Für immer mehr Industrieunternehmen eine existentielle Maßnahme.
Von Philipp Gräske Wright
Nicht nur in Hamburg haben sich die brancheninternen Marktbedingungen für viele Produktions- und Logistikbetriebe , innerhalb der letzten 30 Jahre wesentlich verändert. Durch Digitalisierung, Globalisierung und neue Arbeitsstandards stehen viele Unternehmen vor grundsätzlich anderen Bedingungen als noch in den 1990er oder 2000er Jahren, in denen sich viele von ihnen aufgrund starken wirtschaftlichen Erfolgen für den Bau großer und hochwertiger Gewerbeimmobilien entschieden hatten. Heute beobachte ich zunehmend, dass sich die gleichen Unternehmen, die damals mit exponentiellem Wachstum für Furore sorgten, mit deutlich verschärften Konkurrenz-Situationen und daraus resultierenden Herausforderungen konfrontiert sehen, die zunehmend auch neue Überlegungen der Betriebsfinanzierung notwendig machen. Um den derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten gerecht zu werden, ist die Akquise liquider Mittel für viele ein zentrales Thema. Da diese nicht ohne weiteres von den Banken ermöglicht wird, erlebe ich aktuell verstärkt, dass das sogenannte Konzept von Sale and Leaseback für immer mehr gewerbliche Immobilieneigentümer in Frage kommt – erst in jüngster Vergangenheit habe ich zwei meiner Kunden bei der Realisierung einer solchen Verkaufsform unterstützt.
Die Idee hinter dem Konzept sieht vor, dass Unternehmen ihre Produktions- oder Logistikimmobilie an einen externen Investor verkaufen, sich aber durch einen sofortigen Mietvertrag weiterhin die Nutzung der Immobilie sichern können. Aufgrund der hohen Nachfrage, insbesondere am Hamburger Markt, ist dies für beide Seiten oft eine sinnvolle Option: Das verkaufende Unternehmen kann diskret und ohne den laufenden Arbeitsprozess zu stören, eine gewisse Summe an Eigenkapital nutzbar machen, die aufgrund der günstigen Marktlage dazu ausreichen kann, die Wirtschaftlichkeit des eigenen Betriebs wiederherzustellen. Der Investor auf der anderen Seite erwirbt ein hochwertiges Objekt, das bereits mit einem langfristigen Mietvertrag ausgestattet ist. Besonders die noch verhältnismäßig jungen, gut ausgestatteten Gewerbeobjekte, die um die Jahrtausendwende fertiggestellt wurden, sind bei Anlegern sehr beliebt, da das langfristige Renditepotenzial ein lukratives Investment verspricht. Häufig tritt zudem der Fall ein, dass die gesamte Fläche der großdimensionierten Produktions- oder Logistikhallen vom verkaufenden Unternehmen gar nicht mehr benötigt wird, da technischer Fortschritt und moderne Raum-Nutzungsstrategien auch eine kompaktere, weniger platzintensive Arbeitsweise ermöglichen. In einer solchen Situation kann die Fläche der Gewerbeimmobilie geteilt werden, sodass ein zweiter Mieter einziehen und dem neuen Eigentümer zusätzliches Einkommen und eine höhere Investitionssicherheit verschafft. Ich halte es für durchaus realistisch, dass in Zukunft eine größer werdende Zahl von Unternehmen auf eine Sale and Leaseback-Lösung zurückgreift. Nicht nur für Unternehmen, die auf Investitionsmaßnahmen angewiesen sind, sondern auch für wirtschaftlich gesunde Betriebe wird sich ein solcher Verkauf als mögliche Option erweisen, um einen wirtschaftlichen Erfolgskurs einschlagen zu können.
Philipp Gräske Wright ist als Senior Consultant für den Industrie- und Logistikbereich bei Engel & Völkers Commercial Hamburg zuständig. Der berufliche Werdegang des studierten Geographen ist bereits von Beginn an eng mit dem Hamburger Traditionsunternehmen verknüpft: Während eines Praktikums entstand der erste Kontakt zur Gewerbesparte von Engel & Völkers, der sich in den folgenden Jahren zu einer erfolgreichen Berufstätigkeit entwickeln sollte: In den Jahren 2016, 2017 und 2018 konnte er die meisten Abschlüsse innerhalb des Unternehmens erzielen und trägt somit auch weiterhin wesentlich zum Erfolg der Marke bei.