Fischhändler zieht in neue Produktionsstätte im Bremerhavener Fischereihafen
Von Thorsten Brockmann
„Es ist schon ein Traum, wenn man sich so etwas erfüllt“, sagt Bacso. Die alten Räume in der Packhalle XIII im Herzen des Hafens genügten den Anforderungen an ein modernes Unternehmen nicht mehr: Alte Mauern, die Hygiene, die Arbeitsabläufe – Bacso weiß gar nicht, wo er anfangen soll. Für seine rund 25 Mitarbeiter hat er auf 1500 Quadratmetern Fläche eine Produktionsstätte samt Kühl- und Tiefkühlräumen gebaut, von denen er nicht beurteilen mag, ob sie die modernsten im Gewerbegebiet sind. Auf dem Dach Solaranlagen, Wärmerückgewinnung, eine computergestützte Reinigungsanlage. Den Betrieb zu verbessern, das sei sein Motiv gewesen, sagt der Unternehmer. Vorzeige-Lieferant wolle er werden, gläsern für die Kunden. Und wenn die Standards hoch seien, könne er nicht der billigste Anbieter sein. Fisch liefert er frisch oder tiefgefroren an Kunden bis nach Österreich. Groß- und Einzelhändler beliefert er, Feinkostgeschäfte genauso wie Restaurants.
Dabei hat Bacso seinen Beruf nicht einmal erlernt – als Einziger in der Firma. Als Industriemechaniker wurde er ausgebildet, in einem Krabbenhandel kam er vor 20 Jahren zum Fisch, und wenn er erzählt, er habe in ihm seine Leidenschaft entdeckt, dann nimmt man ihm das ab. Nach vier Jahren hat er sein eigenes Unternehmen gegründet. Zu beinahe jedem seiner Produkte kann er die „Story dahinter“ erzählen, sei es von dem kleinen französischen Austernzüchter, den er im Internet entdeckt hat, oder dem küchenfertig grätenfrei gezupften Rückenfilet vom Skrei. „Wir machen alles in Handarbeit“, sagt er, und wie im gesamten Handwerk sei es auch für ihn schwierig, Personal zu finden.
In Norwegen kauft Sandor Bacso meist ein, online per Auktion. Gerade werden große weiße Heilbutte angeliefert von mindestens 20 Kilogramm das Stück. „Bei Garnelen sind wir sehr gut aufgestellt“, sagt Bacso auch. Und um das Angebot abzurunden, hat er seit einiger Zeit auch ein wenig Fleisch im Sortiment und Soßen und Gewürze. „Ich liebe es, mit meinen Kunden darüber zu sprechen.“
Die Pläne für den Neubau an der Eichstraße hat der Unternehmer mit seinem Fischmeister, dem Team und einem Planer mehrere Jahre „ausgetüftelt“, ist den Weg der Waren von der Anlieferung bis zur Auslieferung im Detail durchgegangen. Entstanden ist so ein Betrieb der kurzen Wege, alle Räume in der Produktion sind konstant auf zwei Grad heruntergekühlt, sogar das Verpackungslager temperiert, damit sich kein Kondenswasser bildet. Jeder Bereich ist durch Schleusen voneinander getrennt. Zugang gewährt ein Chipsystem nur dem, dem am Computer eine Zugangsberechtigung eingeräumt wurde. „Lkw-Fahrer oder Kunden“, sagt Bacso, „gelangen gar nicht mehr in den Produktionsbereich“, das sei im Altbau noch anders gewesen. Jetzt holten die Kunden ihre Bestellungen auch an einer Schleuse ab.
Werksverkauf geplant
Vor dem Neubau steht deshalb ein Verkaufsanhänger, denn Sandor Seafood will auch einen Werksverkauf anbieten und dafür eigenes Personal einstellen. Aber erst, wenn alle Abläufe im neuen Betrieb eingespielt seien. Besser und schneller wollten sie arbeiten, sagt Sandor Bacso. „Wenn wir dank des Neubaus eine Stunde früher fertig werden, dann ist das auch eine Qualität“ – für die Mitarbeiter.