Harburg: Neues Gesicht für die marode Seevepassage

Die große Freitreppe seitlich vom Fußgängertunnel zwischen Seevepassage und Lüneburger Straße ist nur realisierbar, wenn die marode Harburg-Center-Ruine am Harburger Ring (führt über den Tunnel) abgerissen wird. Entwurf: ANNABAU

Die Entscheidung zur Neugestaltung ist gefallen – Was wird aus der Harburg-Center-Ruine?

Einer der sanierungsbedürftigsten Bereiche der Harburger Innenstadt soll modernisiert und aufgewertet werden: Mitte Juli hat eine interdisziplinäre Jury unter Vorsitz des Landschaftsarchitekten Lorenz Dexler das Konzept des Berliner Planungsbüros ANNABAU einstimmig als Grundlage für die Umgestaltung des öffentlichen Raums der maroden Seevepassage in der Harburger City ausgewählt. Mittlerweile ist das Vorhaben auch in der Politik angekommen – jetzt scheint sich zumindest schrittweise etwas zu tun. Das Beste: Die Planer haben die Ruine des Harburg-Centers einfach mal durch einen Neubau ersetzt und damit einmal mehr ein deutliches Signal gesetzt: So ein Schandfleck gehört in keine Innenstadt!

Die Entscheidung markiert den Schlusspunkt eines konkurrierenden Gutachterverfahrens, in dem zunächst fünf Teams Ideen für eine Veränderung dieses besonderen Stadtraums entwickelt hatten. Im Mai wurden die Ideen in einer Zwischenpräsentation öffentlich vorgestellt und drei Finalisten ausgewählt, die nun ihre ausgearbeiteten Beiträge erneut öffentlich vorgestellt und diskutiert haben. Der Beitrag von ANNABAU konnte sich gegen die beiden weiteren Entwürfe durchsetzen. Erstaunlich: Es wurde ein Entwurf prämiert, der in dieser Form so zurzeit gar nicht umsetzbar ist – denn es gibt bislang keine Informationen darüber, dass Hans-Dieter Lindberg als offiziell Verantwortlicher für das Harburg-Center beispielsweise einen Abrissantrag gestellt hätte. Stattdessen dümpelt das Ruinen-Thema seit zig Jahren vor sich hin. Warum dann also diese Entscheidung?

Dazu das Statement aus dem Bauamt: „Die Aufgabestellung des Gutachterverfahrens gliederte sich in einen Realisie­rungs- und einen Ideenteil. Im Realisierungsteil wurde nach konkreten Maßnahmenvorschlägen für einen umgrenzten Teil des öffentlichen Raums gefragt. Der Ideenteil bezog sich auf einen größer gefassten räumlichen Bereich, für den eine mittel- bis langfristige städtebauliche Perspek­tive aufgezeigt werden sollte. Die zeitnah angedachte bezirkliche Umsetzungsphase wird sich auf die Maßnahmenvorschläge des Realisierungsteils konzentrieren, die vordringlich zur Aufwertung und Identitätsstiftung im öffentlichen Raum der Seevepassage beitragen. Die Freitreppe ist Bestandteil des Ideenteils. Ihre Umsetzung hängt maßgeblich vom Engagement des jetzigen oder eines zukünftigen Eigentümers des Harburg Center ab. Der städtebauliche Entwurf zur Neubebauung des Harburg Centers hat seine Berechtigung, weil er Möglichkeiten zur Behebung der städtebaulichen Mängel und zur Nutzung von ‚ungehobenen‘ Potenziale zeigt. Dem Bezirksamt ist mit dem Ergebnis des Ideenteils eine Zielvorstellung gegeben, an der zukünftige Pläne gemessen werden; es wird versuchen die Entwicklung des Harburg Centers in die gewünschte Richtung zu lenken, ohne sie jedoch zu blockieren.“

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Die Vogelperspektive zeigt den Verlauf des farbigen Bandes entlang der Seevepassage.

Die Vogelperspektive zeigt den Verlauf des farbigen Bandes entlang der Seevepassage.

Das Konzept der Berliner Planer, die Seevepassage durch ein mehrfarbiges Streifenmuster zu verändern und dabei ortsbezogen Wände, Decken und auch Bodenbeläge neu zu gestalten, wusste gleichwohl sowohl die Bürgern als auch die Jury zu überzeugen. Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter:  „Der Entwurf überzeugt mit einer einfachen und gleichzeitig einprägsamen Lösung, die flexibel eingesetzt werden kann und dabei eine große gestalterische Vielfalt eröffnet.“ Positiv hervorgehoben wurde die Idee der Planer, die vorgeschlagene Farbigkeit nicht nach modischen Aspekten zu bestimmen, sondern die Farben als örtliche DNA aus dem Kontext der vorhandenen Farben und Beläge zu entwickeln und hierzu gegebenenfalls auch noch ein weiteres Beteiligungsverfahren durchzuführen.

Harburgs Baudezernent Jörg Penner: „ANNABAU hat von Anfang an mit einer schlüssigen Idee überzeugt, die den öffentlichen Raum spielerisch behandelt, sich mit einfachen Mitteln umsetzen lässt und die auch schrittweise realisiert werden kann. Erfreulicherweise haben die Planer mit dem Vorschlag eines neuen Gebäudes anstelle des Harburg-Centers einen guten Ausgangspunkt für die weiteren Diskussionen geliefert. Besonders die Idee, mit einer großen Freitreppe die Ebene des Harburger Rings mit der Seevepassage zu verbinden zeigt hier einen spannenden, weiterführenden Ansatz. Es ist uns heute leichtgefallen, das Votum der Bürger aufzunehmen und gemeinsam diesen Entwurf auszuwählen.“ wb/bm

Am 5. September 2016 wird der prämierte Beitrag im öffentlichen Teil der Sitzung des Stadtplanungsausschusses ab 18.00 Uhr im Harburger Rathaus vorgestellt.

 

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