Als Harburg noch Eisenbahnerstadt war . . .

Hier „schwebt“ er ein: Vorstandsmitglied Gorch von Blomberg (links) und Günter Lange, Mitglied der KulturWerkstatt Harburg und Eisenbahner, vor dem neuen alten Waggon. Langes Recherche und Vermittlung hat Harburg den historischen Neuzugang zu verdanken. Foto: Christian Lührs

Erinnerung an alte Zeiten: KulturWerkstatt holt zweiten Güterwaggon an den Lotsekai

Jetzt sind es schon zwei: Die KulturWerkstatt Harburg e.V. hat einen weiteren historischen Eisenbahnwaggon am Lotsekai aufgestellt. Der „gedeckte Güterwagen der Gattung GS“ kam ganz untypisch auf dem Wasserweg: Die in Harburg ansässige Firma Rhenus Midgard setzte den Waggon im Harburger Seehafen per Kran von der Schiene in eine Schute der Firma Walter Lauk, die dann durch die Hafenschleuse und die neue Drehbrücke bis an den Lotsekai gezogen wurde. Beide Unternehmen unterstützten damit die KulturWerkstatt sehr großzügig in ihrem Vorhaben, das Industrie-Ensemble am Lotsekai weiter auszubauen und die Erlebbarkeit der Industrievergangenheit im öffentlichen Raum zu stärken.

Der Waggon misst von Puffer zu Puffer fast elf Meter und wiegt elf Tonnen. Er wird als Werkstatt und Lager eingerichtet, sodass der bereits vorhandene Waggon besser als Ausstellungs- und Bühnenfläche genutzt werden kann. Gebaut wurde er vor mehr als 50 Jahren zum Teil unter Verwendung von Bauteilen früherer Waggons. Die vergangenen zwei Jahrzehnte überdauerte er ausgemustert als „Bahnhofswagen“. Der Waggon konnte schließlich durch eine Spende des Harburger Unternehmers Reinhard Knoche angeschafft werden.

Als ehemaliger Eisenbahner hatte Vereinsmitglied Günter Lange die Kontakte angebahnt: „Ich stamme aus einer der vielen Eisenbahnerfamilien Harburgs, habe selber mein Arbeitsleben dort – und zwar im Ausbesserungswerk Harburg – verbracht. Dort wurden auch diese Wagentypen gewartet. Ich freue mich sehr, dass wir jetzt so einen Wagen erhalten haben. Sie fahren ja nicht mehr. Deshalb engagiere ich mich auch als Mitglied in der Kranwerkstatt.“

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Ein dritter Waggon wird noch gesucht. Alle drei gemeinsam zeigen dann in einer historischen Reihe die Entwicklung der Stückguttransporte bei der Bahn und im Hafen. Das Ausbesserungswerk war übrigens einer der großen Industriebetriebe in Harburg – mit weit mehr als 1000 Mitarbeitern, die hier Lokomotiven und Eisenbahnwaggons reparierten und warteten. Heute ist in den teils erhaltenen Hallen auf dem Gelände zwischen der Hannoverschen Straße und der Schlachthofstraße unter anderem ein Baumarkt zu finden. Hier war das Werk 1885 aufgebaut worden. 1990 wurde es geschlossen. ein/wb

Die Bahn auf dem Wasserweg: Hier wird der Waggon in einer Schute durch den Binnenhafen transportiert. Foto: Christian Lührs

Die Bahn auf dem Wasserweg: Hier wird der Waggon in einer Schute durch den Binnenhafen transportiert. Foto: Christian Lührs

Wer mitmachen möchte beim Umgang mit echter Eisenbahntechnik, bei den anstehenden Überholungsarbeiten und bei der kulturellen Bespielung des Waggon-Ensembles, ist herzlich eingeladen, am jeweils zweiten Dienstag im Monat um 19 Uhr die „Kranwerkstatt“ in den Vereinsräumen am Kanalplatz 6 zu besuchen.

 

 

 

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