Regionale Wirtschaft startet holperig ins neue Jahr

Grafik: IHKLWDie IHK Lüneburg-Wolfsburg bündelt die Interessen von 70.000 gewerblichen Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung. Sie berät zu zahlreichen Themen des Betriebsalltags und bildet heutige und künftige Mitarbeiter der Unternehmen aus und weiter. Rund 130 IHK-Mitarbeiter arbeiten gemeinsam mit rund 2.500 ehrenamtlich in der IHK Engagierten für die Zukunftsfähigkeit unserer Region. || Grafik: IHKLW

Das verdeutlicht der Konjunkturbericht der IHK Lüneburg-Wolfsburg.

Engpässe in den Lieferketten, hohe Rohstoff- und Energiepreise und die vierte Corona-Welle: Der konjunkturelle Aufholprozess der regionalen Wirtschaft hat weiter an Schwung verloren. Das verdeutlicht der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) für das vierte Quartal 2021. Der Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft abbildet, ist um fünf Punkte auf einen aktuellen Wert von 97 gesunken. Damit liegt er weiterhin unter dem fünfjährigen Durchschnittswert von 103 Punkten.

Während die Einschätzung der Geschäftserwartungen für das neue Jahr stabil geblieben ist, hat sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage eingetrübt. Von den befragten Unternehmen bewerten 26 Prozent die aktuellen Geschäfte als gut, 52 Prozent als befriedigend und 22 Prozent als schlecht. „Deutlich besser könnten die Geschäfte der regionalen Wirtschaft laufen, wenn nicht zahlreiche Firmen unter pandemiebedingt gestörten Lieferketten zu leiden hätten“, sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. 70 Prozent aller befragten Unternehmen berichten über längere Wartezeiten und 84 Prozent über höhere Einkaufspreise für Rohstoffe und Vorprodukte. 56 Prozent vermelden einen merklich gestiegenen Planungsaufwand für die Beschaffung von Einsatzmaterialien. Jeder achte Betrieb muss seine Produktion reduzieren und jeder dritte Betrieb kann bestehende Aufträge nicht abarbeiten. Betroffen ist nicht nur die Industrie, sondern ebenso der Groß- und Einzelhandel und Dienstleister.

Die Industrie und der Großhandel stehen mit einem Konjunkturindikator von 98 Punkten aktuell an der Spitze des Konjunkturzugs – allerdings hat die Industrie im Vergleich zum Vorquartal um sieben Punkte zugelegt, während der Großhandel elf Punkte verloren hat. Hintergrund ist, dass die Großhändler ebenso wie die Dienstleistungswirtschaft und der Einzelhandel sowohl die gegenwärtige Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden zwölf Monate pessimistischer einschätzen als noch im Herbst. Besonders schwierig stellt sich die Lage des stationären Einzelhandels dar: Die Branche fällt nach den coronabedingten Zugangsbeschränkungen mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft auf 86 Punkte zurück.

Optimistisch stimmt Zeinert, dass nach Angaben der regionalen Wirtschaft die Auftragsbücher gut gefüllt sind: „Wenn sich die gegenwärtigen Störungen der Lieferketten auflösen, kann für unseren Wirtschaftsraum mit einem deutlichen Wachstumsschub gerechnet werden. Allerdings werden dann andere Engpassfaktoren erneut stärker in den Vordergrund treten, die wir aus Vor-Pandemie-Zeiten kennen – hierzu zählt in erster Linie der Fachkräftemangel.“

Fast zwei Drittel der Befragten stuft den Arbeitskräftemangel bereits aktuell als großes Risiko für ihre künftige Geschäftsentwicklung ein. Mit dem Jahresthema #GemeinsamFachkräfteSichern unterstütze die IHKLW in diesem Jahr die Mitgliedsunternehmen ganz besonders im Wettbewerb um Talente, betont Zeinert: „Wir bringen regionale Betriebe mit dem Nachwuchs zusammen, bieten zahlreiche kostenfreie Netzwerke und unterstützen Unternehmen dabei, ihre Ausbildungsqualität zu verbessern. Als Koordinatorin der Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen arbeiten wir mit Partnern aus der gesamten Region daran, die Region mit Blick auf die Fachkräftesituation zukunftsfähig aufzustellen.“ Viele andere Konjunkturbremsen könne aber nur die Politik lösen – angefangen beim Ausbau der digitalen und der Verkehrsinfrastruktur über Bürokratieabbau, eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren bis zur Modernisierung der Unternehmensbesteuerung und einer wettbewerbsfähigen Gestaltung der Klimapolitik.

Für die Konjunkturumfrage Nordostniedersachsen haben im Dezember und Januar 189 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage eingeschätzt. Zusätzlich bieten die IHKLW und die IHK Braunschweig einen Konjunkturbericht für den Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg an. Beide Berichte sind zu finden unter www.ihk-lueneburg.de/konjunktur