persönlichkeitstypen aufteilten: Den Hoffnungs- und den Pflicht-Typ. „Hoffnungstypen sind oft Stürmer, die immer versuchen, zum Erfolg zu kommen, dafür aber vielleicht fünf Chancen benötigen. Pflichttypen sind häufig in der Abwehr zu finden, wo selbst ein kleiner Fehler große Konsequenzen haben kann“, so Memmert.
Die Forscher bildeten nach den Tests gleichstarke Zweier-Teams mit jeweils einem Hoffnungs- und einem Pflicht-Typen. Bei der einen Hälfte der Teams wurden die Spieler „richtig“ auf Sturm und Verteidigung verteilt, bei der anderen Hälfte geschah dies umgekehrt. Alles natürlich ohne das Wissen der Teilnehmer. Das Ergebnis: „Im Viertelfinale standen sieben der passend zusammengestellten Teams, aber nur eine Mannschaft, die entgegen der Persönlichkeitstypen aufgestellt war. Dort wurde dann auch dieses Team eliminiert.“ Die Schlussfolgerung des Sport-Professors: „Mit kleinen Veränderungen lassen sich häufig Ergebnisse optimieren. Das gilt auch für Arbeitsgruppen in Unternehmen.“