Eine Kolumne von Anton Hansen
Das Corona-Jahr 2020 war für den Hamburger Industrie- und Logistikimmobilienmarkt mit einigen interessanten Veränderungen verbunden, die allerdings nur in Teilen mit der Pandemiesituation zusammenhängen. Wie auch in anderen Segmenten war vor allem der Beginn des zweiten Quartals von starker Zurückhaltung geprägt, die sich sowohl eigentümer- als auch investorenseitig in geringer Transaktionsfreude ausdrückte.
Im weiteren Verlauf des Jahres wurden viele der zunächst aufgeschobenen Verkäufe allerdings nachgeholt, zumal die Standortattraktivität der Hansestadt in Form von ausgezeichneter Infrastruktur, der breiten Verfügbarkeit von Fachkräften und perspektivischer Stadtentwicklung für Anleger nichts an ihrer Qualität eingebüßt hatte. Trotz weiterhin anhaltender Flächenengpässe und geringer Leerstandsquoten entwickelte sich das Jahr letztlich sogar zur flächenumsatzstärksten Wirtschaftsperiode seit 2016 – 495.000 Quadratmeter konnten insgesamt umgesetzt werden, was einem Plus von 37,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Maßgeblich verantwortlich für dieses Rekordergebnis ist die weiter wachsende Nachfrage aus dem Bereich des E-Commerce, die den Bedarf nach Lagerhallen und Logistikflächen ankurbeln und das Transaktionsvolumen bei größerem verfügbarem Angebot meiner Einschätzung nach noch deutlich gesteigert hätte. Dementsprechend konnte 2020 eine rege Neubauaktivität verzeichnet werden, durch die die allgemeine Flächenknappheit allerdings nur partiell kompensiert werden konnte. Beispiele wie der Bau des neuen REWE-Zentrallagers in Henstedt-Ulzburg zeigen, welch wichtigen Anteil großdimensionierte Neubauprojekte mittlerweile am jährlichen Gesamtumsatz haben – dieses Beispiel etwa macht mit 86.500 Quadratmetern gut ein Sechstel des kompletten Jahresflächenumsatzes aus.
Bereits vor rund einem Jahr habe ich an dieser Stelle auf das häufig unterschätzte Potenzial von Gewerbeparks hingewiesen, das während der zurückliegenden Krisenmonate weiteres Investoreninteresse auf sich gezogen hat. Dahinter steht der Gedanke, als Investor ein großflächiges Gebiet infrastrukturell aufzubauen und dort Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größenordnungen anzusiedeln. Durch die so entstehende Diversität der Mieterstruktur lassen sich potenzielle Ausfälle besser kompensieren, als dies bei größeren Einzelmietern der Fall wäre, was sich insbesondere in Krisenzeiten wie zuletzt als großer Vorteil für den Betreiber herausstellen kann. In der Praxis werden innerhalb von Gewerbeparks zudem oft unterschiedlich lange Vertragslaufzeiten mit den mietenden Unternehmen vereinbart, wodurch sowohl kurz-, mittel- als auch langfristige Interessen in unterschiedlichen Geschäftsfeldern durch das eigene Angebot bedient werden können. Als flexible Kapitalanlage eignen sich Gewerbeparks also mehr denn je.
Dass diese Einschätzung bundesweit zunehmend geteilt wird, verdeutlicht ein Blick auf aktuelle Statistiken des zentralen Immobilienausschusses: 65 Prozent aller Transaktionen im Bereich Unternehmensimmobilien fielen bereits unter die Kategorie der Gewerbeparks und bilden somit einen klaren Schwerpunkt im nationalen Investmentgeschehen. Auch in Hamburg werden in Zukunft weitere Gewerbeparks realisiert, jüngste Beispiele sind etwa das 20.000 Quadratmeter große Areal in der Kurt-Oldenburg-Straße in Jenfeld oder das gut 10.000 Quadratmeter umfassende Grundstück im Rahlstedter Victoria-Park. Als dynamische und rentable Assetklasse mit hoher Nachfrage sollten Investoren das Modell Gewerbepark meiner Meinung nach also unbedingt im Auge behalten.
Anton Hansen ist als Bereichsleiter des Geschäftsfeldes Industrie- und Logistikimmobilien für Engel & Völkers Commercial Hamburg tätig. Durch seine langjährige Arbeit mit Gewerbeimmobilien unter anderem in Berlin und Hamburg zählen die Entwicklung zukunftsorientierter Nutzungskonzepte und nachhaltiger Investmentstrategien zu seinen Kernkompetenzen, die er in die Beratung von Interessenten sowohl als auch Eigentümern einfließen lässt