„Aufbruch in die Gigabit-Gesellschaft“

Foto: wbProjektpartner Prof. Dr. Paul Drews (Leuphana), Björn Thümler, Landrat Rainer Rempe, Dr. Bernd Althusmann, Jens Wrede und den Landtagsabgeordneten und WLH-Aufsichtsratsvorsitzenden Heiner Schönecke. || Foto: wb

Im TIP Innovationspark Nordheide stehen alle Signale auf Zukunft

Die WLH ist vorbereitet: Im TIP Innovationspark Nordheide stehen alle Signale auf Zukunft – Chance für kleine und mittelständische Unternehmen – Warten auf die Förderrichtlinie

Das Mysterium der Datenwelt heißt „5G“ – zumindest in Deutschland. Während in anderen Ländern bereits der Ausbau hocheffizienter Datenübertragungsnetze im Gange ist, kommt die ultraschnelle Technologie hierzulande nur relativ schleppend voran, vielerorts gibt es noch nicht einmal 4G. Jens Wrede, Geschäftsführer der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg GmbH, hat sich mittlerweile  tief ins Thema eingearbeitet und mit Dr. Timo Maurer weiteren Sachverstand ins Haus geholt. Ihre Mission: Unternehmen auf die 5G-Schiene zu helfen. Dazu kann die WLH eine 5G-Campus-Lizenz vorweisen und nun darauf hoffen, dass der TIP Innovationspark Nordheide, der zurzeit zwischen Dibbersen und Buchholz erschlossen wird, ein in sich homogenes und vor allem eigenständiges Versuchslabor für die Anwendung von 5G- Nutzungen werden kann.

Wrede: „Bei 5G denken die meisten Menschen an mobiles Telefonieren oder autonomes Fahren. Aber das ist nicht das Thema, mit dem wir uns befassen. Im TIP sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass technologieorientierte Unternehmen ihre 5G-basierten Entwicklungen sozusagen im Live-Modus ausprobieren können. Wir schaffen damit eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und ein Reallabor – übrigens das derzeit einzige öffentliche in der Metropolregion Hamburg.“

Anzeige

Das politische Ziel

Bislang ist die 5G-Technologie in Deutschland noch in den Kinderschuhen und somit vielfach in der Versuchsphase. Auf Bundes- und Landesebene werden jedoch allerlei Anstrengungen unternommen, die Entwicklung zu forcieren. Im Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen (BZNB) heißt es dazu: „Die mobile Breitbandversorgung ist die Grundlage für die Gigabitgesellschaft von morgen.“ Das BZNB berät zur Mobilfunkversorgung und ist Mitglied der Mobilfunkinitiative Niedersachsen. Im Mobilfunkatlas werden neue und ausgebaute Standorte quartalsweise veröffentlicht.

Das BZNB berät Kommunen und Unternehmen zum 5G-Ausbau. Konkret: Unterstützung von lokalen 5G-Frequenzanträgen (Campusnetze). Dazu zählt auch die Beratung für Anträge bei der Bundesnetzagentur, kostenlose Beratung von interessierten Unternehmen zu 5G-Campusnetzen sowie die Fördermittel- und Antragsberatung für interessierte Unternehmen. Allerdings: Zurzeit wird immer noch darauf gewartet, dass die Förderrichtlinie herauskommt – sie regelt, unter welchen Umständen und in welchem Umfang beispielsweise 5G-Campusnetze finanziell vom Land Niedersachsen unterstützt werden.

