Bürozentren statt Home Office: So könnte Corona die Städte verändern

Foto: Markus Höfemann"Home Office ist keine Dauerlösung", sagt Frank Thöle-Pries || Foto: Markus Höfemann

Ein Plädoyer für die Dezentralisierung unternehmerischer Aktivitäten – MIT-Chef Frank Thöle-Pries (Harburg Land)

Gerademal ein Jahr ist es her, dass Deutschland in den ersten virenbedingten Lockdown der Geschichte schlitterte. Mittlerweile gehören Home Office und Video-Kontakte wie selbstverständlich zum Wirtschaftsleben dazu, und deshalb stellt sich die Frage: Was wird bleiben, wenn die versprochenen Impfungen im Herbst dieses Jahres durch sind und Corona irgendwann unter Kontrolle sein wird? Die Home-Office-Strategie zur Vermeidung von Kontakten hat zum einen positive Auswirkungen auf die bundesdeutsche CO2-Bilanz, sie könnte zum anderen aber auch indirekt zu nachhaltigen Veränderungen in den Städten führen, sagt Frank Thöle-Pries, Unternehmensberater und Vorsitzender der MIT Harburg Land.

Bislang gingen Stadtplaner davon aus, dass Metropolen und Großstädte eine immer größere Anziehungskraft auf Menschen aus den ländlichen Gebieten entwickeln. Die Landflucht war bereits vielerorts Realität. Mittlerweile hat eine Gegenbewegung eingesetzt, wie aus der Immobilienbranche vielfach verlautet. Insbesondere Familien zieht es aufs Land, raus aus der Enge – rein in die „heile Welt“. Wer kann, flieht aus den Ballungsräumen. Wer sich 2019 noch durchs Gedränge am Hamburger Hauptbahnhof schob und wie eine Sardine in der S-Bahn stand, der freut sich jetzt, wenn er im Home Office arbeiten kann.

Home Office ist keine Dauerlösung

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Thöle-Pries: „Viele Menschen haben jetzt die Vorteile des wohnortnahen Arbeitens schätzen gelernt, sie wollen nach Corona nicht wieder zurück in die überfüllte S-Bahn oder den Dauerstau vor dem Elbtunnel. Allerdings: Home Office ist generell keine Dauerlösung für pandemiefreie Zeiten. Viel zu häufig kommt es zu stressigen familiären Situationen in engen Räumen. Deshalb muss eine andere Lösung her, die dort, wo es geht, Arbeit in die Fläche verlagert – zum Beispiel in die Satellitenstädte und Randkommunen rund um Hamburg.“

Die Idee: Rund um die Metropole ließen sich in den Kommunen Zentren mit mietbaren Büroräumen einrichten, die von dezentralisierungswilligen Unternehmen gemietet werden können. Die tauschen sozusagen teure City-Mieten gegen günstigere, vielleicht sogar subventionierte Mieten in Bürozentren, die mitten in den zentralen Lagen eingerichtet werden. Vorteil: Wer hier „ausgelagert“ arbeitet, kauft vor Ort ein und nimmt seinen Mittagstisch „um die Ecke“. Das könnte zu einer Belebung der oft darbenden Zentren führen und zugleich für Entspannung an der Hamburger Staufront sorgen. Eine smarte Idee, die allerdings ein Umdenken auf allen Seiten erfordert.