Ein blaues Auge für den Hafen

Foto: ScheerEin Beispiel für eine gelungene Investition im Hafen: Per Dockschleusung wird die „Al Kharj“ in den Kaiserhafen gebracht, wo sie an der sanierten Westkaje für Reparaturarbeiten festmacht. || Foto: Scheer

Corona-Jahr besser überstanden als befürchtet – Bremenports-Chef zieht erste Bilanz

Von Christoph Bohn

 „Es hat sich gezeigt, dass der Hafen relativ widerstandsfähig ist. Die erste Befürchtung, dass mit einem Minus im höheren zweistelligen Prozentbereich zu rechnen ist, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet“, berichtet Bremenports-Chef Robert Howe. Natürlich könne man mit den Umschlagzahlen nicht zufrieden sein, doch voraussichtlich sei es noch ein hinnehmbares Ergebnis vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie. Konkrete Zahlen gibt es derzeit noch nicht, aber noch im Dezember will das Land eine Hochrechnung vorlegen.

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Im Frühjahr hatte die Lage dramatisch ausgesehen. Vor allem der Umschlag in den Bereichen Automobile sowie High & Heavy war um zwei Drittel eingebrochen. „Doch im Laufe des Jahres gelang es, wieder aufzuholen“, sagt Howe. Eine starke Delle habe sich bei der Hafeneisenbahn gezeigt. Dort habe es auch eine Stabilisierung in die richtige Richtung gegeben. Im Bereich Container sei es „nur“ zu einem Rückgang im einstelligen Bereich gekommen.

Howe hofft, dass sich der Umschlag auch im kommenden Jahr stabilisieren wird. „Allerdings bleibt es bei den Autos eine Herausforderung“, meint er mit Blick auf die Ankündigungen der Hersteller. Hoffnung macht ihm aber eine aktuelle Studie des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) zur Umschlagentwicklung mit dem Hinterland. „Das ISL zeigt gute Perspektiven auf – ein stetes Wachstum von zwei bis drei Prozent im Jahr für die kommende Dekade“, berichtet Howe. Allerdings sei hier die Pandemie noch nicht berücksichtigt. Trotzdem belege die Studie, dass die Investitionen in die Hafeninfrastruktur sinnvoll seien.

So arbeitet Bremenports derzeit an Planungsaufträgen zur Ertüchtigung der Containerkaje von CT 1 bis CT 3a für größere Containerbrücken, ebenso wie für bis zu insgesamt sechs Anlagen zur Versorgung von Seeschiffen mit Landstrom im Überseehafen sowie am Columbusbahnhof. Diese werden zu 50 Prozent vom Bund gefördert. Ein weiteres Großprojekt ist der Ausbau der sogenannten Vorstellgruppe Speckenbüttel um acht weitere Gleise.

Wie wichtig die Investition in die Hafeninfrastruktur ist, zeigt nach Ansicht von Howe die Sanierung der Westkaje. Sie liefere den Werften die Möglichkeit, Schiffe zu reparieren, für die der Hafen bisher zu klein gewesen sei. Auch große Schwimmdocks könnten hier festmachen. „Das volle Potenzial der Kaje zeigt sich im Zusammenspiel mit der Kaiserschleuse“, sagt Howe. Mittels einer sogenannten Dockschleusung, bei der beide Schleusentore geöffnet werden, können Schiffe in den Hafen gelangen, die länger sind als die Schleuse. Zweimal hat das bereits geklappt. „Die Nachfrage nach der neuen Kaje ist erfreulich groß“, sagt Howe.

Zufrieden ist der Bremenports-Chef auch mit dem Fortschritt der Arbeiten an der Kaje 66, die dieses Jahr begonnen wurden und die die reibungslose Nutzung der Nordschleuse sichern sollen. Weiterhin liefen die Planungen für den Neubau einer verschwenkten Nordmole an der Einfahrt zum Fischereihafen.

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Die Hafengesellschaft Bremenports selbst hat das Corona-Jahr vergleichsweise gut überstanden. Geholfen habe dabei das Geschäft im Auftrag Dritter. „So haben wir in der schwierigen Zeit eine schwarze Null erreicht“, berichtet Howe. Kurzarbeit hat es bei Bremenports im Jahr 2020 übrigens nicht gegeben: „Der Hafen muss ständig in Betrieb gehalten werden. Ausfälle können wir uns nicht erlauben“, sagt er. Zudem sei es schnell gelungen, sich mit digitalen Lösungen für Homeoffice und flexiblen Arbeitszeitmodellen dank des großen Einsatzes der Mitarbeiter auf die geänderten Bedingungen in der Pandemie einzustellen.