Die Vorbereitung

Bei der Erschließung der 25 Hektar großen Gewerbefläche im Dreieck B75/Hamburger Straße wurden in weiser Voraussicht Leerrohre verlegt – die Voraussetzung für ein eigenständiges 5G-Glasfasernetz. Die Straßenlaternen sind so konzipiert, dass sie zugleich als Antennenträger eingesetzt werden können. Wrede: „Es geht im Wesentlichen um eine schnelle und sichere Datenkommunikation in Echtzeit. Dazu muss im Versuchsfeld ein Netz von kleinen Antennen aufgebaut werden. Wir haben die Laternen entsprechend vorgerüstet, sodass wir nun 34 Antennenträger im Gebiet haben.“

Anzeige

Der wichtigste Punkt: Alle Daten, die hier von potenziellen Nutzern aus den Unternehmen testweise hin- und hergeschickt werden, bleiben im eigenen Zugriff, denn der Rechner steht nicht etwa bei der Telekom oder bei Vodafone, sondern mitten im 5G-Campus. Jens Wrede: „Als wir das in den Vorgesprächen mit Interessenten und Hochschulen erzählten, war das Interesse geweckt. Wir planen hier ein autonomes Gebiet für Versuche mit 5G-Technologie und schaffen damit den Link zu Industrie 4.0 – ermöglichen also beispielsweise die Kommunikation zwischen Maschinen. Die Daten bleiben also hier, das war der entscheidende Punkt.“

Der aktuelle Stand im TIP

Wenn die WLH eine Förderung bekommt, dann steht der Standort Buchholz an der Schwelle zur Gigabitgesellschaft. Jens Wrede: „Die komplette Infrastruktur zur Einrichtung des 5G-Netzes ist vorhanden, und die Campus-Lizenz liegt vor. Wir haben zudem eine unbebaute und geografisch eingrenzbare Fläche, für die wir die rechtlichen Voraussetzungen zum Betrieb eines 5G-Netzes schaffen können. In bereits vorhandenen Strukturen ist das schwierig bis unmöglich, denn in so einem Testgebiet müssten alle Grundeigentümer damit einverstanden sein, dass 5G-Technologie eingerichtet wird.“ Er rechnet damit, dass die Förderrichtlinie im ersten Halbjahr 2021 herauskommt – die WLH ist vorbereitet.

Das Transfer-Prinzip

Der 5G-Campus eröffnet insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ein Versuchsfeld für Zukunftstechnologie. Das heißt: Wirtschaft und Wissenschaft treffen direkt aufeinander. Hier die richtigen Verbindungen zu knüpfen, ist die Aufgabe von Timo Maurer, der zuletzt an einem Forschungsinstitut in Stuttgart  im Forschungs- und Technologietransfer tätig war und im Bereich Controlling promoviert hat. Er ist die personalisierte Schnittstelle, die wiederum Kontakte zwischen Unternehmen und Partnerhochschulen wie die hochschule21 in Buxtehude, die Leuphana Universität Lüneburg und das IT-Forschungsinstitut OFFIS der Uni Oldenburg knüpft. Maurer: „Mit ersten Unternehmen sind wir bereits im Gespräch. Unser Ziel ist es, im Spätherbst, wenn das 5G-Netz installiert ist, zwei Startprojekte zu realisieren.“ Konkret könne es dabei um die Kommunikation zwischen Drohnen und ihrer Landeplattform gehen, um Telemedizin und den Einsatz von Augmented Reality bei Reparatur- und Wartungsarbeiten.

Die Technik

5G-Technologie schafft die Basis für den Austausch sehr großer Datenmengen. Die Daten kommen von Sensoren und werden über stabile und sichere Mobilfunkstrecken so schnell übertragen, dass es so gut wie keinen Zeitversatz (Latenz) gibt. Beispiel: Nur so kann ein autonomes Fahrzeug sofort bremsen, wenn ein Hindernis auftaucht. Weitere Vorteile: Das Netz ermöglicht eine hohe Gerätedichte; und die Geräte, die sowohl Signale senden als auch empfangen, können mobil unterwegs sein – mit bis zu Tempo 500. 5G ermöglicht zudem eine präzise Positionierung, was beispielsweise beim Einsatz von Robotik wichtig ist. wb

Web: www.wlh.eu