Nachhaltigkeit als Chance: Wie ökologische Verantwortung die Immobilienbranche bereichert

Eine Kolumne von Stefanie Bahr.

Die Relevanz von Umweltbewusstsein und Klimaschutz fristet in unserer Gesellschaft schon lange kein Nischendasein mehr: Im Verlauf der letzten 10 Jahre hat sich eine nachhaltige und ressourcenschonende Lebensführung zum weit verbreiteten Megatrend entwickelt, der eine wachsende öffentliche, politische und wirtschaftliche Aufmerksamkeit erfährt. Eine besondere Verantwortung kommt dabei der Immobilienbranche zu: 40 Prozent des weltweit produzierten CO₂-Ausstoßes lassen sich auf den Gebäudesektor zurückführen, weshalb gerade hier ein wesentlicher Teil möglicher Maßnahmen ansetzen sollte, um Vorgaben wie das Pariser Klimaschutzabkommen oder die angepeilte Klimaneutralität des Bundes bis 2045 zu erreichen. Die dadurch entstehenden Entwicklungen sind – neben ihrem offensichtlichen Effekt zugunsten von Natur, Klima und Umwelt – sowohl für private wie gewerbliche Eigentümer und Investoren relevant und lassen sich nicht nur beim Neubau, sondern auch durch die energetische Sanierung von Bestandsobjekten umsetzen.

So bestehen auf der einen Seite bereits zahlreiche gesetzliche Verpflichtungen, während weitere Gesetzesentwürfe aus dem Themenkomplex des umweltschonenden Bauens kurz vor der Verabschiedung stehen. Beispielhaft sind hier unter anderem die Solardach-Pflicht für Gewerbeimmobilien zu nennen oder indirekt das Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie die Kostenaufteilung des CO₂-Preises zwischen Mieter und Vermieter. Energieeffizientes Bauen trägt also dazu bei, die möglich Strafkosten durch rechtliche Reglementierung im Allgemeinen niedrig zu halten. Darüber hinaus stellt eine nachhaltig konstruierte und energieeffiziente Immobilie nach modernen Standards eine stabile Kapitalanlage mit höherem Wiederverkaufswert dar, zumal Interessenten bei ihrer Kaufentscheidung vermehrt auch auf ESG-Kriterien Wert legen, während veraltete Gebäude hier immer häufiger das Nachsehen haben. Sei es durch die Installation von Wärmepumpen, durch eine bessere thermische Dämmung oder die Verwendung ökologisch einwandfreier Werkstoffe: Energetische Sanierungen sind in der Lage, merklich zum Werterhalt von Immobilien beizutragen. Somit erleben wir gerade, wie sich Nachhaltigkeit von Tag zu Tag mehr als Wettbewerbsfaktor etabliert, den der strategische Investor heute und in Zukunft nicht länger unberücksichtigt lassen sollte.

Mit Blick auf die Zukunft sind die Möglichkeiten auf dem Weg zur immobilienspezifischen Klimaneutralität meiner Ansicht nach noch lange nicht ausgeschöpft: Hinsichtlich einer umweltbewussten Energieversorgung kann beispielsweise das Feld der gebäudenahen Stromgewinnung, worunter auch der Begriff des sogenannten „Mieterstroms“ fällt, weiter ausgebaut werden. Auch ein anteiliger Richtwert von 50 Prozent im Bereich der grünen Fernwärme kann bis 2030 als wesentlicher Baustein zur Emissionsminderung dienen. Komplementär dazu halte ich auch eine Reform der bisherigen Energieausweise für sinnvoll, die sich künftig nicht länger am ökologisch aussageschwachen Bedarfs- beziehungsweise Verbrauchswert, sondern eher an den verursachten CO₂-Emissionen orientieren sollte. Weitergedacht kann sich die flächendeckende Einführung eines CO₂-Monitoring-Systems, das zwischen verschiedenen Nutzungstypen von Gebäuden differenziert, positiv auf die Transparenz und den gezielten Einsatz von Klimaschutz-Maßnahmen auswirken.

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Auch wenn die aktuelle geopolitische Lage, die Engpass-Situation vieler Rohstoffe und die Verfügbarkeit von Handwerksdienstleistungen durchaus als herausfordernd eingeschätzt werden können – in Anbetracht der klimatischen Entwicklung um uns herum ist der beste Zeitpunkt zum nachhaltigen Investieren nicht morgen, sondern jetzt!   

Stefanie Bahr ist seit 2008 für das Gewerbeimmobilien-Unternehmen Engel & Völkers Commercial Hamburg tätig und dort seit 2019 Teil der Geschäftsleitung. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung als Head of Business Development betrachtet sie Entwicklungen und Trends der Branche aus einem ganzheitlichen Ansatz heraus und entwirft wegweisende Strategien für eine nachhaltige und zukunftsgewandte Objektvermarktung.