Coronafolgen bekämpfen, Einzelhandel beleben und Innenstadt stärken.
„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie gefährden unsere Innenstädte und Ortskerne“, warnte der Deutsche Städte- und Gemeindebund im Frühjahr. Tatsächlich haben der durch die Pandemie erzeugte Rückzug ins Private und die deutlich zunehmende Nutzung des Online-Handels auch in Buchholz bereits unübersehbare Folgen: In der Innenstadt stehen Geschäfte leer, Dienstleister haben ihre Betriebe aufgeben, in den großen Einkaufspassagen gibt es Leerstände, Neuvermietungen ziehen sich hin.
Seit März vergangenen Jahres ist überdies das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Buchholz weitgehend zum Erliegen gekommen. Märkte und Feste sind ausgefallen, EMPORE und Kino waren geschlossen. In der Folge kamen noch weniger Menschen in die Stadt, was Einzelhandel und Gastronomie zusätzlich belastet hat. „Zwar hat durch die Lockerungen in den vergangenen Wochen wieder Leben in die Innenstadt Einzug gehalten“, berichtet Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse. Allerdings habe sich die Kundenfrequenz noch lange nicht erholt, liege bei 50 bis maximal 75 Prozent der Vor-Corona-Zeit. „Wenn wir den Einzelhandel beleben und die Innenstadt als Ort der Begegnung und des kulturellen Lebens erhalten wollen, müssen wir rasch handeln“, analysiert das Stadtoberhaupt.
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt zahlreiche Projektvorschläge zur Belebung der Innenstadt entwickelt und beim Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung einen Förderantrag für das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt!“ gestellt. Mit dem Programm unterstützt Niedersachsen Städte und Gemeinden bei der Bewältigung der Pandemiefolgen in den Innenstädten. Es umfasst 117 Millionen Euro aus der EU-Aufbauhilfe REACT EU (Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe) und soll Kommunen des Landes dabei unterstützen, ihre Innenstädte mit auf die Situation vor Ort zugeschnittenen Konzepten zukunftssicher aufzustellen. Dabei geht es zunächst um den Einzelhandel, zudem sollen aber auch neue Nutzungen und Aufenthaltsqualitäten ermöglicht und Digitalisierung und Klimaschutz vorangebracht werden.
Mitte September entscheidet sich, ob Buchholz in das Programm von „Perspektive Innenstadt!“ aufgenommen wird. Bei einem positiven Votum soll als erstes ein bereits angeschobenes Projekt zur Stärkung des lokalen Handels finanziell unterstützt werden. So arbeitet der Verein Buchholz Marketing zur Kundenbindung derzeit an der Einführung einer so genannten BuchholzCard. Mit dieser Gutscheinkarte kann künftig in vielen Geschäften der Stadt eingekauft werden. Parallel wird die Präsenz des Buchholzer Einzelhandels im Web verbessert und es wird der Aufbau eines Online-Marktplatzes ins Auge gefasst. Weitere mögliche Projekte sind die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Umgestaltung der Innenstadt unter Einbeziehung klimatischer Aspekte, Unterstützung bei der Organisation von Märkten und Events, die Erneuerung der zentralen Grünfläche Rathauspark sowie die weitere Verbesserung der Erreichbarkeit der Innenstadt für den Radverkehr. Schließlich könnte ein ganzheitliches, integriertes Innenstadtkonzept erstellt werden, das auch Klimaschutz und Klimafolgenanpassung mit berücksichtigt.
Unterm Strich summiert sich das Buchholzer Maßnahmenpaket zur Stärkung der Innenstadt für den 18 Monate umfassenden Programmzeitraum auf rund 1,2 Millionen Euro. Wie hoch eine mögliche Förderung letztlich ausfällt, ist insbesondere von der Zahl der Antragsteller in Niedersachsen abhängig. Die Buchholzer Maßnahmen könnten mit bis zu 900 000 Euro bezuschusst werden, die Stadt muss davon noch mindestens zehn Prozent aus Eigenmitteln aufbringen. Welche der möglichen Projekte am Ende umgesetzt werden, ist allerdings abhängig von der Höhe der Fördermittel und des notwendigen Eigenanteils, über die der Rat der Stadt noch beschließen müsste.
Röhse: „Das Förderprogramm ‚Perspektive Innenstadt‘ ist eine großartige Chance, die Attraktivität unserer Innenstadt zu erhöhen und die Folgen der Pandemie abzufedern.“