Unternehmer zeigen Flagge in Heimfeld, Beckedorf und Buchholz.
Gleich drei Wirtschaftsveranstaltungen an einem Vormittag – da kommt ganz schön ins Schwitzen, wer überall dabei sein möchte. Um die Integration von Migranten in die Arbeitswelt ging es in Harburg-Heimfeld. Im Privathotel Lindtner gab Hamburgs Sozial- und Arbeitssenatorin Melanie Leonhard auf der 6. Wirtschaftskonferenz vor fast 200 Unternehmern, Politikern und Behördenvertretern einen Überblick über die derzeitige Situation. Fast zeitgleich hatten namhafte Logistikunternehmen ins Gewerbegebiet Beckedorfer Bogen zum 6. Tag der Logistik geladen, um für Nachwuchs zu werben. Und auch in Buchholz war die Wirtschaft aktiv: Die Buchholzer Wirtschaftsrunde veranstaltete im Gewerbegebiet Trelder Berg ihren Unternehmertag – im Werk von Hanse-Pellet.
Die Qualifizierungsspanne der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, ist groß. Sie reicht vom Analphabeten bis zum Akademiker. Die Hoffnung, aus dem unerwarteten Zustrom von Menschen aus Syrien, dem Iran und Eritrea sowie weiteren Zuwanderungsländern schnell leistungsfähige Arbeitnehmer im Sinne des deutschen Arbeitsmarktes zu machen, ist mittlerweile einer gewissen Ernüchterung gewichen, dennoch sei es nötig und sinnvoll, jeden Einzelfall genau zu prüfen und den Menschen eine Perspektive der Selbstversorgung aufzuzeigen. Das machte Hamburgs Sozialsenatorin deutlich. Auf Einladung des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden zeigte sie die Probleme auf, mit denen sich die Behörden und die Arbeitsverwaltung derzeit herumschlagen:
„Die Flüchtlinge sind die Fachkräfte von übermorgen – wenn wir es richtig anstellen. Wer in den Herkunftsländern eine akademische Ausbildung begonnen hat und das Ziel hat, diese hier fortzuführen, ist möglicherweise besser in der dualen Ausbildung aufgehoben, wenn er einen qualifizierten Abschluss erreichen will.“ Und: „Das deutsche Ausbildungssystem ist einzigartig. Nicht mal in Europa gibt es Vergleichbares. Wer in Syrien oder Afghanistan als Installateur gearbeitet hat und Berufserfahrung mitbringt, ist hier nicht zwangsläufig einsetzbar. Wir raten deshalb immer zur dualen Ausbildung – das ist die beste Versicherung gegen Altersarmut. Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie stehen.“
Anzeige
Die mangelnde Qualifizierung betrifft laut Melanie Leonhard vor allem minderjährige Flüchtlinge (die in Deutschland schulpflichtig sind) und Frauen. Aber: „Aufgrund des niedrigen Lebensalters der meisten Flüchtlinge lohnt sind das Engagement, diese Menschen zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“ Hintergrund ist der drohende demografische Wandel, der sich in Hamburg bereits ab 2020 bemerkbar machen werden. Schon heute klagten viele Unternehmen darüber, keine Nachwuchskräfte mehr zu bekommen. Fazit: Die Integration ist notwendig, aber sie wird dauern.
Um Nachwuchs ging es auch in Beckedorf. Auf dem Firmengelände von STS Seevetaler Transport Service präsentierten sich ein Dutzend Unternehmen. Mit 750 Anmeldungen (Schüler und Arbeitssuchende) stellte der 6. Tag der Logistik einen neuen Rekord auf, die STS-Chef Detlef Dose sagte. Ziel der Veranstaltung: das Interesse für Logistik zu wecken. Dazu gab es einen Ganzen Fuhrpark von Lastwagen zu besichtigen, einen Rundgang durch STS-Lager, Stände verschiedener Unternehmen und die klare Ansprache des Ausbildungsverbundes, zu dem sich die Unternehmen vor Ort zusammengeschlossen haben. Nach der schwachen Premiere, bei der sich sechs Unternehmen insgesamt sieben Besuchern präsentiert hatten, wie Dose rekapitulierte, ist der Tag der Logistik jetzt zu einer Instanz geworden, die beachtlich ist.
Themenwechsel: Pellets standen im Mittelpunkt des Unternehmertages, zu dem die Buchholzer Wirtschaftsrunde auf den Trelder Berg geladen hatte. Dort gab es einen Überblick über eine Branche, die angesichts niedriger Ölpreise auf die ökologische Komponente des Heizens und die regional nachwachsenden Rohstoffe verweist. Als besonderen Gast gab Christoph Diedering, Vorsitzender der Wirtschaftsrunde, Björn Schierenbeck das Wort. Der ehemalige Bundesliga-Fußballspieler ist heute Direktor des Leistungszentrums von Werder Bremen und als solcher auch mit der Kinder- und Jugendförderung im Sportbereich betraut. Er referierte in der Pellethalle über die Bedeutung des Jugendsports für die Gesellschaft.