Der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg.
Preissteigerungen bei
Einsatzmaterialien, Rohstoffen und vor allem bei Energie drücken auf die
konjunkturelle Stimmung der Unternehmen. Das zeigt der Konjunkturbericht der
Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) für den Wirtschaftsraum
Nordostniedersachsen. Im zweiten Quartal 2022 sinkt der
Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle geschäftliche Lage der
Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, um zehn Punkte auf
einen aktuellen Wert von 75. Niedriger hatte er in den vergangenen zehn Jahren
lediglich zu Beginn der Corona-Krise gelegen.
„Gestörte Lieferketten sorgen für einen sich weiter
verschärfenden Mangel an Einsatzmaterialien und Rohstoffen sowie für erhebliche
Preissteigerungen. Auf der Nachfrageseite belasten die Inflation, steigende
Zinsen sowie Unsicherheiten über den weiteren Kriegs- und Pandemieverlauf das
Konsum- und das Investitionsklima. Insgesamt bezeichnen mehr als 84 Prozent der
befragten Unternehmen die derzeitigen Energie- und Rohstoffpreise als ein
gravierendes Risiko für ihre weitere Geschäftsentwicklung“, sagt
IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert.
In allen Wirtschaftsbereichen ist ein Stimmungstief
zu verzeichnen, am härtesten trifft es den Einzelhandel. Der
Konjunkturklimaindikator der Branche gibt um zwölf Punkte nach und erreicht
aktuell einen außerordentlich niedrigen Stand von 53 Punkten. Herbe Verluste um
10 auf 84 Punkte muss auch der Großhandel einstecken, ebenso die Industrie,
deren Konjunkturklimaindikator um zwölf Punkte auf einen Wert von 66 Punkten
fällt. Die Stimmung in der Dienstleistungswirtschaft bleibt im Sommer stabil,
der Indikatorstand liegt mit 94 Punkten lediglich um drei Punkte niedriger als
im Frühjahr
Mit ihrer aktuellen geschäftlichen Lage zeigt sich
die heimische Wirtschaft immerhin noch mehrheitlich zufrieden. So beurteilen 30
Prozent der Unternehmen die eigene Situation derzeit als gut und 45 Prozent
bezeichnen sie als zufriedenstellend. Jedes vierte Unternehmen vermeldet
dagegen eine schlechte Geschäftslage. Die Geschäftserwartungen der regionalen
Wirtschaft waren bereits im Frühjahr wegen des Kriegs in der Ukraine stark
eingebrochen. Zum Sommer hin haben sie sich nun nochmals verschlechtert.
Lediglich acht Prozent der Unternehmen rechnen mit besseren Geschäften –
dagegen befürchten 54 Prozent in den kommenden zwölf Monaten teilweise
erhebliche geschäftliche Einbußen.
Schon aktuell klagt der Großteil der befragten
Unternehmen über längere Wartezeiten und höhere Einkaufspreise für Rohstoffe
und Vorprodukte. Zwei Drittel vermelden einen merklich gestiegenen
Planungsaufwand für die Beschaffung von Einsatzmaterialien. 30 Prozent der Betriebe
können bestehende Aufträge nicht abarbeiten und jeder achte Betrieb muss seine
Produktion reduzieren oder gar stoppen.
„Nicht nur die energieintensiven Unternehmen sind
angesichts der kritischen Energie- und speziell der Gasversorgungslage in allergrößter
Sorge“, kommentiert Zeinert. „Soweit es möglich ist, bereiten sich die Betriebe
wegen des drohenden Gasmangels mit Hochdruck auf den Ersatz von Erdgas in ihren
Feuerungs- und Produktionsanlagen vor. Allerdings stoßen sie dabei auf
Umweltbehörden, die auf ihre geringen genehmigungsrechtlichen Spielräume
hinweisen. Unflexible umweltrechtliche Vorgaben verhindern so eine schnelle
Umstellung der Anlagen auf andere Brennstoffe.“ Um einen Gasnotstand zu
verhindern, müsse die Politik schnellstmöglich größere Spielräume für die
befristete Duldung von genehmigungsbedürftigen Feuerungsanlagen schaffen.
„Generell braucht es zur Bewältigung der aktuellen Krisensituation
investitionsfreundliche Rahmenbedingungen und keine aus der Zeit gefallenen
Vorschriften“, so Zeinerts Fazit.
Für die Konjunkturumfrage Nordostniedersachsen
haben im Juni und Juli 195 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis,
Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige
Wirtschaftslage eingeschätzt. Zusätzlich bieten die IHKLW und die IHK
Braunschweig einen Konjunkturbericht für den Wirtschaftsraum
Braunschweig-Wolfsburg an. Beide Berichte sind zu finden unter www.ihk-lueneburg.de/konjunktur.