Betrieb soll als Gesamtpaket einschließlich der Grundstücke verkauft werden – Kündigungen gibt es erst einmal nicht.
Von Klaus Mündelein
Ein Makler ist bereits beauftragt: Die insolvente Lloyd Werft in Bremerhaven soll als Gesamtpaket einschließlich der Grundstücke verkauft werden. In einem offenen Bieterverfahren sollen möglichst viele Interessenten ihre Angebote einreichen. Bis dahin will Insolvenzverwalter Per Hendrik Heerma die Lloyd Werft mit Reparaturaufträgen und der Verleihung von Mitarbeitern über Wasser halten.
„Wir beide sind bemüht, eine eigenständige Lösung für die Unterweser zu finden“, sagt Heerma, nachdem er sich mit seinem Kollegen Christoph Morgen, Insolvenzverwalter von den MV Werften, verständigt hat. Die gemeinsame Verkaufsaktion ist notwendig, weil Heerma keinen Zugriff auf die Grundstücke der Lloyd Werft hat. Er verfügt nur über die Betriebsgesellschaft und ihre 280 Mitarbeiter. Die werthaltigen Grundstücke sind in einer Besitzgesellschaft zusammengefasst, die wiederum der MV Werften Holding gehört. Und über die verfügt Morgen als Insolvenzverwalter der MV Werften.
In beider Namen wird nun der Makler den überregionalen Verkaufsprozess steuern, die Interessenten informieren und betreuen. Zu den Verkaufschancen will sich Heerma noch nicht äußern. Die Lloyd Werft habe einen guten Ruf, aber die internationale Marktlage sei pandemiebedingt schwierig. Heerma und Morgen haben ein strukturiertes Bieterverfahren ausgewählt. Es gibt Fristen für die Interessensbekundung und dann Fristen für verbindliche Angebote. „Dann müssen wir sehen, was kommt.“
Heerma spricht von mehreren Interessenten. Und es gebe noch die Interessenten aus der Zeit vor der Insolvenz, sagt er mit Blick auf die Bremerhavener Rönner-Gruppe und die Emiratis, die mit einer Absichtserklärung ihr Interesse an 50 Prozent der Anteile untermauert hatten. Für alle sei jetzt die Ausgangssituation anders: Durch die Insolvenz spielen alte Verbindlichkeiten keine Rolle mehr. Das mache es leichter.
Dass die Zusammenarbeit bei der Aktion mit Morgen auch schwierig werden kannt, verhehlt Heerma nicht. Die Interessenlagen sind nicht vollständig deckungsgleich. In Bremerhaven geht es um die Fortführung der Werft. In Mecklenburg-Vorpommern sollen mit dem Verkauf von Immobilien auch die Gläubiger befriedigt werden.
Kündigungen gibt es erst einmal nicht. Die Lloyd-Werker bekommen bis zum 1. April das Insolvenzausfallgeld. Damit es weitergeht, sollen jetzt neue Aufträge herangeholt werden. Längerfristige Projekte wie der Neubau von Yachten oder Spezialschiffen seien ausgeschlossen wegen der langen Vorlaufzeiten. „Es geht jetzt um schnelle Reparaturaufträge“, sagt Heerma. Dabei will er sich auch um öffentliche Aufträge der Marine kümmern. Ein weiteres Ziel ist es, einen Teil der Lloyd-Werker anderen Betrieben zu überlassen.
Bis 1. April kann die Lloyd Werft ohne Käufer nur überleben, wenn sie die Gehälter und Kosten wieder selbst erwirtschaften kann. Vertreter von Land und Stadt hatten zugesagt, dann womöglich auch mit einer Transfergesellschaft den Prozess zu unterstützen, um weitere Zeit für die Suche nach einem Käufer zu bekommen. Mit der Genting-Gruppe, Eigentümer der Lloyd Werft, hat Heerma derzeit keine Kontakte. Neben Morgen ist MV-Werftenchef Carsten Haake sein Ansprechpartner im Zusammenhang mit der Besitzgesellschaft. Das Urteil des Landgerichts Schwerin, wonach die Genting-Gruppe keinen Anspruch auf 78 Millionen Euro vom Land Mecklenburg-Vorpommern hat, berührt derzeit die Lloyd Werft nicht, sagt Heerma.
Die Nachricht, dass über die Zukunft der Lloyd Werft nun ohne die Genting-Gruppe verhandelt wird, sorgt auch bei Betriebsratsvorsitzendem Nils Bothen für Zuversicht: „Ich glaube auch, dass die Chancen damit besser stehen. Denn Genting hatte höhere Preisvorstellungen. Die Insolvenzverwalter haben doch eine geerdetere Vorstellung vom Wert der Werft“, sagt er. „Wir brauchen jetzt einen Käufer, der auch Arbeit hat“, sagt Bothen.