Kraftstoff aus altem Pflanzenöl

Foto: Tool FuelCare Diesel (links) und herkömmlicher Diesel beim Verbrennen. || Foto: Tool Fuel

Care-Diesel gilt als saubere Alternative – Keine Zulassung an deutschen Tankstellen.

Von Christoph Bohn

Die Abkürzung Care steht für „CO2-Reduction, Arctic Grade, Renewable and Emission Reduction“ und beschreibt schon alle Vorteile: Reduzierung von Kohlendioxid, Kältebeständigkeit, Erneuerbarkeit und Emissionsreduzierung. „Es ist ein synthetischer Kraftstoff“, erläutert Alexander Stöhr, Geschäftsführer der Hamburger Firma Tool Fuel, die den Kraftstoff vertreibt.

„Es ist ein hydrierter fettiger und öliger Grundstoff, der mit Wasserstoff chemisch haltbar gemacht wird.“

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Es sei also ein hydriertes Pflanzenöl (HVO).

Reduzierte Rußentwicklung

Care-Diesel hat neben des geringeren Ausstoßes noch weitere Vorteile, wie Tool Fuel mitteilt: Dazu gehören eine deutlich reduzierte Rußentwicklung, weniger Stickoxide, Feinstaub, Kohlenstoffdioxid, Kohlenwasserstoffe bei der motorischen Verbrennung sowie hörbar reduzierte Geräuschemissionen. Zudem gebe es nur eine kaum feststellbare Alterung im Vergleich mit fossilem Diesel.

Grundsätzlich können alle fettigen Stoffe als Grundstoff verwendet werden, auch altes Öl aus der Imbissbude.

„Anfangs wurde zur Herstellung Palmöl verwendet, weil es am Markt gut verfügbar war. Heutzutage geht es aber ohne“,

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sagt Stöhr. So sei Care-Diesel zu 100 Prozent ohne Palmöl. Dabei stellt die Hamburger Firma die Dieselalternative nicht selber her, sondern kauft sie vom finnischen Hersteller Neste.

Care-Diesel gibt es bereits seit 2013. Es hat aber vom Umweltbundesamt keine Zulassung für deutsche Tankstellen bekommen, wie Stöhr berichtet.

„Im europäischen Ausland sowie in Norwegen, der Schweiz sowie der Türkei kann man Care-Diesel an der Tankstelle kaufen“,

sagt er. Die fehlende Tankstellenzulassung in Deutschland heiße aber nicht, dass die Dieselalternative nicht verkauft werden dürfe. Unter anderem werde der Kraftstoff auch für Boote verwendet. „Und an deren Tankstellen kann man natürlich auch fürs Auto kaufen“, meint Stöhr.

Er selber hat nur gute Erfahrungen mit dem Kraftstoff gemacht. Denn eine Umrüstung des Motors sei nicht notwendig, zumal man den Kraftstoff auch als Beimischung zum normalen Diesel benutzen könne. „Ich verwende Care-Diesel selber in einem alten Dieselfahrzeug der Euro-Norm 3“, erzählt er. Damit habe er Abgaswerte der Euro-Norm 4 erreicht. „Leider wird das nicht anerkannt“, bedauert er. Allerdings hat Care-Diesel auch einen entscheidenden Nachteil: Er ist teurer als normaler Diesel.

Deswegen versteht Stöhr auch die Haltung des Umweltbundesamts nicht. „Denn eine Verwechslungsgefahr und eine mögliche Käuferirreführung besteht ja angesichts des Preisunterschieds nicht. Care-Diesel tanken nur diejenigen, die sich explizit dafür entschieden haben.“ Eine Hoffnung auf Zulassung hat Stöhr aber doch. Denn für die Umsetzung vor Ort seien die Bundesländer zuständig.

„Wir sehen Care-Diesel auch nicht als Konkurrent zur E-Mobilität.“

Mittlerweile spricht sich auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) für eine Zulassung von Care-Diesel aus: „Wir brauchen die vollständige Technologieoffenheit bei alternativen Antrieben und Kraftstoffen.“ Es wäre ein Fehler, sich nur auf eine Variante festzulegen, sagt er.

Zuspruch erhielt Scheuer dabei vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Synthetische Kraftstoffe hätten nur dann Marktchancen, wenn sie zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden, meint ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz. Gerade auf langen Strecken oder im Schwerlastverkehr hätten Verbrennungsmotoren Vorteile gegenüber Elektroautos.

„Mit klimaneutral hergestellten synthetischen Kraftstoffen könnten sofort über 52 Millionen Pkw und Nutzfahrzeuge zum Abbau der CO2-Belastung beitragen“,

meint Koblitz. Langfristig seien Wasserstoff und Brennstoffzelle die technologisch überlegene Lösung.

Flughafen stellt um

Und in größeren Fahrzeugflotten wird Care-Diesel schon seit Längerem getestet und genutzt. So verwendet der Hamburger Flughafen bereits seit Ende 2016 den synthetischen Kraftstoff für seine dieselbetriebenen Fahrzeuge – nach einem viermonatigen Test. „Das Ergebnis: Alle Beteiligten waren von der Qualität begeistert“, sagte Projektleiter Jan Eike Hardegen vom Flughafen Hamburg damals.