„Ich setze weiter auf den ICE“

Foto: HartmannMelf Grantz (SPD), Oberbürgermeister der Stadt Bremerhaven || Foto: Hartmann

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz wünscht sich eine Ausweitung des Fernverkehrs.

Von Thorsten Brockmann

Herr Grantz, haben Sie sich schon eine Fahrkarte für den Intercity von Bremerhaven nach Köln bestellt? Nein, das habe ich nicht. Aber wir werden den Zug natürlich gebührend empfangen und mit einem Fest am Hauptbahnhof willkommen heißen. Da bereiten wir etwas vor mit der Deutschen Bahn.

Sie haben lange dafür gestritten, Bremerhaven nach 20 Jahren wieder an den Fernverkehr der Bahn anzubinden. Sind Sie zufrieden mit diesem Kompromiss? Der IC ist für mich überhaupt kein Kompromiss. Für mich ist die Anbindung erst der Anfang, Bremerhaven an den Fernverkehr anzubinden. Eine Ausweitung ist aufgrund der Bedeutung von Wissenschaft, Tourismus und als Oberzentrum unerlässlich. Mein Ziel ist es, dass von hier alle zwei Stunden ein ICE nach München abfährt oder ankommt. Das zu finanzieren, dafür haben wir bereits gute Vorschläge gemacht.

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Sie hatten sich gemeinsam mit dem Senat in Berlin im Bundesverkehrsministerium für den ICE-Anschluss eingesetzt. Kommt der denn noch? Da bin ich ganz sicher, nur wann kann ich nicht sagen. Ich bin mir mit Staatssekretär Enak Ferlemann und Bundesverkehrsminister Scheuer einig gewesen über die noch bessere Anbindung Bremerhavens an den Fernverkehr der Bahn und den 2-Stunden-Takt für einen ICE von Bremerhaven über Bremen/Hannover/Würzburg/Nürnberg nach München. Das entspricht dem Deutschland-Takt der Bundesregierung. Jetzt werde ich mir für das Vorhaben wohl in Berlin neue Partner suchen müssen. Auf jeden Fall werden wir den direkten Kontakt zur Bundesregierung und der Deutschen Bahn suchen, weil ich mich in dieser Frage nicht vollständig auf den Senat und vor allem die zuständige Abteilung bei der Verkehrssenatorin verlassen kann.

Die Bahn hat 2019 mitgeteilt, mittel- und langfristig, sprich vor 2030, keinen ICE nach Bremerhaven fahren zu lassen. Wird es denn was in neun Jahren? Das ist mir zu spät. Mein Wunsch wäre, dass es mit dem ICE in zwei Jahren klappt. Die neue Bundesregierung muss sich aber erst sortieren und das wird dauern. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Deutschland-Takt in einer Ampel-Koalition schneller umgesetzt wird als bisher geplant. Es ist doch das erklärte Ziel, dass die Menschen gerade aus klimapolitischen Gründen mehr Bahn fahren.

Nach den Berliner Gesprächen auch mit Enak Ferlemann waren Sie davon ausgegangen, dass ein ICE schon Ende 2021 kommen könnte. Das Land wollte dafür sogar Geld in die Hand nehmen und den ICE bis Bremen als Nahverkehrsanbindung mitfinanzieren. Verfolgen Sie dieses Vorhaben weiter? Das verfolgen wir so weiter. Der Präsident des Senats Andreas Bovenschulte hat mir auch zugesichert, dass, anders als beim letzten Bahngipfel, ich bei den nächsten selbstverständlich wieder eingeladen werde, um über die weitere und noch bessere Fernverkehrsanbindung Bremerhavens mitzusprechen. Ich setze darauf, dass sich der Senat auch eindeutig für den Deutschland-Takt nach Bremerhaven einsetzt.

Wenn der IC ab Dezember fährt, wird er nicht vom Nahverkehr genutzt werden können. Warum bezuschussen Sie den Zug nicht? Beim ICE hätten wir das gemacht, weil für den Zwei-Stunden-Takt Regional-Expresszüge wegfallen würden. Wir würden deshalb den ICE für regionale Pendler öffnen und entsprechend bezuschussen. Der Intercity nach Köln kommt nun zusätzlich, dafür fallen keine bisherigen Zugverbindungen weg. Deshalb wird er auch nicht bezuschusst.

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