Eurogate und HHLA kommen mit Plänen für einen Zusammenschluss nicht voran
Von Klaus Mündelein
Die Fusionsverhandlungen zwischen Eurogate und der Hamburger HHLA sind offenbar ins Stocken geraten. BLG-Chef Frank Dreeke hat den Bürgerschaftsabgeordneten im Landeshafenausschuss in Bremen berichtet, dass die Gespräche ruhen. Aber man sei weiter gesprächsbereit.
Dreeke informierte die Abgeordneten zu Beginn der Ausschusssitzung, als die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. BLG-Sprecherin Stefanie Effner bestätigt, dass die Gespräche – auch coronabedingt – derzeit ruhen. „Sie werden in den nächsten Wochen fortgesetzt und sind wie bisher ergebnisoffen“, ergänzte sie. Es sei schade, dass der Prozess noch nicht weiter fortgeschritten ist. Eurogate sei jederzeit bereit, die Gespräche weiterzuführen.
Insider bestätigen, dass derzeit eine Lücke zwischen öffentlichen Bekenntnissen und der realen Verhandlungsbereitschaft klafft. Beide Seiten würden sich leichttun, zu bekunden, dass es sehr gute Gründe gibt, über eine Fusion zu sprechen. Aber bei der Umsetzung werde es dann schwierig. Aber da bringe es wenig, mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen.
Ende Mai vergangenen Jahres sickerte durch, dass Eurogate sowie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) über eine Kooperation der acht Containerterminals in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven verhandeln. Das löste durchaus Sorgen bei den Belegschaften aus, auch in Bremerhaven. Die Hafenwirtschaft an der Weser machte sich ebenfalls Sorgen und forderte von der Bremer Landesregierung, Transparenz herzustellen und Grundsätze zu definieren.
Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) machte im Januar gegenüber der NZ deutlich, dass sie für die Gespräche Leitplanken eingezogen habe: Eurogate und HHLA sollen jeweils 50 Prozent der Anteile halten, und der Sitz der Gesellschaft müsse in Bremen sein.
Während Schilling damals betonte, die Fusionsgespräche befänden sich noch im Anfangsstadium, scheint inzwischen eine Art Funkstille eingetreten zu sein. Es gebe derzeit keinen neuen Sachstand, sagt Eurogate-Sprecher Steffen Leuthold. Und: „Aussagen einzelner Beteiligter kommentieren wir nicht.“
Dass solche Verhandlungen nicht einfach sind, sagt jemand, der das bereits alles einmal mitgemacht hat. Professor Rolf Stuchtey, ehemaliger BLG-Vorstandsvorsitzender, hat in den 90er Jahren gemeinsam mit dem Hamburger Eurokai-Chef Thomas Eckelmann die Fusion zum Umschlagunternehmen Eurogate auf den Weg gebracht. „Wir hatten von Anfang an bestimmte Eckpunkte festgelegt“, erläutert Stuchtey das damalige Erfolgsrezept. BLG und Eurokai sollten jeweils 50 Prozent der Eurogate-Anteile halten, und es sollten alle Containerumschlagaktivitäten in das neue Unternehmen überführt werden. Und drittens habe man festgelegt, dass Bremen der Sitz des Unternehmens wird.
Dass es nun mit drei Beteiligten schwieriger werde, räumt Stuchtey ein. Gleichwohl empfiehlt er, auf eine gemeinsame Gesellschaft zu setzen. Mit ihr sei es leichter, Absprachen darüber zu treffen, wie die Arbeit und die Gewerbesteuerzahlungen auf die drei Standorte verteilt werden sollen.
Er plädiert dafür, die Fusion nicht nur auf die norddeutschen Standorte zu beschränken, sondern auch die Eurogate-Standorte im Mittelmeer-Raum einzubeziehen, da die durchaus in den kommenden Jahren in Konkurrenz zu den Nordsee-Häfen treten könnten.