„Es muss zu einem Umdenken bei Eigentümern kommen“

Foto: HartmannErlebnis-Geschäftsführer Dr. Ralf Meyer. || Foto: Hartmann

Erlebnis-Bremerhaven-Geschäftsführer Dr. Ralf Meyer über Leerstände in der City.

Von Maike Wessolowski

Es heißt immer, wegen der Pandemie investierten keine großen Player in die Innenstädte. Dennoch, so berichten Gründer, verlangen Vermieter noch hohe Mieten, bestehen auf Langzeitanmietung. Wird Ihnen das auch berichtet?

Ja, bei einigen Immobilien ist das auch in Bremerhaven so. Letztendlich ist das aber eine private Verhandlungssache zwischen Vermieter und Mieter.

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Und wie gehen Sie als Leerstandsmanagement-Verantwortliche damit um?

Vorrangig sind hier Vertrauensbildung und ein fester Ansprechpartner der erste Schritt. Zu unterscheiden sind hier Immobilien im Privatbesitz und Immobilien, die in einen Immobilienfonds eingebunden sind. Bei Letzterem müssen wir zunächst einen verantwortlichen Ansprechpartner herausfinden und mit diesem eine Arbeitsebene aufbauen. Schnelle Entscheidungen zu Mietreduktionen können wir nicht erwarten. Dazu muss man verstehen, wie ein Immobilienfonds funktioniert.

Wie denn?

Kurzgefasst: Die Immobilien sind bewertet, und die Ladenmieten machen meistens einen Großteil der kalkulierten Gesamtmiete aus. Ziel eines Immobilienfonds ist es, durch Mieterträge und Wertsteigerungen der Objekte Erträge zu erwirtschaften und so für die Anleger eine Rendite zu erwirtschaften. Die Immobilie steht also mit einem bestimmten Wert in den Büchern des Immobilienfonds, bei sinkenden Mieten müsste dieser korrigiert werden. So lange wie eine Neuvermietung zum gleichen Mietzins möglich ist, wird keine Wertberichtigung vorgenommen. Die Ausschüttung erfolgt bei den meisten Immobilienfonds nur einmal im Jahr. Ich denke, das zeigt bereits auf, wie komplex bei solchen Immobilien die dahinterliegenden Prozesse sind. All dies kann dann vor Ort dazu führen, dass die Miete für ein Ladenlokal nicht mal schnell für einen Gründer reduziert wird. Hier muss und wird es vielleicht aufgrund der durch die Pandemie schwierigen Lage in fast allen Städten zu einem Umdenken auch bei diesen Eigentümern kommen. Als Erlebnis Bremerhaven haben wir darauf leider keinen Einfluss.

Manchmal sind Vermieter gar nicht ausfindig zu machen oder gehen auf Interessenten nicht ein, weil sie weit weg wohnen. Muss die Stadt, damit Bremerhaven sich entwickeln kann, hier nicht einschreiten und vermitteln?

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Das tun wir bereits, indem wir sowohl die Interessenten als auch die Eigentümer beraten, beide zusammenbringen und wenn möglich Hürden aus dem Weg räumen. Der erste Kontakt zum Eigentümer oder Makler erfolgt meist direkt über uns.

Und welche Ideen haben Sie?

Wir können derzeit nur über Zwischennutzungen, die leider aber auch nicht von allen Eigentümern zugelassen werden, Gründern für einen gewissen Zeitraum eine Fläche anbieten. In diesen Fällen handeln wir mit dem Eigentümer oder Makler je nach Nutzungsart die Konditionen aus. Dies wollen wir künftig noch intensivieren. Die meisten Immobilien werden professionell durch einen Makler betreut. In diesen Fällen vermitteln wir mögliche Interessenten an den Makler, und in den letzten Wochen und Monaten haben diese auch einige Innenstadtimmobilien wieder vermietet. Wichtig ist, dass die Erlebnis Bremerhaven hier lediglich eine vermittelnde Tätigkeit übernimmt, der Abschluss obliegt den verantwortlichen Maklern. Wir sind Mittler und verfolgen kein wirtschaftliches Interesse. Der Fokus liegt auf einem regelmäßigen Austausch aller Verantwortlichen im Bereich der Vermietung von Ladenlokalen in der Bremerhavener Innenstadt. Aus diesem Grund haben wir einen „Runden Tisch Ladenflächenmanagement“ etabliert, der regelmäßig zum Austausch aller Beteiligten stattfindet.

Die Städtische Wohnungsgesellschaft Stäwog vermietet ihre Leerstände an Gründer, Start-ups und Kreative auch für Wochen oder Monate teilweise zum Anschub auch nur gegen Nebenkosten. „Springflut“ läuft schon einige Jahre. Müsste die Stadt nicht versuchen, in so ein Konzept alle Vermieter einzubeziehen?

Dazu sind bereits Gespräche mit der Stäwog gelaufen. Aber wie bereits erwähnt: Nicht jeder Vermieter hat ein Interesse an Kurz- oder Anschubvermietungen.

Was raten Sie Bürgern, die ein Unternehmen gründen und für Ihre Idee auch ein Geschäft in der Innenstadt anmieten wollen: Wer ist der richtige Ansprechpartner in Bremerhaven?

Für Gründer gibt es in Bremerhaven verschiedene Ansprechpartner, die gut zusammenarbeiten und jeweils für einen Bereich in der Gründungsphase gute Ratschläge und Kontakte vermitteln. Dazu gehört die BIS, das Starthaus Bremerhaven und, wenn es um eine Ladenfläche geht, die Erlebnis Bremerhaven.

In Oldenburg und Bremen konnten Start-ups in verschiedenen Förderwettbewerben ihre Konzepte einreichen und kostenfreie Räume für den Anschub gewinnen. Eine Idee, die man Ihrer Einschätzung nach auch für Bremerhaven verwirklichen sollte?

Ich persönlich finde die Idee grundsätzlich richtig und gut. Wobei man zuerst natürlich auf die Voraussetzungen vor Ort schauen muss. In Bremerhaven haben wir in der Innenstadt eigentlich nur noch zwei oder drei Flächen, wo dies umsetzbar wäre, da wir hier die Zustimmung des Eigentümers haben. Andere Flächen sind mittlerweile vermietet und werden umgebaut. Andere Immobilien sind nicht nutzbar, da der Vermieter eine Grundsanierung scheut oder unrealistische Miet- und Mietervorstellungen hat.