Viele Jobs in XXL-Halle von Maersk

So soll die künftige XXL-Halle von Maersk im Süden Bremerhavens aussehen. Hier wird mehr geschehen, als nur Paletten abzustellen. Maersk verändert sich von einer Reederei zu einem Logistiker, der den Kunden alle Teile der Lieferkette bietet. Grafik: DHL

Weltgrößte Reederei entwickelt sich zum Logistiker – Bremerhavener Halle ist Teil des Wandels

Von  Klaus Mündelein

Maersk kennen viele als die weltgrößte Container-Reederei. Aber das Unternehmen verändert sich. Die künftige XXL-Halle von Maersk im Süden Bremerhavens ist ein Teil dieser Veränderung. Klar ist bereits, wie viele neue Arbeitsplätze hier entstehen.

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Die Halle, die die Bremer Zech-Gruppe für Maersk baut, wird gigantisch. Fast so groß wie zehn Fußballfelder, dürfte sie die größte Halle in Bremerhaven werden. Diese Expansion im Süden der Stadt war für viele eine Überraschung. Die meisten Bremerhavener kennen das Unternehmen, das am Nordende der Stromkaje von Bremerhaven sehr erfolgreich den North Sea Terminal Bremerhaven (NTB) als Joint Venture mit Eurogate betreibt. Für die Seestadt ist das ein Segen.

Maersk führt Bremerhaven weltweit als einen ihrer acht wichtigsten Häfen und sorgt für ein enormes Umschlagvolumen. Container in alle Welt bringen, das ist das Kern-Geschäft der dänischen Reederei, oder? Fakt ist: Das Unternehmen verändert sich stark, und die XXL-Halle im Süden Bremerhavens ist ein Teil dieser Veränderung.

Das Wort „Lagerhalle“ ist zu schlicht

Das Wort „Lagerhalle“ mag Rainer Horn nicht. Es ist ihm zu schlicht. Er gerät ins Schwärmen, wenn er berichtet, was an Waren in den Logistikhallen von Maersk alles verändert, um- und weiterverarbeitet wird, was an Prozessen und technischen Support dort für die Kunden im großen Stil umgesetzt wird, bis die Waren dann tatsächlich ausgeliefert werden. Horn spricht vom „Warehousing“, um deutlich zu machen, dass hier nicht einfach Paletten auf einen Gabelstapler warten.

Es geht um bedarfsgenaue Lieferungen und die Pufferung von drohenden Engpässen. Ziel von Maersk ist es, die komplette Logistikkette von der Werkbank bis zur Haustür des Endverbrauchers abzudecken. Bereits im Jahr 2025 will Maersk mit der Logistik mehr Umsatz erzielen als mit dem Seefrachtgeschäft.

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Seit 2017 verfolgt Maersk diese Strategie. Damals trennte sich das Unternehmen vom Ölgeschäft mitsamt den Tankern. Es blieb die Sparte Containerschifffahrt mit den Terminals. Der Umsatz halbierte sich. Schwankende Frachtraten und schwankende Preise für die Unmengen von Treibstoff, die eine Reederei braucht, beförderten die Idee, sich anders aufzustellen.

Fortan investierte Maersk in die Logistik, kaufte weltweit Logistikhallen und Warehouses, investiert auch in die Luftfracht. Mit der Pandemie, den Schließungen von Häfen und weltweiten Warteschleifen bei der Abfertigung der Schiffe stiegen die Frachtraten rasant an und bescherten auch der Reederei Maersk enorme Gewinne. Auch wieder in diesem Jahr: Das Unternehmen rechnet mit 30 Milliarden US-Dollar.

Es gibt inzwischen neidische Blicke auf die Gewinne der Reederei. „Zu viel verdient? Wer das sagt, vergisst, dass wir neun Jahre davon nicht genug verdient hatten“, sagt Horn. Die Investitionen in die Digitalisierung seien enorm hoch, auch die Investitionen in die Dekarbonisierung. Maersk kauft neue Schiffe, die mit grünem Methanol angetrieben werden.

Maersk bespielt 9,5 Millionen Quadratmeter Hallenfläche

Einen großen Teil der Gewinne investierte Maersk auch konsequent in den Ausbau der Logistik. Die Anzahl der reedereieigenen Logistikhallen wurde von 230 auf rund 550 weltweit verdoppelt. 9,5 Millionen Quadratmeter bespielt das Unternehmen inzwischen. „Damit sind wir in der Premiere League angekommen“, sagt Horn. Zum Vergleich: Kühne & Nagel, einer der ganz Großen im Gewerbe, komme auf 11 Millionen Quadratmeter. Insgesamt sind bei dem Unternehmen 100.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Maersk arbeitet laut Horn auch konsequent daran, als Logistiker in den digitalen Kanälen vorn mitzuspielen. 38 Milliarden US-Dollar Umsatz wird bereits auf diesem Weg generiert. Allerdings ist Maersk kein Online-Händler. „Wir besitzen die Waren nicht, wir transportieren sie für unsere Kunden“, sagt Horn.

In der Bremerhavener Halle, die im 2. Quartal 2024 betriebsbereit sein soll, rechnet das Unternehmen mit bis zu 300 neuen Arbeitsplätzen. Ein Großteil der Waren wird in Containern über den NTB Bremerhaven erreichen. Die müssen alle in den Süden der Stadt kommen. „Bei der Verkehrsleitfrage ist es auch noch zu früh, etwas Konkretes zu sagen, aber unser Projektmanager hat das Thema auf seiner Liste“, sagt Horn. Anzunehmen ist, dass die Fracht über Hafentunnel und Autobahn in den Süden gebracht wird.

Über den oder die Kunden, die Maersk in der Halle bedienen wird, gibt es schon Gerüchte in der Stadt. Von einem großen Sportartikelhersteller ist die Rede. Aber das bestätigt Horn nicht. Es sei noch zu früh, etwas Konkretes zu sagen. Weiter sei man in Duisburg. Dort gibt es jetzt den ersten Spatenstich für eine weitere XXL-Halle, die über den Rhein aus Rotterdam und Antwerpen mit Containern beliefert wird.