BLG nun im Krisen-Modus.
Von Klaus Mündelein
Das Umschlagunternehmen BLG geht davon aus, dass sich die Lage am Bremerhavener Autoterminal (ATB) weiter verschlechtern wird, der ohnehin schon in der Verlustzone steckt. Nun soll der Betrieb neu strukturiert werden. Der Beschluss ist auf einer Sondersitzung des BLG-Vorstands gefasst worden. Die Belegschaft wurde jetzt mit einem Aushang informiert, dass ein neues Management einschließlich eines externen Beratungsunternehmens eingesetzt wurde. Der Betriebsrat ist „sehr überrascht“, dass er an der „kostspieligen Entscheidung“ nicht beteiligt wurde und nicht mal weiß, was die Restrukturierung bedeutet.
Eine erste Gesprächsrunde zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber ist offensichtlich nicht zur Zufriedenheit der Arbeitnehmervertretung verlaufen. In einem direkt folgenden eigenen Aushang macht der Betriebsrat deutlich, dass seine Fragen nicht ausreichend beantwortet worden seien, sodass er die vielen Fragen der Beschäftigten nicht beantworten könne. Unklar sei, was das neue Management für Mehrkosten verursacht und was und wie nun genau der ATB restrukturiert werden solle. Man habe nur „allgemeine Oberbegriffe“ zu hören bekommen.
„Scheut euch nicht, die Verantwortlichen für die Restrukturierung auch direkt anzusprechen“, ermuntert der Betriebsrat, sich direkt an die Vorstandsmitglieder Simone Eck (Auto) und Ulrike Riedel (Arbeitsdirektorin) sowie die neuen Manager zu wenden. Fragen zu stellen, dazu hatte auch die BLG-Führung ermuntert. Allerdings lieferte der Betriebsrat im Aushang alle Handynummern und E-Mail-Adressen der Chefs mit.
BLG: Lage ist angespannt
BLG-Sprecherin Julia Wagner verweist auf die angespannte Lage, die sich wohl weiter verschlechtern werde, weil auch die Autohersteller als Kunden in Schwierigkeiten stecken. Die Neuzulassungen in Deutschland gingen auf breiter Front zurück, und die Energiekrise erschwere die Marktverhältnisse ebenfalls. „In dieser Gesamtlage ist die Neuaufstellung des Autoterminals ein absolut erforderlicher Schritt“, sagt Wagner. Um dabei auch einen objektiven Blick zu bekommen, soll ein externer Berater den Prozess begleiten.
Das ist laut Aushang der BLG-Spitze Thorsten Schütt und seine auf Schifffahrtsthemen und Logistik spezialisierte Hamburger Firma „SANDL Maritime“. Schütt habe bereits erfolgreich in den vergangenen zwei Jahren die Neuausrichtung des BLG-Tochterunternehmens Eurogate begleitet und sei ein erfahrener Manager. Wagner stellt klar, dass damit nicht die gleichen Veränderungen eingeleitet werden wie im Containerbereich. „Angesichts der beschriebenen Ausgangssituation müssen die Veränderungen im Autoumschlag weit über das hinausgehen, was in den Containerbetrieben erforderlich war“, betont sie. Denn im Containerumschlag hatten unerwartet die hohen Lagergelderlöse das Unternehmen in schwarze Zahlen gebracht.
Noch sei es zu früh, über Einzelheiten zu sprechen. Möglich seien Veränderungen von Prozessen, in der Organisation oder in Gesellschafts- und Führungsstrukturen. Ziel sei es, den Standort langfristig auch ohne Beschäftigungssicherungstarifvertrag stabil aufzustellen.
Personelle Veränderungen
Geregelt sind bereits die personellen Veränderungen in der Führung. Schütt wird während der Umstrukturierungsphase fachlich die Führung auf der Vorstandsebene übernehmen. Dazu kommt ein externes Projektmanagementbüro, das in Bremerhaven die Umsetzung der Maßnahmen verfolgt und gemeinsam mit Schütt wöchentlich dem BLG-Vorstand berichten muss.
Neu an der ATB-Spitze ist Jan Rosenkranz, der die operative Geschäftsführung des ATB übernimmt neben dem kaufmännischen Geschäftsführer Michael Bosch. „Mit Jan Rosenkranz haben wir jemanden gewonnen, der bereits vielfach Unternehmen in Krisen begleitet und Restrukturierungen verantwortet hat. Sein Vorgänger hat uns auf eigenen Wunsch verlassen“, sagt Wagner.
Der Betriebsrat ist über die unabgestimmte Entscheidung der BLG-Spitze auch deshalb verärgert, weil die Verhandlungen für ein Betriebssicherungskonzept anstehen. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte die BLG-Führung einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag eingefordert, der mit Lohneinbußen für die Beschäftigten verbunden ist. Damals hatte das der Betriebsrat abgelehnt: Die Arbeitnehmer seien nicht schuld an der schlechten wirtschaftlichen Lage, hieß es damals. Außerdem habe man bereits eine Menge Verbesserungsvorschläge auf den Tisch gelegt, die aber nicht aufgegriffen worden seien.
Anfang Juni hatte die BLG-Spitze diesen Sondertarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi ausgehandelt, der für zwei Jahre gilt. Er bedeutet Lohneinbußen von bis zu 15 Prozent für die Beschäftigten. Er ist verbunden mit der Pflicht, ein Konzept für die Beschäftigungssicherung vorzulegen. Dazu ist nun der Startschuss gefallen.