Drastische Quotensenkung

Foto: Kutterfisch-ZentraleEin Fischereifahrzeug im Einsatz: Wegen des Fangverbots für Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee sehen sich die Fischer der Kutterfisch-Zentrale in Cuxhaven als Sündenbock der Politik. || Foto: Kutterfisch-Zentrale

Ostseefischer bald ohne Perspektive.

Von Thomas Sassen

Die Nachricht vom quasi Fangverbot für Dorsch und Hering in der westlichen Ostsee hat bei der Kutterfisch-Zentrale in Cuxhaven eingeschlagen wie eine Bombe. Betroffen seien zwar zunächst „nur“ die Fischer in der Ostsee und nicht der Betrieb in Cuxhaven, sagt Geschäftsführer Kai Arne Schmidt, die Ostseefischer dafür aber in einer Weise, mit der er nicht gerechnet habe.

Der Frust ist groß, weil mit der Entscheidung ein verheerendes Signal verbunden sei: Die Politik opfert die bisherige Form der Fischerei auch dem Druck der Umweltverbände. Bei Schmidt im Bürogebäude an der Neufelder Straße in Cuxhaven laufen die Fäden zusammen. Er ist nicht nur Chef der Kutterfisch-Zentrale, sondern auch Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Nord- und Ostseefischer. Neben dem Hauptsitz in Cuxhaven betreibt die Firma auch einen Zweigbetrieb in Cuxhavens Partnerstadt Sassnitz.

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Negativ betroffen von der neuen Quotenregelung für das kommende Jahr sind vor allem die größeren Fischereifahrzeuge zwischen 20 und 24 Meter. Mit ihnen wird in der Ostsee Schleppnetzfischerei auf den „Brotfisch“ Hering und Dorsch betrieben. Fünf Fahrzeuge dieser Größe fahren noch unter deutscher Flagge bei der Kutterfisch-Zentrale. Dass diese kleine Flotte verantwortlich gemacht wird für den Einbruch der Fischbestände, kann Schmidt nicht nachvollziehen.

Die Politik brauche vermutlich einen Sündenbock und der sei eben die Fischerei, obwohl die Landwirtschaft mit ihren Einträgen von Düngern und Pestiziden mit Sicherheit viel größeren Schaden anrichte, vermutet Schmidt. Die Wissenschaftler würden diese These im Übrigen bestätigen.

Überzählige Kutter

Wie sich die auf EU-Ebene ausgehandelte drastische Quotenkürzung für 2022 auswirkt, sei im Moment schwer abzuschätzen, meinte Schmidt am Donnerstag. Fest stehe allerdings schon jetzt, dass ein bis zwei größere Kutter kurzfristig aus der Fahrt genommen würden, da alternative Einsatzmöglichkeiten derzeit nicht zu erkennen seien. Wie es mit den drei anderen Großkuttern weitergehe, sei noch offen. Vielleicht gebe es Einsatzmöglichkeiten bei der Absicherung von Offshore-Windparks oder in der Forschung. Wenn nicht, würden weitere Stilllegungen nicht zu vermeiden sein. Jetzt müssten aber erst einmal Gespräche mit den Mitarbeitern und Besatzungen geführt werden.

Für den Verarbeitungsstandort Cuxhaven habe die Entwicklung in der Ostsee erst einmal keine direkten Auswirkungen, weil die Kutterfischerei in der Nordsee vor allem auf Seelachs weitergehe wie bisher, wenn auch mit den durch den Brexit verursachten Einschränkungen und Problemen. Das sehe bei Europas größtem Heringsverarbeiter „Euro Baltic“ in Sassnitz ganz anders aus, so Schmidt. Dort bangen die 122 Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz, nachdem nach dem Nordseehering nun auch noch der Ostseehering zu versiegen droht.

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