Agrar: Die technische Komponente

Lanz BulldogDas Urgetüm, Lanz Bulldog von 1928

Technologie ist nicht nur ein aktuelles Thema, sondern auch ein historisches. Am Beispiel der Landwirtschaft wird deutlich, wie die Maschinen die Muskelkraft des Menschen ersetzt und die Erträge erhöht haben. Die Landtechnische Sammlung des Freilichtmuseums am Kiekeberg bietet tiefe Einblicke in die Agrar-Technologie. Für B&P hat Professor Dr. Rolf Wiese, Vorstand der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg, die technologische Entwicklung beschrieben.

Nachdem die Entwicklung der Landwirtschaft jahrhundertelang „besonders in der Heide” stagniert hatte, entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Ansätze zu Veränderungen. Georg III. von Hannover (und König von England) leitete nach englischem Vorbild wichtige Änderungen ein. So wurde 1764 in Celle die „Königliche Kurfürstliche Landwirtschaftsgesellschaft“ gegründet. Die Gesellschaft hatte das große Ziel, zur Verbesserung der Situation in der Landwirtschaft beizutragen. In dieser Gesellschaft arbeitete ab 1780 auch Albrecht Thaer, der als einer der Begründer der rationellen Landwirtschaft anzusehen ist.

Kurz nach 1800 wurde der Staat, das Königreich Hannover, aktiv. Zur Besserung der gesamtwirtschaftlichen Situation im Königreich Hannover wurden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts umfangreiche Agrarreformen initiiert. Die gesetzlichen Veränderungen bewirkten einen bis dahin unvorstellbaren Umbruch in der Landwirtschaft. Zur wohl wichtigsten Einflussgröße wurde die individuelle Entscheidungsfreiheit des Bauern. Jetzt konnte er selbst über seinen Grund und Boden bestimmen. Er konnte die Art der Bewirtschaftung selbst auswählen und spürte somit direkt Erfolg oder Misserfolg seiner Arbeit.

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Erste Landmaschineneinsätze zwischen 1850-1890

Sowohl die Agrarreformen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts als auch veränderte politische Verhältnisse beeinflussten die Technisierung auf dem Lande. Nach der Übernahme des Königreiches Hannover durch Preußen (1866) wurde 1868 die Gewerbefreiheit eingeführt. Bald darauf entstanden in vielen Orten kleine Handwerksbetriebe, die erste, oft noch sehr einfache Landmaschinen herstellten.

Parallel dazu entwickelte sich Preußen zur Industriemacht. Zur Versorgung der in den Industriezentren Tätigen waren ständige Produktionssteigerungen in der Landwirtschaft notwendig, die sowohl über verbesserte Anbaumethoden als auch über zunehmende Maschineneinsätze ermöglicht wurden. Auch die verarbeitenden Betriebe wurden immer professioneller, zum Beispiel bei der Milchverarbeitung. Wesentliche Entwicklungen der Landtechnik wurden aus England und Amerika übernommen. Diese neuen Geräte wurden jedoch in unserer Region nur sehr vereinzelt eingesetzt.

Technisierung von 1890-1950

Typisch für diese Phase ist u. a. der gleichzeitig vorhandene Einsatz von Landmaschinen unterschiedlicher technischer Entwicklungsstadien. So wurden beispielsweise bei der Ernte die unterschiedlichsten Maschinen und Geräte verwendet. Neben der Sense wurden der Grasmäher und der Flügelmäher (Ableger) sowie der Selbstbinder zum Mähen des Getreides eingesetzt; vereinzelt wurde bereits mit Mähdreschern gearbeitet.

Eine weitere sehr wichtige Veränderung entwickelte sich im Bereich der Antriebskräfte. Der Benzin- und später Dieseltraktor nahm in zunehmendem Maße Einfluss auf die Arbeitsabläufe auf Hof und Feld.

Übergang zur Vollmechanisierung 1950-2016

Kennzeichnend für die letzte Phase der Entwicklung der Landwirtschaft ist die Vollmotorisierung. Der Einsatz von Traktoren auf nahezu allen Höfen setzte ab 1950 ein. Die Traktoren wurden immer leistungsfähiger (höhere PS-Leistungen) und erhielten serienmäßig für den universellen Einsatz wichtige technische Neuerungen wie den Frontlader, die Zapfwelle und die Dreipunkthydraulik.

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Regionale Landmaschinenhersteller

Die beschriebene Entwicklung der Landwirtschaft und der damit verbundene Bedarf an Landmaschinen wurde ab 1880/90 auch durch regionale Landmaschinenhersteller gedeckt. Aus der Vielzahl regionaler Hersteller hier beispielhaft drei Betriebe (oben rechts), um zu zeigen, wie breit die Angebotspalette dieser Hersteller war.