Investitionen in die Kajen – Bovenschulte steht klar zur Außenweser-Vertiefung – Grantz: Nachhaltigkeit entscheidendes Zukunftsthema.
Von Klaus Mündelein
„Hafengipfel“ nannte sich die Auftaktveranstaltung des Senats mit Podiumsdiskussion und Grußworten. Der Hafenwirtschaft blieb dabei eher die Zuschauerrolle. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern, wenn an den Details gearbeitet wird, kündigte Bremenports-Chef Robert Howe an. Es wird nicht ohne Hafenbetriebe gehen.
Es sind die Umschlagunternehmen Eurogate und BLG, die derzeit über eine Fusion mit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) verhandeln, und von diesen Verhandlungen wird die Zukunft der Stromkaje stark beeinflusst. Sie sind es auch, die mit ihren Belegschaften die Weichen in Richtung Digitalisierung, Automatisierung und neue Arbeitsstrukturen stellen müssen, um die Herausforderungen durch die starke Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen meistern zu können. Die Politik müsse die Voraussetzungen schaffen, sagte BLG-Chef Frank Dreeke. Mit vernünftigen Kajen und einem Tiefgang, der es den Reedern erlaubt, vollbeladene Schiffe nach Bremerhaven zu schicken.
Widerstände in der Koalition
Bovenschulte und Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) stehen den Fusions-Gesprächen offen gegenüber. „Das ist sinnvoll“, sagte der Regierungschef, der sich als verlässlicher Partner der Hafenwirtschaft präsentieren wollte: „Ja, ich stehe klar zur Vertiefung der Außenweser, die aus ökologischen Gründe kritisch gesehen wird, aber unverzichtbar ist für die Entwicklung des Umschlags an der Stromkaje.“ Dieses Bekenntnis kaschierte bei der Auftaktveranstaltung ein wenig, dass die Landesregierung bei diesen Themen noch Widerstände in der eigenen Regierungskoalition überwinden muss. Selbst die angekündigten Investitionen etwa in die Ertüchtigung der Bremerhavener Stromkaje, die fit gemacht werden soll für riesige Containerbrücken, stoßen auf Vorbehalte.
Grüne und Linke hätten mit Sicherheit applaudiert, als Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) betonte, dass Nachhaltigkeit das entscheidende Zukunftsthema sei. Die Container höher stapeln, mehr Parkregale auf dem Autoterminal, mehr Produktion und Wertschöpfung auf den Flächen.
Martin Rode vom Bund für Umwelt- und Naturschutz hat ähnliche Vorstellungen. Er lobt den Fischereihafen, weil hier Hafenumschlag, Produktion, Dienstleistungen und Wissenschaft vereint sind. Der Umbau der Häfen in diese Richtung sei besser als die Ausrichtung auf mehr Umschlag und Mengen.
Von den Grenzen des Wachstums wollte Howe allerdings nichts wissen. „Entschuldigung, Herr Rode, das ist abwegig“, sagte er. „Es geht nicht, dass alle Container über Rotterdam abgewickelt werden.“ Howe will die Hafenbereiche im Bestand weiterentwickeln, aber auch neue Gebiete nutzen. Der Offshore-Terminal macht für ihn weiterhin Sinn, und er will auch weiterhin vor Gericht für den Hafen kämpfen.
Hoffnung auf die Kreuzfahrt
Gekämpft hat Grantz auch um Kreuzfahrt-Reedereien in der Corona-Krise. „Wir haben die ganze Zeit Kontakt gehalten. Das ist positiv aufgenommen worden“, sagte er. Grantz geht fest davon aus, dass das Geschäft noch in diesem Jahr wieder anziehen wird. Die Landesregierung hat er an seiner Seite. „Wir glauben an die Entwicklung des Kreuzfahrtgeschäfts“, sagte Bovenschulte. Und Schilling: „Wir investieren mit Mut. Darauf zu warten, dass sich die Kreuzfahrtbranche erholt, ist der falsche Weg.“