Erster Bürgermeister Olaf Scholz beim Neujahrsempfang zum 150jährigen Bestehen der IHK Stade.
Hamburg braucht das Umland – das Umland braucht Hamburg. Auf diese einfache Formel lässt sich der Inhalt der Festrede bringen, die der Erste Bürgermeister der Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum vor mehreren Hundert Gästen im Stadeum gehalten hat. Wer jetzt noch meinte, Hamburg pfeife auf die Nachbarn, der musste sich eines Besseren belehren lassen. Scholz: „Hamburg ist keine Insel!“ Er plädiert sogar dafür, die Industriegebiete in Stade, Brunsbüttel, Buxtehude und Hamburg als einheitlichen Raum zu betrachten. Die Metropolregion Hamburg müsse sich als Teil Europas sehen. Und: Scholz ist davon überzeugt, dass die Industrie eine Renaissance erleben wird – darauf müsse die Region vorbereitet sein. Als erstes Signal für diese Entwicklung nannte er die Siemens-Ansiedlung im Landkreis Cuxhaven. Ein Masterplan für den Bereich der Unterelbe könne ein wichtiger Schritt sein.
Plädoyer für mehr HVV
Auf offene Ohren stieß offenbar die Bitte von Landrat Kai-Uwe Bielefeld aus Cuxhaven, der an Scholz appellierte, den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) auf seinen Landkreis sowie die Landkreise Rotenburg, Uelzen und den Heidekreis auszuweiten. Sowohl die Kreise als auch das Land Niedersachsen seien bereit, sich für einen Metropoltarif zu engagieren – sprich: zu zahlen. Die Gespräche stimmten optimistisch, nur Hamburg müsse noch seinen Anteil beisteuern. Scholz ging darauf ein und ließ durchblicken, dass auch er an einer Einigung interessiert ist: Wer außerhalb lebe, solle seinen Wohnort nicht aufgeben müssen, nur weil er in Hamburg arbeite. Der HVV rechne das Vorhaben derzeit durch.
Zuwanderer ein „riesiges Geschenk“
Zu Beginn der Veranstaltung hatte IHK-Präsident Thomas Windgassen unter anderem die demographische Entwicklung angesprochen und erläutert, dass die Generation der Baby-Boomer kurz vor der Rente stehe. Vor diesem Hintergrund stelle sich nicht die Frage, „ob wir uns Einwanderung leisten können, sondern, ob wir uns keine leisten können“. Ohne Zuwanderung werde das Wachstum in den kommenden Jahren sinken. Er bezeichnete die Zuwanderer, von denen 70 Prozent unter 30 Jahre alt sind, als „riesiges Geschenk“ – wenn es gelinge, sie in den Arbeitsmarkt und in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Scholz ging auch darauf ein und betonte, dass Zuwanderung automatisch die Notwendigkeit eines stärkeren Wachstums der deutschen Wirtschaft bedeute.